Die CDU hat Bau- und Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) aufgefordert, den Weg für eine Verlegung der Straßenbahn von der Obernstraße in die Martinistraße freizumachen. "Die Senatorin muss ihre Blockadehaltung aufgeben", erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende Heiko Strohmann. Der am Dienstag in vertraulicher Koalitionsrunde vorgestellte Prüfbericht zu einer möglichen Veränderung der Bahnführung in der Innenstadt mache deutlich, dass diese Lösung durchaus möglich sei.
„Ich verstehe die Argumentation zur Erreichbarkeit der Innenstadt“, so Strohmann, „aber die Martinistraße liegt 50 bis 100 Meter von der Obernstraße entfernt." Das sei für ihn ein Weg, den viele Besucherinnen und Besucher der Innenstadt sicher gern in Kauf nähmen, wenn sie dafür eine ruhige und begrünte Fußgängerzone im historischen Innenstadtkern von Bremen bekämen.
Widerspruch gibt es von der CDU auch zur geplanten zentralen Bahnhaltestelle auf der Domsheide. Sie soll nach dem Willen von Schaefer vor der Glocke geschaffen werden. "Das Konzerthaus ist von internationaler Bedeutung", sagt Strohmann. Die Bündelung der Straßenbahnen an der Stelle würde eine empfindliche Störung bedeuten. Das scheine einzig der Senatorin egal zu sein, ihre Koalitionspartner seien klar gegenteiliger Auffassung.
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) und die SPD-Fraktion neigen in der Tat eher zu der Variante, die Bahnen statt vor der Glocke in der Balgebrückstraße halten zu lassen. Sie plädieren auch für eine verkehrsfreie Obernstraße. Die Koalition hat sich am Dienstag darauf verständigt, ihre Entscheidung über beide Themen bis zum Oktober zu vertagen.
Die Grünen springen ihrer Senatorin bei. Eine Verlegung der Straßenbahn und die Anordnung aller Haltestellen in der Balgebrückstraße führe zu einer Überlastung der Kreuzung am Tiefer, heißt es in einer Mitteilung der Partei. Außerdem werde das Zusammenwachsen mit der Schlachte konterkariert und insgesamt der Innenstadt wegen der Bauzeit von mehr als einem Jahrzehnt nicht geholfen, sondern im Gegenteil Schaden zugefügt. Ein weiterer Punkt sei, dass 250 Meter treppauf in die City für ältere Menschen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine massive Verschlechterung bedeuten würden. "Wir sind zur Barrierefreiheit gesetzlich verpflichtet. Wie hartnäckig dieser Aspekt ignoriert wird, spricht Bände", erklärt Ralph Saxe, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.
Auch die Konzentration der Haltestellen in der Balgebrückstraße würde die Probleme verschärfen, statt sie zu lösen, so Saxe. "Schon heute herrscht dort mit kreuzenden Bahnen, Fußgängern und Radfahrern ein gefährliches Gewusel." An diesem neuralgischen Punkt noch mehr Bahnen zu konzentrieren, wäre für die erforderliche Verkehrswende und das Ziel einer autofreien Innenstadt kontraproduktiv.