Die „ganze Welt unter einem Dach“, so lautete die Leitidee von Hugo Schauinsland, dem Gründungsdirektor des Übersee-Museums. Offiziell öffnete das Museum 1896 – ein Jahr, in dem die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit stattfanden und Kaiser Wilhelm II. Deutschland regierte. Schon einige Jahrhunderte vorher wurden im „Gymnasium illustre“ des Bremer Katharinen-Klosters Objekte wie ausgestopfte Gänse und Schlangenhäute gesammelt. Diese Sammlungen wanderten später in den Fundus des Übersee-Museums.
Viele Artefakte, darunter Objekte aus der ägyptischen Sammlung, beschaffte Hugo Schauinsland während seiner Reisen nach Angaben des Museums noch selbst. Gute Kontakte zu Händlern und Forschern halfen somit, den Bestand des Museums zu füllen. Welchen Weg die Objekte bis in die Vitrinen und Kartons des Übersee-Museums nahmen, und inwiefern sie zu Unrecht dort landeten, damit befasst sich heute eine eigene Abteilung.
Mithilfe der sogenannten Provenienzforschung soll die Herkunft der Museumsartefakte geklärt und untersucht werden, ob sie etwa durch Diebstahl, Enteignungen und Tausch zur Sammlung hinzukamen. Erst im Februar hatte das Museum menschliche Überreste nach einem Rückgabegesuch an eine hawaiianische Delegation zurückgegeben. „In den vergangenen Jahren hat sich in Europa ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür ausgebildet, dass es insbesondere aus ethischen Gründen dringend geboten ist, eingehend zu untersuchen, unter welchen Umständen die Sammlungen von Museen entstanden sind", sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) zu diesem Anlass.
Seine historische Positionierung arbeitet das Übersee-Museum, das zwischen 1935 und 1945 zuerst in das „Deutsche Kolonial- und Übersee-Museum“ und dann in das „Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde“ umbenannt wurde, in der Dauerausstellung "Spurensuche – Geschichte eines Museums“ auf. Auch das Übersee-Museum wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Eine Sprengbombe verwüstete das Gebäude im Dezember 1943. Der Lichthof, das architektonische Herz des Museums, wurde zerstört. Das Museum galt als Totalschaden. Manche Objekte, etwa eine ausgestopfte Gruppe von Löwen, gingen durch den Einschlag verloren. Ein Teil der Sammlung war zuvor von Mitarbeitern ins Umland verschickt und somit in Sicherheit gebracht worden. Wenige Jahre später öffnete das Übersee-Museum wieder – und erfreut sich bei Bremern und Besuchern der Stadt bis heute großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr feierte das Haus seinen 125. Geburtstag.