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Steine statt Lampen Das Blaue Band in Vegesack ist endgültig Geschichte

Viel Kritik und Spott hat das Blaue Band in der Fußgängerzone in den vergangenen Jahren geerntet. Jetzt ist das Ende in Sicht. Im Frühjahr werden die Lampen durch gestaltete Steine ersetzt.
24.10.2017, 15:31 Uhr
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Von Ulf Buschmann

Das Blaue Band ist bald Geschichte. Wenn alle Beteiligten mitspielen, sollen die Umbauarbeiten im Frühjahr beginnen: Die blauen Leuchten werden gegen gestaltete Pflastersteine ausgetauscht. Die Ideen für die Motive sollen von Kindern aus den Schulen und Kindertagesstätten des Stadtteils kommen. Die Umsetzung übernimmt Steinmetz Martin Tosonowsky aus Fähr-Lobbendorf. Welche Motive das Rennen machen, entscheidet später eine Jury. Auf diesen groben Fahrplan haben sich am Montagabend die Mitglieder des Vegesacker Beiratsauschusses für Stadtentwicklung, Tourismus, Kultur und Wirtschaft geeinigt.

Einig waren sie sich alle zumindest im Grundsatz darüber, dass die von der zuständigen Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) angesetzten und von der Wirtschaftsdeputation bewilligten Kosten in Höhe von 106 000 Euro für die Umwandlung sehr hoch seien. Jürgen Opielka als Vertreter der Wirtschaftsförderung wurde deshalb aufgefordert, nachzurechnen und die einzelnen Kostenpositionen aufzulisten. Die Abstimmung fiel eindeutig aus: Sechs Ausschussmitglieder waren letztlich für den Ausbau, einer dagegen.

Die Gegenstimme kam von Cord Degenhard, Fraktionssprecher und Landesvorsitzender der „Bürger in Wut“ (BIW). Dass die Stadtgemeinde zur Entsorgung des Blauen Bandes noch einmal mehr als 100.000 Euro ausgeben möchte, leuchte ihm nicht ein, kritisierte er. Degenhard schob hinterher: „Die Fraktion von ,Bürger in Wut' zieht ihre Zustimmung zum Beiratsbeschluss vom 11. Mai zurück.“

Grundsatzbeschluss steht

CDU-Ausschussmitglied Albert Riskalla wäre es recht gewesen, wenn sich der Vegesacker Beirat angesichts der 106.000-Euro-Marke noch einmal grundsätzlich mit dem Thema befasst. Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt wies allerdings darauf hin, dass der Beirat nicht nur einen Grundsatzbeschluss gefasst habe. Vielmehr habe das Gremium erst am vergangenen Donnerstag 2000 Euro aus seinem eigenen Topf für das Projekt bewilligt – „vier Tage zuvor inklusive Wochenende“, wie Dornstedt süffisant anmerkte.

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Degenhards Sicht der Dinge wollten unterdessen Thomas Pörschke (Grüne) sowie Ausschuss- und Beiratssprecher Jürgen Hartwig (SPD) nicht stehenlassen. Die kommenden Arbeiten machten „noch einmal Schmerzen, dann sind wir damit durch“, sagte Hartwig. Auch für Pörschke fiel das alles unter die Rubrik „Liebe ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“. Der Kommunalpolitiker der Grünen befand, dass das Blaue Band inzwischen eine „schlechte Visitenkarte“ für Vegesack sei.

Die 2000 Euro des Beirates sind dessen Beitrag zur Entlastung der Stadtkasse. Denn im Beschluss vom 11. Mai steht auch, dass sich die in der Fußgängerzone ansässigen Geschäftsleute durch Spenden an den Kosten beteiligen können. Sie haben nach Auskunft von Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt bislang insgesamt 6775 Euro beigesteuert – macht insgesamt 8775 Euro. Während der Diskussion kam ein weiterer Vorschlag auf: Auch die Bürger des Stadtteils könnten sich als Sponsoren an der Aktion beteiligten. Ein Stein koste etwa 90 Euro, informierte Dornstedt. Opielka versicherte: „Die Steine, die wir verwenden werden, sind baurechtlich abgenommen.“

Wann es mit der Umgestaltung des Blauen Bandes losgeht, ist laut Wirtschaftsförderer nicht vorgegeben. „Das liegt in ihrem Ermessen, ich richte mich nach Ihnen“, sagte er. Dornstedt schlug vor, die Baukolonnen „nach dem Ende der Frostperiode“ anrücken zu lassen. Damit waren die Ausschussmitglieder einverstanden. Bis dahin werde die Zeit genutzt, um die Schulen und Kindertagesstätten anzusprechen, damit sie sich an einem Wettbewerb beteiligen.

Jury bewertet Entwürfe

Die Entwürfe sollten, so Dornstedt, „von einer kleinen Jury bewertet werden. Zu ihr gehören neben dem Ortsamtsleiter der Ausschuss-Sprecher sowie Steinmetz Tosonowski und der Nordbremer Gerhard Demmler. Er hatte bereits 2009 einen Bürgerantrag zum Ende des Blauen Bandes beim Ortsamt eingereicht. Während Tosonowksi die Entwürfe unbedingt sehen müsse, wie er auf Rückfrage des Ortsamtsleiters einwarf, zeigte sich der Bürger zurückhaltend „Das möchte ich eigentlich nicht.“

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Parallel zur Arbeit der Jury schreibt die WFB den Auftrag nach geltendem Recht europaweit aus. Die Firmen sollen die alten Lampen aus dem Pflaster ausbauen und gleichzeitig die neuen Steine einsetzen. Die Anschlusskabel werden in der Erde bleiben. Albert Riskallas Vorschlag, angesichts der Kosten die Lampen nur dann zu ersetzen, wenn eine von ihnen kaputt sei, fand keine Mehrheit. Was nicht ausgetauscht wird, sind laut Opielka die Baum- und Fassadenstrahler. Deren Glühlampen sollten – ebenfalls laut Beiratsbeschluss vom Mai – gegen LEDs ausgetauscht werden. Allerdings, so der Wirtschaftsförderer, seien seitens der LED keine Bausätze mehr lieferbar.

Für den Gestaltungswettbewerb der Steinmotive werden die Schulen und Kitas im Stadtteil Vegesack vom Ortsamt angeschrieben. Bürger, die Geld für einen Pflasterstein spenden möchten, können sich unter den Telefonnummer 361-7222 oder unter der E-Mail-Adresse office@oavegesack.bremen.de ebenfalls an das Ortsamt Vegesack wenden. Die Abwicklung der Spenden erfolgt aus rechtlichen Gründen über den Stadtgartenverein, dessen Vorsitzender traditionell der Ortsamtsleiter ist.

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