Ein schwarzes Schaf hebt sich sprichwörtlich – leider negativ – von der Masse ab. Von daher: Kann das ein Name für ein Restaurant sein? Ja! Wenn man sich nicht selbst klein macht und die Bedeutung des Ausdrucks einfach positiv dreht: Seht her, wir fallen auf! Seht her, was wir bieten! Ich vermute, dass das die Inhaber Torsten Lehnert und Jens-Oliver Schaefer noch ein wenig lernen müssen.
Ihnen scheint gar nicht so richtig bewusst, was für ein Juwel in ihrem Gastrokonzept steckt. Und wie hell es strahlen kann, wenn sie Feinjustierungen vornehmen. Dieses fast schon wohnzimmerhafte Lokal besitzt Charme. Die schneeweißen Tischdecken, das Holz und die grauen Sitzflächen der Stühle und Bänke wirken edel und strahlen Gastfreundlichkeit aus.
Dennoch muss sich der Gast in diesem baulich bedingten Schlauch beim ersten Mal erst zurechtfinden. Wenn meine Begleitung und ich recht zügig die Garderobe abgenommen bekommen hätten und ein wenig mehr durch die Räumlichkeiten dirigiert worden wären, hätten wir uns vermutlich noch schneller heimisch gefühlt.
Die Küche machte jedenfalls schon bei der Recherche Lust. Eine stark reduzierte Karte mit fünf Vorspeisen, fünf Hauptgerichten, einem Dessert sowie einer tagesaktuellen Empfehlung für jeden Gang zeugt davon, dass sich „Das schwarze Schaf“ auf wenig konzentriert.
Dafür aber auf Frische und vor allem Qualität setzt. Eine gute Entscheidung. Speisekarten, die so dick wie Romane ausfallen, bringen dem Gast nichts, wenn die Hälfte davon dann mithilfe von Fertigprodukten entsteht. Diese Ausrichtung trug übrigens dazu bei, dass wir uns in Richtung Fedelhören aufmachten.
Der Wildkräutersalat mit Rote Bete, gratiniertem Ziegenkäse und Balsamico-Honigvinaigrette kam solide auf den Teller. 8,90 Euro sind hierfür ein fairer Preis. Gut kalkuliert sind auch die 5,90 Euro für die tomatisierte Kichererbsensuppe mit Lauchstreifen, die ich mir sämiger vorstellte. Zu meiner Überraschung befanden sich viele Karottenwürfel und ganze Kichererbsen darin. Aber ich habe sie gerne gegessen.
Der Kampf lohnte sich
Die beiden Hauptgänge bestimmten ganz klar den Abend und bleiben in Erinnerung. Das Wildragout mariniert mit Kurkuma und Kürbiskernen (18,90 Euro) meiner Begleitung war ein Gedicht. Ideal passte dazu das Apfelkompott mit seiner feinen Zimtnote. Besonders raffiniert machte es sich zum Fleisch. Hinter den Mafaldine verbargen sich Strumpfbandnudeln, und die zu essen, das erforderte wahrlich einige Kunstgriffe.
Entweder rutschten sie ständig von der Gabel oder sie hingen vom Löffel. Der Kampf lohnte sich, denn die Brandysoße, in der die Nudeln ruhten, rundete das Gericht erst ab. Ähnliche Begeisterung lösten die Tortiglioni mit Kaninchen (15,80 Euro) aus. Dessen Fleisch gerät ja schnell trocken, aber der Koch traf den richtigen Garpunkt. Mit der Feige, den schwarzen Oliven und dem Basilikum wirkte alles mediterran und das Chili entfaltete nach und nach seine Pikanterie, was der Soße gut tat.
Als tolle Idee stellten sich die karamellisierten und wunderbar knackigen Haferflocken zur geeisten Frischkäsecreme mit Passionsfruchtsoße (6,20 Euro) heraus. Ein schöner Abschluss eines angenehmen Abends. Vermutlich würde ein Schaf – egal, ob schwarz oder weiß – ein glückliches Mäh ausstoßen.
Fazit: Mit ein paar kleinen Angleichungen lässt sich aus dem „Schwarzen Schaf“ noch einiges mehr rausholen. Aber schon jetzt bietet das Restaurant ein Essen, das einfach Freude macht.
Das schwarze Schaf, Fedelhören 36, 28203 Bremen, Telefon: 0421 2761724, Montag bis Sonnabend ab 18 Uhr geöffnet (Küche bis 22 Uhr), barrierefreier Zugang über den Hintereingang möglich, Internet: www.dasschwarzeschaf.net