Spektakuläre Einsätze sind für Horst Gischewski nichts Ungewöhnliches. „Vor ein paar Jahren haben wir zum Beispiel die Talsperre bei Gummersbach leer gemacht. Da sind wir mit zwei Firmen zugange gewesen und haben mit einem Autokran 89 Tonnen rausgeholt, Monsterteile von Zandern und lauter heimische Fische.“
Für den Berufsfischer war die Sache mit dem Tietjensee dagegen eher eine überschaubare Herausforderung: Rund eine halbe Tonne Silberkarpfen, kleine Barsche und ein paar fette Aale hatte der 68-Jährige aus dem Teich in Schwanewede-Neuenkirchen geholt, ehe das Wasser abgepumpt wurde. Das Landgericht Bremen wollte es so, die Ermittlungen in einem mutmaßlichen Mordfall führten – ergebnislos – auf den Grund des Gewässers.
Jetzt hat ihn der Alltag wieder, das Weihnachtsgeschäft läuft bereits an: „Die Leute fragen schon, kommende Woche geht's richtig los. Das Hauptkarpfengeschäft ist Weihnachten, andere essen auch Silvester Karpfen, manche sogar an beiden Tagen“, sagt der Fischer. „Das unterliegt keiner Mode, das war schon immer so.“ Aber das Ende droht: „Die Leute, die Karpfen, Schleie, Zander oder Hecht essen, sterben uns weg, es wird immer weniger.“
Der Beverstedter kennt einen der Köche im Seefischkochstudio in Bremerhaven und weiß: „Das sind immer Ältere, die da zu den Vorführungen gehen. Da ändern wir nichts dran. Die jüngeren Leute holen sich eben lieber Fischstäbchen. Mit der Frage nach See- oder Süßwasserfisch hat das nichts zu tun, das ist eine Frage der Bequemlichkeit.“
Echte Kenner kauften ihren Fisch sowieso lebendig. „Das sind meistens alte Leute aus Ostpreußen“, sagt er. Die masurische Seenplatte im heutigen Polen erinnert Horst Gischewski an Siegfried Lenz' Erzählungen und an Geschichten aus der eigenen Familie – und der seiner Frau Marlies. „Weihnachten esse ich garantiert keinen Fisch, das musste ich früher immer mit meiner Mutter machen.“ Gischewskis schlachten selbst, nicht nur 500 Kilogramm Karpfen für den Einzelverkauf vor den Festtagen, sondern jedes Jahr auch ein Schwein. „Rindfleisch haben wir auch – und ostfriesische Milchschafe ohne Ende.“
Rund 50 Texelschafe sind im Sommer für den Teichfischer unterwegs, um die Wiesen kurz zu halten und vor allem die Ufer der 40 Fischteiche fest zu trampeln, die Gischewskis in Beverstedt und Umgebung betreiben. „Insgesamt sind das mehr als 400 Hektar Wasserfläche.“ Auch andere Tiere kommen vor – über die der Fischer nicht gern spricht. Der Wolf habe auch schon bei ihm Schafe gerissen. „Meine Frau hat die gefunden. Seitdem gehe ich immer morgens gucken. Wir können nicht unser ganzes Gelände einzäunen.“
Aber zu schießen, das sei den Fischern erlaubt – auf die Kormorane. „Das machen Jäger für uns. Die jungen Vögel, die grau am Bauch sind, die machen mehr kaputt, als sie fangen, über ein Kilo am Tag.“ Erfahrenere schwarze Altvögel kämen mit 500 Gramm aus. Aber auch das ist „ein Problem“ für Horst Gischewski. Dabei könnte der Kormoran eigentlich sein Verbündeter sein. Immerhin hat er es zu seinem Hauptgeschäft gemacht, Anglervereine mit neuen Fischen für ihre Teiche zu versorgen.