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Kolumne 0421 Mit Löwenzahn in die Karwoche: Von guten Mächten wunderbar geborgen

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Postdienste, Wildbienen, Bonhoeffer.
12.04.2025, 05:00 Uhr
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Mit Löwenzahn in die Karwoche: Von guten Mächten wunderbar geborgen
Von Oliver Matiszick

Die Klage, dass auf die Post – in meiner bundesrepublikanischen Kindheit gleichermaßen Pfeiler wie Beleg für die Leistungsstärke eines gut organisierten Staatswesens – zumindest in meinem Teil des 0421-Lands kein Verlass mehr ist, haben Sie an dieser Stelle schon öfter lesen müssen. Eine Wiederholung erspare ich Ihnen daher, kann mir den kleinlichen Hinweis, dass ein Teil der Weihnachtspost vor dem nahenden Osterfest noch immer auf der Vermisstenliste steht, aber nicht verkneifen. Sei’s drum. Denn es gibt ja Alternativen zur Briefpost.

Wenn Sie etwa mit dem, was Sie hier lesen, nicht vollumfänglich einverstanden sein sollten, empfiehlt sich angesichts postalischer Minderleistungen eine Mail an die Redaktion als schnellste Art der Nachrichtenübermittlung. So konnte ich am Donnerstag dieser Woche der Leserbriefseite entnehmen, dass Hajo K. mit meinem letztkolumnigen Ansinnen, dem Löwenzahn im Rasen den Garaus zu machen, so gar nicht übereinstimmt. Weil der Frühblüher Löwenzahn von Wildbienen als wichtige Nektar- und Pollenquelle benötigt wird. Und da ich Hajo K., der nicht nur Leser unserer geschätzten Qualitätszeitung, sondern gleich auch Bremens profiliertester Landwirt ist, in der Löwenzahn-Wildbienen-Sache eine gewisse Expertise unterstellen darf, leiste ich hiermit Abbitte: Es wird nicht wieder vorkommen. Die Botschaft, dass ich der Natur mehr Raum geben soll, hat mich – ganz ohne Post! – erreicht.

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Und fast so, als hätten sie sich abgesprochen, versucht nunmehr die Gemeinde Prien am Chiemsee, mich zum besseren Naturmenschen zu machen. Keine Ahnung, wie die auf mich gekommen sind, aber die Aufforderungen, bei ihnen in Süddeutschland unbedingt am Waldbaden teilzunehmen, häufen sich in meinem Maileingang. Schließlich zeigen Studien, dass sich ein Aufenthalt im Wald positiv auf das Immunsystem auswirkt, die Stresshormone senkt und sogar die Stimmung verbessert. Außerdem reguliert ein Waldbad den Blutdruck, senkt die Herzfrequenz, steigert die Konzentration und regt das kreative Denken an. Da bin ich als allzu häufig unkreativer Kassenpatient aus dem Norden doch sofort interessiert – zumal in unserem platznotleidenden Bundesländchen nur ein Prozent der Fläche als bewaldet erfasst ist.

Da ich aber so spontan keinen Trip an den Chiemsee einrichten kann, sondern auf dem Weg zu meiner Osterinsel bin, die – mitsamt eines kleinen Wäldchens – in der Nordsee liegt, halte ich mich in Sachen Geborgenheit aus gegebenem Anlass an Dietrich Bonhoeffer. Sollte es Ihnen entgangen sein: Der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer ist vor ziemlich genau 80 Jahren, am 9. April 1945, von den Nationalsozialisten ermordet worden. Die siebte und letzte Strophe seines wohl bekanntesten Gedichts erscheint mir im April 2025 aktueller denn je: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.

Kommen Sie zollfrei und gut in die Karwoche.

Tagebucheintrag: Lieber Hajo K., ich freue mich schon jetzt wie wild (ohne Bienen) auf die Erdbeerzeit. Dann komme ich als Selbstpflücker gerne auf Ihrem Hof vorbei – auf dass wir die Löwenzahn-Sache direkt besprechen.

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