Die Diskussion um öffentliche Toiletten in Bremen geht weiter: Wir hatten unsere Leserinnen und Leser gefragt, an welchen Stellen die Stadt öffentliche Toiletten braucht. Das sind die Ideen.
Rund um den Hauptbahnhof, an den Ecken des Weihnachtsmarktes, auf den Wegen zum Weserstadion, an der Diskomeile oder im Viertel – sobald Menschen in Massen zusammenkommen, Bier, Glühwein oder andere alkoholische Getränke zu sich nehmen, muss die zugeführte Flüssigkeit irgendwo wieder hin. An den Häuserfassaden, in den dunklen Ecken oder den Vorgärten finden sich dann die stinkenden Pfützen der Wildpinkler.
Die Schuldigen sind dann überwiegend die Herren, das geht auch aus zahlreichen Mails hervor, die die Leser und Leserinnen des WESER-KURIER uns zugeschickt haben. Wir hatten die Frage gestellt, an welchen Stellen die Stadt Bremen öffentliche Toiletten braucht.
Vor allem das Freiluft-Pissoir zwischen dem Bremer Hauptbahnhof und dem Cinemaxx sorgt weiterhin für Diskussionen. Die grüne Metallkonstruktion ohne Dach ist von der Stadt als Versuch installiert worden, dem drängenden Problem beizukommen. Doch mit dem Standort sind nicht alle zufrieden. Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Claas Rohmeyer hatte über Twitter angemerkt, dass direkt daneben ein Stück original Berliner Mauer steht und es immer noch Menschen gebe, die sich über die Einheit freuen und nicht darauf pinkeln wollen.
Hoteldirektorin ärgert sich über Freiluft-Pissoir
Unzufrieden ist auch Hoteldirektorin Anja Ambroselli, die seit knapp neun Jahren das Star Inn Hotel Columbus am Bahnhofsplatz leitet. Das grüne Open-Air-Pissoir steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite direkt vor dem Haupteingang, gut einsehbar vom Restaurant und den Zimmern des Hotels. „Warum genau dieser Platz, mitten im Fußgängerweg, ausgewählt wurde, erschließt sich mir leider nicht. Vielmehr würde ich es als Gastgeberin des Hotels begrüßen, solch ein Pissoir auf die Seite des Breitenweges zu stellen. Nicht nur die umliegenden Geschäfte und Hotels würde dies freuen, sondern sicher auch die zahlreichen Fahrgäste und Busfahrer“, sagt Ambroselli.
„Es wäre wünschenswert, dass bei der Diskussion um männliche Wildpinkler die Belange der Frauen nicht aus dem Blick gerieten“, schreibt Katrin May. Die haben nämlich die gleichen Bedürfnisse, können sich im Notfall aber nicht an den nächsten Baum oder die nächste Häuserwand stellen. May würde die Einrichtung von weiteren „netten Toiletten“ im gesamten Stadtgebiet sehr begrüßen.
Konstantinos Kostelidis, Geschäftsführer der Classico Hotel & Gastronomie, verweist auf andere touristische Städte im Süden und Norden Europas, wo es öffentliche Toiletten samt Hinweisschilder gebe. Nur in Bremen sei dies nicht der Fall. „Bei Massenveranstaltungen am Marktplatz zum Beispiel werden die Cafés und Bistros überrannt. Die eigenen Gäste müssen sich dann anstellen, bis sie die Toiletten benutzen dürfen. Ein untragbarer Zustand“, so Kostelidis.
Auch in der Pauliner Marsch fehlen Toiletten
Einen ganz anderen Standort für eine öffentliche Toilette wünscht sich Fritz Schütt, Vorsitzender der Bremer Turnvereinigung von 1877. Er findet es schade, dass in der Pauliner Marsch, seiner Meinung nach eines der schönsten Erholungsgebiete der Stadt, keine Toiletten gibt. „Ich habe in den vergangenen Jahren schon Anläufe genommen, um mich für eine öffentliche Toilette in der Pauliner Marsch einzusetzen, aber leider ohne Erfolg“, schreibt Schütt.
Auf dem Vereinsgelände sehe es zwar nicht ganz so schlimm aus und es stinkt auch nicht so wie am Bahnhof, aber die Vereinsmitglieder könnten ein Lied davon singen, wie auf dem Gelände nicht nur uriniert werde. „Unser Komposthaufen dient auch immer wieder als Toilette für andere Ausscheidungen“, so Schütt. Zudem sei zu berücksichtigen, dass der Verein für Kleinkinder einen Spielplatz unterhalte und sich dort immer wieder unschöne Dinge im Gebüsch wiederfinden.
Martina Hering ist ein weiterer Ort aufgefallen. An der Domsheide, sowohl am BSAG-Turm, als auch am Eingang in die Post (alter Eingang zu den Postfächern), rieche es an manchen Tagen nicht sehr angenehm. Dort fehle ebenfalls eine öffentliche Toilette.
"Nette Toiletten" sind sonntags geschlossen
An der Straße Am Wandrahm und am Domshof hat Alfred Schmidt-Petzold die stinkenden Spuren wahrgenommen. Es sei ein Armutszeugnis für eine Stadt wie Bremen, die über die hohen Kosten der öffentlichen Toiletten klagt, das Geld aber an anderer Stelle mit beiden Händen zum Fenster hinaus werfe. „Eine schöne Visitenkarte für Einheimische und Besucher der Stadt ist das nicht“, so Schmidt-Petzold.
Auch Anke Krohne, Fraktionssprecherin der Linken im Beirat Bremen-Blumenthal, erinnert daran, dass bei dem Thema auch die Frauen einbezogen werden sollten. Sie schlägt vor, die nicht aktuelle Liste auf der Internetseite der Bremer Touristik-Zentrale (BTZ) unter Website www.bremen-tourismus.de zu überprüfen, vor allem auf Frauentauglichkeit. Sie macht sich für öffentliche Toiletten auf oder an der Bahrsplate in Blumenthal stark.
„Dort gibt es einen Fußballkäfig, eine Discgolfanlage, eine Fähre – aber keine Toilette“, so Krohne. Ein entsprechender Antrag der Linken sei vom Beirat abgelehnt worden. In Vegesack habe man nur eine Chance, wenn man sich gut auskennt. In der Fußgängerzone seien noch einige „nette Toiletten“ eingezeichnet, allerdings gibt es die ihres Wissens nach auch nicht mehr alle. Die meisten seien in Lokalen, also nur zu deren Öffnungszeiten zugänglich. Sonntags? Fehlanzeige.