Ein grünes Haus mit acht Stockwerken könnte schon bald am Hohentorsplatz neben der Feuerwehr entstehen. So sehen es aktuelle Pläne der Wohnungsbaugesellschaft Gewoba vor. Der Neustädter Beirat zeigte sich während der jüngsten Sitzung überwiegend erfreut über den neuen Wohnraum an dieser Stelle. Auch wenn der Neubau auf dem heutigen Parkplatz nur vier eigene Stellplätze umfassen wird. Anwohner sind skeptisch, ob die Bewohner der 52 neuen Ein- bis Dreizimmerwohnungen tatsächlich – wie von den Planern erhofft - auf ein eigenes Auto verzichten.
Der Bau wird sechseckig emporragen und mit seinen 26 Metern Höhe sogar den Feuerwehrturm noch überragen. So sieht es der nun vorgelegte städtebauliche Entwurf vor. "Es ist aber kein Hochhaus", betonte Architekt Johann Plagemann von der Gewoba und lobte den Siegerentwurf eines Wettbewerbs als aussagekräftigen Hingucker mit einer spannenden Fassade. Die Gewinnerin, das renommierte Architekturbüro "Hild und K." aus München, sieht grüne Kacheln an den Hauswänden vor, die im Verlauf hin zum Flachdach immer heller werden. "Das prägnante Gebäude wird sich wie ein Bug einfügen in den Block von Recyclinghof und Feuerwehr", schwärmte Plagemann.
Ein städtebauliches Ausrufezeichen an einem Platz, der historisch einst bedeutsam war. Das reich mit Ornamenten und Statuen verzierte „Hohe Tor“ stand in diesem Bereich zwischen 1630 und 1823 zugleich als wehrhaftes Bollwerk und prunkvoller Zugang von Oldenburg nach Bremen. Nur die kleine Justitia-Figur im nahegelegenen Park zeugt noch davon.
Das neue Gebäude ist die letzte Maßnahme im Sanierungsgebiet Hohentor, wo mit Städtebaufördermitteln in den vergangenen Jahren an vielen Stellen – wie berichtet – das Quartier aufgewertet wurde. Außerdem ist das Gewoba-Projekt eingebettet in das "Sofortprogramm Wohnungsbau" des Senats.
"Das Ziel des Bauvorhabens ist es, dort die Nachfrage an gefördertem Wohnraum und kleinen Wohnungen zu decken", erläuterte Tim Kettler vom Stadtplanungsbüro "BPW Baumgart + Partner". Zielgruppen der verhältnismäßig kleinen Wohnungen seien insbesondere Studierende, Alleinerziehende, Alleinstehende sowie ältere und beeinträchtigte Menschen. 44 – und damit 80 Prozent der Wohnungen – werden gefördert sein und damit auch für Menschen, die Grundsicherung beziehen, erschwinglich.
Für zwei Probleme müssen die Planer jedoch an dem Standort im verkehrsbelasteten Hohentor noch eine Lösung finden: Zum einen bietet das kleine Grundstück nur Platz für vier Stellplätze am Haus. Eine Tiefgarage ist aufgrund von unzähligen Leitungen im Boden nicht zu machen. Zum anderen ist der Lärm, der von der Hochstraße und der Kreuzung am Hohentorsplatz herrührt, so stark, dass keine Balkone angebaut werden können. "Im Innenbereich können wir durch moderne Technik den Lärm problemlos reduzieren, sodass ein ruhiges Wohnen möglich ist", so Plagemann. In Bremen würden jedoch für den Außenbereich deutlich strengere Richtlinien als in anderen Städten wie Hamburg gelten, "daher müssen wir hier leider auf Balkone verzichten".
Kritik an Stellplatzmangel
Insbesondere aus den Zuhörerreihen war Kritik an den fehlenden Stellflächen für die Mieter zu hören. Und Beiratsmitglied Conny Rohbeck (SPD) sinnierte sogar über die Frage, ob es zulässig sei, nur Mieter dort einziehen zu lassen, die kein eigenes Auto besitzen. Architekt Plagemann bestätigte sie in ihren Zweifeln: „Das können wir nicht zur Bedingung machen.“
Er warb indes für das Mobilitätskonzept, das die Gewoba ihren Mietern anstatt von Parkplätzen anbieten wolle: kostenlose Zeittickets für Bus und Straßenbahn sowie die Übernahme von Mitgliedsbeiträgen für Car-Sharing-Anbieter. „Wir gehen davon aus, dass die Zielgruppen, die wir mit den Wohnungsgrößen ansprechen wollen, sich entweder zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen“, so Plagemann.
Als Ersatz für den bald zugebauten Parkplatz sowie die Besucherparkplätze, die gegenüber der Stadt nachgewiesen werden müssten, sei indes ausreichend Platz im öffentlichen Raum vorhanden, führte Stadtplaner Kettler aus. Er zeigte eine entsprechende Erhebung öffentlicher Stellplätze, die im Laufe eines gewöhnlichen Donnerstages im Umkreis von etwa 200 Metern um den Neubau herum ausgezählt wurden. „Die Pendler geben ab etwa 17 Uhr verstärkt Parkflächen frei, sodass ausreichend Plätze vorhanden sein werden“, versicherte Kettler.
Das geplante Gründach sowie ein Blockheizkraftwerk in Kombination mit Solarzellen auf dem Dach kam dagegen deutlich besser bei den Stadtteilbewohnern an. Außerdem ist im Erdgeschoss vorgesehen, Gastronomie einziehen zu lassen, die auch die kleine Außenfläche mitnutzen kann.
Bevor der Bau beantragt werden kann und die Arbeiten beginnen, muss nun zunächst im Einklang mit der Stadt ein vorhabenbezogener Bebauungsplan angefertigt werden. Denn momentan gilt das Grundstück noch als Fläche für den Gemeinbedarf, das muss entsprechend geändert werden. "In diesem Zusammenhang werden wir nochmals vorsprechen und Sie entsprechend beteiligen", versicherte Plagemann den Beiratsmitgliedern.