Der Dauerbrenner Domshof bekommt neuen Zunder: Die Wirtschaftsbehörde lobt einen Wettbewerb für die Gestaltung des größten Platzes in der Bremer Innenstadt aus. An diesem Freitag wird dafür nach Auskunft des Ressorts der Auftrag vergeben. Bis Ende März kommenden Jahres soll das Ergebnis feststehen. „So viel, wie über den Domshof in den vergangenen Jahren diskutiert wurde, muss jetzt schnell etwas passieren“, erklärt Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Sie wünsche sich kurze Fristen für die Projekte. „Bis Ende 2023 steht dafür noch eine Million Euro zur Verfügung, und die möchte ich ausgeben“, so die Senatorin.
Vogt will nach eigenen Worten den Konzepten, die der Wettbewerb bringen soll, nicht vorgreifen, sie nennt aber ein paar Eckpunkte: mindestens einen, möglicherweise auch ein paar mehr feste Stände auf dem Platz. Vorbild soll der sogenannte Genusspavillon mit angeschlossenem Gartenlokal und kleiner Veranstaltungsbühne am Neptunbrunnen sein. „Ein tolles Angebot, das zeigt, was auf dem Domshof möglich ist“, sagt die Senatorin. Eine Bebauung wie auf dem Viktualienmarkt in München schließt sie mehr oder weniger aus: „Davon gehe ich nicht aus, es muss genügend Platz für Events bleiben.“ Vorstellbar sei zum Beispiel, Großbildleinwände aufzustellen, um darauf Live-Konzerte abzubilden, die in der ÖVB-Arena stattfinden: „Nicht jeder und jede kann sich die teuren Tickets leisten.“
Zweiter Punkt auf der Agenda der Senatorin ist der Bunker unter dem gut 8000 Quadratmeter großen Platz. Vor einigen Jahren sollte er mal als Lagerstätte für Dokumente des Staatsarchivs genutzt werden. Das hatte sich spätestens mit dem Plan für einen Anbau am alten Standort der Behörde am Präsident-Kennedy-Platz erledigt. Den Finger gehoben hat auch das Mobilitätsressort von Senatorin Maike Schaefer (Grüne). Schaefer will in dem Luftschutzbunker, der während des Krieges bis zu 2700 Menschen Platz bot, ein Fahrradparkhaus einrichten. Es gibt dazu eine Machbarkeitsstudie, demnach könnten rund 2000 Fahrräder untergebracht werden.
Vogt hat nichts dagegen, beansprucht aber ebenfalls einen Teil der Fläche, ungefähr ein Drittel: „In dem Bereich könnte es öffentliche Toiletten geben, die in der Innenstadt ohnehin dringend benötigt werden.“ Als weitere Nutzungen schweben ihr Konzerte vor, Beat im Bunker sozusagen, außerdem Veranstaltungen des unmittelbar benachbarten Ratskellers. Auch könnte die unterirdische Fläche als Lager oder Kühlgelegenheit für die Ware der Marktbeschicker dienen. Drittens sollte nach Auffassung der Senatorin versucht werden, die Erdgeschosslagen einzelner Gebäude rund um den Domshof zu aktivieren: „Das könnte als Erstes die Kassenhalle des Landesbankgebäudes sein.“
Was geschieht aber mit dem Wochenmarkt, der dort an sechs Tagen stattfindet? Immer wieder gibt es Klagen über das Erscheinungsbild: ausgefranst und mit so vielen Lastwagen und Pkw bestückt, dass man fast von einem Parkplatz sprechen könnte. „Der Markt wird sich verändern müssen“, sagt Vogt. In einem ersten Schritt habe er das getan, mit der Einführung des „Feierabendmarktes“ an jedem zweiten Freitag im Monat: „Das ist super angenommen worden.“ Ziel sei, den Markt künftig einmal wöchentlich stattfinden zu lassen. Schwerpunkte seien Biowaren, regionale Produkte und die Präsentation von Firmen mit frischen Ideen aus dem Lebensmittelbereich.
Die gewünschte neue Ausrichtung des Wochenmarktes wird Teil der Aufgabenstellung für den Domshof-Wettbewerb sein, kündigt Innenstadtmanager Carl Zillich an: „Der Markt sollte eine Größe haben, die ihn kompakt macht.“ Man müsse ihn durch die touristische Brille betrachten, er müsse ansehnlich sein. Doch wie diesen Anspruch erfüllen? Nur noch drei Tage in der Woche und so dicht und quirlig wie in Findorff? Den Wochenmarkt innerhalb der City umziehen zu lassen, auf den Ansgarikirchhof vielleicht?
„Das sind Szenarien, die wir uns von den Planern erhoffen“, erklärt Zillich. Zu dem Wettbewerb würden voraussichtlich fünf Büros eingeladen; sie sollen ab November an den Entwürfen arbeiten und nach fünf Monaten ihre Ideen präsentieren. Vorher gebe es in zwei großen Runden Gespräche mit den Marktbeschickern und den Anrainern, um deren Bedürfnisse und Vorschläge auszuloten und in den Wettbewerb einzuspeisen.
Solche Treffen gab es viele in den vergangenen Jahren. Die Anrainer des Domshofs hatten sich 2016 aus eigenen Stücken auf den Weg gemacht und Landschaftsarchitekten beauftragt. Der fertige Plan sah auf dem Platz unter anderem groß angelegte Wasserspiele und einen Baumhain in Höhe des Netpunbrunnens vor. Es sollten deutlich mehr Bänke aufgestellt und ein Lichtkonzept verwirklicht werden. Aus alldem ist nichts geworden, die Skizzen, teuer bezahlt von den Auftraggebern, verschwanden in den Schubladen. Für den neuen Anlauf ist jetzt ein Prozess organisiert worden, der für das Frühjahr konkrete Konzepte erwarten lässt.