Welche inhaltlichen Schwerpunkte vertreten Sie?
Meine persönlichen Schwerpunkte sind Wirtschaft, Arbeit und Soziales. Wirtschaft ist natürlich ein typisches FDP-Thema. Gerade deshalb darf man den sozialen Aufstieg nicht vergessen, diesen Punkt finde ich ganz außerordentlich wichtig. Den haben wir immer im Wahlprogramm, aber irgendwie bekommen wir es nicht hin, ihn auch gut zu verkaufen. Jedes achte Gespräch am Wahlkampfstand fängt damit an: Sie sind doch die Partei der Reichen. Natürlich sind wir das nicht. Ich glaube, dass wir clevere Ansätze haben für die Sozialpolitik. Für Leute, die etwas aus sich machen wollen. Ich komme selber aus einkommensschwachen Verhältnissen – ich weiß, wie es ist, knapp bei Kasse zu sein.
Wie wollen Sie sich in Berlin für Ihren Wahlkreis einsetzen?
Manche Menschen verstehen Politik als Bundestagsabgeordneter so, dass sie einfach Geld in den Wahlkreis bringen. Aber eigentlich reden wir darüber, wie man Deutschland zu einem besseren Ort machen kann, damit Bremerhaven und der Bremer Norden zu einem besseren Ort werden, denn in Berlin geht es um Bundesgesetze. Man ist Vertreter der Interessen eines Wahlkreises – nicht unbedingt der eigenen, sondern der Interessen der Leute, die einen gewählt haben. Mein großes Anliegen ist, unsere Region wirtschaftlich aufleben zu lassen. Wir haben zu viele Arbeitslose und dadurch leider sehr hohe Armut, da besteht ein kausaler Zusammenhang. Das sieht man in Bremerhaven-Lehe leider am stärksten.
Wie schätzen Sie Ihre Verankerungim Wahlkreis ein?
Die ehrliche Antwort ist: Ich bin in Bremerhaven verankert, da kenne ich mich ziemlich gut aus. Bremen-Nord habe ich vor allem durch den Wahlkampf kennengelernt. Es ist ja eine Besonderheit der Bundestagswahl, dass die Wahlkreise eigentlich nichts zu tun haben mit Stadt- und Landgrenzen. In meinem Wahlkreis ist es noch einmal superkurios, weil ich 60 Kilometer fahren muss, um in den anderen Teil des Wahlkreises zu kommen. Aber ich habe mir Bremen-Nord sehr intensiv angesehen und versucht, die Probleme dort zu verstehen.
Welche Aufgabe möchten Siein Ihrer Fraktion übernehmen?
Ich bin ja in einem Sektor unterwegs, der sehr schnell ist und sehr intensiv, dem Start-Up-Sektor. Ich habe also eine Menge Ahnung von der neuen Arbeitswelt. Deshalb könnte ich bei Digitalisierung und Wirtschaft ganz viel beisteuern. Ich weiß, welche Probleme es dort gibt und welche Bedürfnisse, um die Arbeitsplätze von morgen zu schaffen. Aber wir müssen auch über die Arbeitsplätze von heute reden. Und die fehlen bei uns an den meisten Stellen. Wirtschaft, Arbeit und Soziales: Das sind die Punkte, die mich interessieren.
Wenn Ihre Partei die nächsten vier Jahre mitregiert, was sollte sofort umgesetzt werden?
Ganz wichtig wäre es, die geringen Einkommen zu entlasten. Wir müssen darüber reden, Einkommen bis 30.000 Euro nahezu abgabenfrei zu machen. Auch die stockende Digitalisierung muss angepackt werden. Ein Beispiel: Ich bekomme meinen neuen Personalausweis anscheinend erst Mitte 2022. Unser Rentensystem ist extrem fragil, wir müssen endlich ein Konzept entwickeln, um Renten lebenswert, steuerfrei und dennoch bezahlbar zu machen.