Um die Oberschule Überseestadt ist ein Streit entbrannt. In Bremen werden für die gestiegene Kinderzahl viele neue Schulen gebraucht – eine davon ist die Oberschule Überseestadt. Doch die Pläne für diese Schule bedrohen ein Grüngebiet: Das "Heimatgrün" im Waller Wied, eine von wenigen Grünflächen im Bremer Westen. Würde die Schule gebaut, dann wäre das Heimatgrün platt. Das rief eine Bürgerinitiative auf den Plan: Die Initiative "Heimatviertel Waller Wied" kämpft für die grüne Oase.
Jetzt hat die CDU-Fraktion das Thema mit einem Antrag in die Bürgerschaft getragen. CDU-Bildungspolitikerin Yvonne Averwerser setzt sich für die Rettung des Waller Wieds ein und fordert, die Schule solle nicht im Grüngebiet, sondern auf der Überseeinsel entstehen.
Darauf antwortet die Koalition auf Initiative der Linksfraktion nun kurzfristig mit einem eigenen Antrag. Darin wird ein neuer Standort ins Gespräch gebracht: Die Kellogg-Höfe, die Investor Klaus Meier dem Bildungsressort zuletzt vorgeschlagen habe. Dieses Areal ist Teil des Gebiets auf der Überseeinsel, das der Investor entwickelt. Die Linksfraktion will prüfen lassen, ob dort die Schule entstehen könnte. Sie schließt aber auch ausdrücklich eine Bebauung des Heimatgrüns nicht aus. "Das ist komplett offen", sagt Linken-Politikerin Miriam Strunge.
Wo die Schule genau hin soll: Unbekannt
Doch wehe dem, der wissen will, wo die Schule denn konkret hin soll. Im Gespräch mit dem WESER-KURIER stellt sich heraus, dass weder die Linken-Politikerin noch die CDU-Politikerin einen konkreten Standort auf der Überseeinsel nennen können. Averwerser und Strunge kennen sich in dem Gebiet zu wenig aus und können weder ein mögliches Grundstück nennen noch sagen, ob die Schule in einen Altbau ziehen könnte oder einen Neubau bräuchte.
Klar ist nur: Die neue Oberschule hat in jedem Fall eine ziemliche Odyssee vor sich. Weil es bei ihrer Gründung kein passendes Gebäude gab, schlüpfte die neue Schule zunächst im Gebäude einer Berufsschule mit unter, im Schulzentrum Grenzstraße. Doch dort wird der Raum bald zu knapp. Deshalb soll sie 2027 umziehen, in Mobilbauten neben der Berufsschule für Groß- und Außenhandel an der Nordstraße. Ein zweites Provisorium. Dann aber soll die Schule endlich ihre eigenen dauerhaften Gebäude bekommen.
Zu wenig Platz für den Schulhof
Die große Frage ist nur: Wohin damit? Ursprünglich wollte die Bildungsbehörde einen neuen Campus auf der Überseeinsel schaffen. Dort sollte die Oberschule neben die Grundschule Überseestadt ziehen. "Geplant war ein Neubau auf dem Gleisbett zwischen Stephanikirchenweide und Hoerneckestraße", sagt Udo Stoessel, Schulausbauplaner im Bildungsressort. Doch dann sollte die Hoerneckestraße für eine gute Anbindung der Überseeinsel verbreitert werden: "Letztlich war der Bedarf für den Straßenausbau so groß, dass wir die Schule mit Sporthalle und Schulhof auf der restlichen Fläche nicht mehr unterbekommen hätten", so Stoessel. Gerade einen Schulhof hätte man dort nicht mehr realisieren können: "Die Kinder müssen sich ja bewegen können." In der Folge schwenkte die Behörde um aufs Waller Wied.
Am Dienstag wurde – trotz fehlender Sachkenntnis verschiedener Fraktionen – in der Bürgerschaft der Koalitionsantrag beschlossen. Geprüft werden soll nun also, ob die Schule auf dem Gebiet der Kellogg-Höfe von Klaus Meier entstehen kann. Die Grünen zeigten sich erleichtert und wollen das Heimatgrün am liebsten direkt dauerhaft unter Schutz stellen. Doch wie gut und schnell umsetzbar der neue Vorschlag ist und ob er für Bremen bezahlbar ist, muss nun erst geprüft werden.