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Kolumne 0421 Ein bisschen Bremen ist ja überall: Vorsicht mit den Osterglocken!

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Obernstraße, Osterglocken, Fußball.
19.04.2025, 05:10 Uhr
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Ein bisschen Bremen ist ja überall: Vorsicht mit den Osterglocken!
Von Oliver Matiszick

Wohin immer auch die Wege des Urlaubs führen: Der Grad der Erholung lässt sich zumindest in meinem Fall unter anderem daran bemessen, wie sehr ich mich über eine Erinnerung an Zuhause freue. Dort soll es ja sowieso am schönsten sein. An dieser These kamen mir allerdings leise Zweifel, als zu Anfang der Woche die Nachricht eines Freundes auf dem Handy aufpoppte: „Obernstraße. Es tut sich was“. Angehängt hatte er einen kurzen Film, in dem sich ein Abrissbagger engagiert durch den Restbestand eines sechsstöckigen Hauses arbeitete, nur einen Steinwurf von meinem Büro im Pressehaus entfernt. Und nachdem ich dort schon sehr lange sehr intensiv in den Entstehungsprozess des Neuen Essighauses schräg gegenüber eingebunden war, ist mein Bedarf an Bauvorhaben in der Nachbarschaft hinreichend gedeckt. Da freut man sich doch gleich doppelt darüber, gerade an einem anderen Ort zu sein.

Wobei: Auch dort holt einen das 0421-Land ja an allen Ecken und Enden ein. Was zugegebenermaßen auch daran liegen dürfte, dass es sich bei meinem traditionellen Ostereiland – von meiner Tochter mitunter bedauert, womöglich sogar kritisiert – nicht etwa um ein exotisches wie Bali handelt, sondern ein ostfriesisches quasi vor der Bremer Haustür. Weshalb es dort (im Gegensatz zu Bali, nehme ich an) fast zwangsläufig einen Werder-Freundeskreis gibt, der unter anderem dadurch auf sich aufmerksam macht, dass er der Insel in diesen Wochen optisch seinen Stempel aufdrückt.

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Denn seit einigen Jahren stiften die örtlichen SVW-Fans immer wieder eine große Menge Narzissenzwiebeln – die die Gemeinde dann setzen lässt, auf dass jeden Frühling ein paar Straßenzüge mehr in fröhlicher Blüte der Osterglocken stehen. An denen können sich schließlich alle erfreuen, auch dann, wenn sie mit Werder Bremen nichts am Hut oder der Seemannsmütze haben. Das soll hier und dort vorkommen.

So wie bei dem Vater-Sohn-Duo, das ich dieser Tage auf den letzten Metern meiner Laufrunde zu umkurven hatte, weil es weite Teile von Straße und Gehweg zum Fußballspielen benötigte. Ein auf die Seite gelegter Bollerwagen diente als Tor, das der vielleicht achtjährige Junge gegen die väterlichen Schussversuche verteidigte. Er trug ein textmarkergelbes Trikot, dessen Wappen ihn als Fan von Arminia Bielefeld auswies. Ein Umstand, der den Menschen des 0421-Lands seit dem DFB-Pokalviertelfinale vor ein paar Wochen einigen Respekt abnötigen sollte – selbst dann, wenn sie nach ihrem jämmerlichen Trab ziemlich aus der Puste sind. „Fii-naaa-le!“, keuchte ich dem Jungen also entgegen, „ich hoffe, das gewinnt ihr auch noch. Habt ihr euch verdient.“ Er strahlte mich an, ein paar Meter entfernt lachte der Vater auf. „Bayer?“, wollte er von mir wissen. „Werder“, gab ich zurück, „und passt beim Kicken auf die Narzissen auf.“ Da war ich schon fast um die Kurve und rief dem etwas ratlosen Gespann nur noch zu: „Bremen ist ja überall. Schöne Ostertage!“

Ihnen natürlich auch.

Tagebucheintrag: Tatsächlich freue ich mich jetzt auf die Rückkehr ins Büro, Abrissarbeiten in der benachbarten Obernstraße hin oder her. Schließlich steht Ostern ja für Erneuerung.

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