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Bremer Innenstadt Ende August wird der Wall umgebaut

Mit dem Ende der Bauarbeiten am Brill tut sich in vier Wochen in der Bremer Innenstadt ein weiteres Hindernis für den Autoverkehr auf: Ein Jahr lang wird der Wall zur Radpremiumroute umgestaltet.
05.08.2022, 05:00 Uhr
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Ende August wird der Wall umgebaut
Von Jürgen Hinrichs

Eine weitere Nervenprobe für die Autofahrer in der Innenstadt: Ein Jahr lang wird es entlang der Wallanlagen zwischen dem Doventor und der Tiefer eine Kaskade von Baustellen geben, die jeweils mit einer Vollsperrung der Fahrbahn verbunden ist. Das hat auf Anfrage das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) mitgeteilt. Entgegen früherer Planungen wurde das Projekt nicht Anfang Juni begonnen, sondern startet Ende August.

Die Verbindung wird zur Fahrradpremiumroute ausgebaut und ist Teil einer Strecke, die auf 43,8 Kilometern von Farge in Bremen-Nord über Gröpelingen, Walle, Mitte, Östliche Vorstadt bis nach Hemelingen und Mahndorf führt. Wegen des Stücks, das die Straße Am Wall dort tangiert, wo die meisten Geschäfte liegen, hat es in der Vergangenheit besonders viel Streit gegeben: Kaufleute und Handelskammer hadern mit der Premiumroute, die dem Autoverkehr nur noch eine Fahrspur übrig lässt.

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Angefangen wird mit dem Umbau laut ASV zeitgleich mit zwei Abschnitten: Zum einen ist das die Strecke zwischen Tiefer und Ostertorsteinweg, wofür die Planer mit rund zwei Monaten rechnen. Zum anderen das Stück zwischen Doventor und Bürgermeister-Smidt-Straße, was beim Bau mit wenigen Wochen mehr zu Buche schlägt. Für die restlichen drei Abschnitte will sich das ASV auf keine Termine festlegen lassen. Klar sei aber, in welcher Reihenfolge sie im kommenden Jahr angegangen werden: zuerst von der Bürgermeister-Smidt-Straße bis zum Herdentor, dann vom Ostertorsteinweg bis zur Bischofsnadel und schließlich von der Bischofsnadel bis zum Herdentor. Bis zum Beginn der Arbeiten sind diese Strecken weiterhin befahrbar.

Im Herbst kommenden Jahres muss das Projekt vollendet sein. Weitere Verzögerungen kann sich Bremen nicht leisten, weil sonst die mit einer Frist verbundenen Förderung des Bundes verloren ginge. Sie bezieht sich nicht nur auf die Strecke entlang der Wallanlagen, sondern umfasst weitere Fahrradrouten, die sich unmittelbar anschließen und durch das Stephaniviertel und die Neustadt führen. Verbunden werden sie später durch zwei Fahrradbrücken, die in den Jahren 2025 und 2027 fertig sein sollen.

Als der Senat Ende April 2019 die Entscheidung für den sogenannten Wallring traf, war von Gesamtkosten in Höhe von 4,3 Millionen Euro ausgegangen worden. Mittlerweile werden sie wegen der „allgemeinen Marktlage“, wie es in einer Vorlage von Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) heißt, mit gut 7,7 Millionen Euro veranschlagt. Rund 90 Prozent übernimmt der Bund.

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Ganz allein tragen muss Bremen die Aufwendungen für den Wall als „besondere ­Adresse“ in der Innenstadt, wie das Bauressort die Qualität der Lage einschätzt. Die Behörde tauscht sich regelmäßig mit den Anrainern aus, zuletzt vor vier Wochen im Rahmen eines Workshops.

„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt dazu Stefan Storch, der am Wall ein Porzellangeschäft betreibt. Die Diskussion sei sachbezogen und drehe sich unter anderem um eine bessere Anbindung des Boulevards zum Beispiel durch die Museumstraße, die vom Wall zum Schüsselkorb führt. Themen seien außerdem die Abwicklung des Lieferverkehrs, das Parken und die Eingangssituation am Herdentorsteinweg. „Wir sind da in einem größeren Prozess“, erklärt Storch. Der Unternehmer gehört zum Beirat der Wall-Werbegemeinschaft und sitzt im Vorstand der City-Initiative.

Welcher Rang dem Wall beigemessen wird, zeigt sich unter anderem daran, wer an den Gesprächen über eine Verschönerung teilgenommen hat. Neben Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) ­waren das unter anderen Bau- und Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Teil der Pläne war, am Rande des Walls Bäume zu fällen, um den angrenzenden Park durchlässiger zu gestalten. Bovenschulte hat ­darüber mit Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki gesprochen – und biss auf Granit: Die Wallanlagen stehen seit fast 50 Jahren unter Schutz; Skalecki will sie nicht anrühren lassen.

Intensiv weiterverfolgt wird indes, den Bürgersteig vor den Geschäften deutlich zu verbreitern, um Platz für Pflanzen und Außengastronomie zu schaffen. Außerdem soll das Glasdach bis zum Herdentorsteinweg verlängert werden. „Ziel ist, aus dem Wall sowohl eine tolle Radpremiumroute als auch einen schönen Einkaufsboulevard zu machen“, hatte Senatorin Schaefer zu Anfang der Verhandlungen betont.

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