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Umbau in der Fußgängerzone Ein maritimes Band für Vegesack

Die ständig kaputten Lichter in der Fußgängerzone sorgten seit Jahren für Kritik. Nun sollen sie mit Meer-Motiven gestalteten Granitsteinen weichen. Am Donnerstag haben die Pflasterarbeiten begonnen.
16.08.2018, 17:50 Uhr
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Ein maritimes Band für Vegesack
Von Katharina Frohne

Es hat sich ausgeleuchtet. Wobei, geleuchtet hat das blaue Band schon lange nicht mehr, zumindest nicht in Gänze. Seit ihrem Einbau im Jahr 2003 sorgt die Lichtinstallation, die sich blau durch die Vegesacker Fußgängerzone schlängeln sollte, für Ärger. Das Problem: Wo Lichtpunkte den Weg in die Geschäftsstraßen weisen sollten, leuchtete oft: gar nichts. Immer wieder mussten die Lampen repariert oder ausgetauscht werden. Allein bis 2015 flossen für Einbau und Instandhaltung 450.000 Euro aus Steuermitteln.

Nun solle Schluss sein mit der Rettung eines Projekts, das "sicher gut gemeint war, sich aber nicht bewähren konnte", sagte Heiko Dornstedt. Am Donnerstagvormittag setzte der Leiter des Vegesacker Ortsamtes auf dem Botschafter-Duckwitz-Platz den ersten Stein des Maritimen Bandes. Statt der empfindlichen Lampen sollen künftig robuste Granitblöcke den geschwungenen Steinpfad entlang der Reeder-Bischoff- und Gerhard-Rohlfs-Straße zieren.

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Er sei hocherfreut, dass nach der langen Zeit, in der die Leuchten häufiger kaputt als intakt waren, endlich eine Lösung da sei, die Bestand habe, sagte er. Eine schöne Innenstadt wie die Vegesacker brauche eine funktionierende Fußgängerzone. So wie bislang "kann man sich nicht präsentieren". Der Ausbau der Lampen und Einbau der Granitquarder beginne sofort, außerdem wolle man die Gelegenheit nutzen, einige der Baumstrahler in der Fußgängerzone zu versetzen und Baum- und Fassadenleuchten instand zu setzen. Spätestens Ende Oktober sollen die Umbauarbeiten abgeschlossen sein.

Vorlagen für die Arbeiten stammen von Kindern

Wo die Lampen bislang meist einen traurigen Anblick boten, schippern bald Segelboote, schwimmen Tintenfische oder fliegen Möwen. Etwa jeder dritte Stein wurde vom Aumunder Steinmetz Martin Tosonowski mit maritimen Motiven versehen. Die Vorlage für seine Arbeiten lieferten ihm die Zeichnungen von Kindern aus der Grundschule Hammersbeck, der Schulen Alt-Aumund und Schönebeck, des Kinder- und Familienzentrums Alt-Aumund, Haus Windeck und der Kita Jaburgstraße.

Die Kinder hatten ihre Bilder im vergangenen Jahr einreichen können, eine Jury, der auch Dornstedt angehörte, hatte anschließend darüber entschieden, wie gut sich die Zeichnungen in Stein arbeiten lassen würde. „Zu unserer Überraschung waren die Entwürfe so gut, dass wir jedes der 70 Bilder verwenden konnten", sagte Dornstedt. Die gestalteten Granitblöcke seien nicht nur "eine echte Vegesacker Lösung", sie dürften die Zeit auch deutlich besser überdauern als ihre Vorgänger. "Auf diesen Steinen können noch die Enkelkinder der Menschen spazieren gehen, die sie heute einsetzen", sagte Dornstedt.

Finanziert werden die Granitquarder durch öffentliche und private Sponsoren aus dem Stadtteil. "Dass alle Beteiligten mit so viel Engagement bei der Sache waren und sich auf diese Weise zeigt, wie sehr sich die Menschen mit dem Stadtteils identifizieren, freut mich besonders", sagte der Ortsamtsleiter. Das Geld für Planung, den Rückbau der Elektronik und die Pflasterarbeiten stellt die Wirtschaftsförderung Bremen, bei der Dornstedt sich für die gute Zusammenarbeit "auf dem Weg zu einer gemeinsamen Lösung" bedankte. Kalkulierte Gesamtkosten des Umbaus: 162 000 Euro. Immerhin – dabei dürfte es bleiben, sagte Dornstedt. Wo nichts leuchtet, so die Hoffnung, geht auch weniger kaputt.

"Blau geleuchtet hat es ja sowieso gut wie nie"

Der Abschied von ihrem blauen Band, er dürfte den Vegesackern nicht schwerfallen. Ute Gawelczyk kann das bestätigen. "Blau geleuchtet hat es ja sowieso gut wie nie", sagte die 62-Jährige aus Vegesack, als sie am Donnerstagmorgen die beginnenden Bauarbeiten passierte. Sie sei froh, dass der Hickhack um die ständig ausfallenden Lampen ein Ende habe. Die Idee der in den Boden eingelassenen Leuchten sei zwar gut, die Umsetzung aber von Anfang an schlecht gewesen.

Deutlichere Worte fand Jutta Schroeter. "Das war Schwachsinn!", kommentierte die 59-Jährige den Einfall, störungsanfällige Elektronik im stark befahrenen Pflaster zu verlegen. Gott sei Dank sei nun endlich eine Lösung gefunden. Auch Britta Schu aus Schwanewede, die für die Arbeit jeden Tag in die Vegesacker Innenstadt fährt, ist froh darüber, dass nicht noch mehr Geld in ein offensichtlich nicht funktionierendes Projekt gesteckt wird. Das neue maritime Band mit den Zeichnungen der Kinder aus dem Stadtteil gefalle ihr hingegen sehr.

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Seit seiner Installation vor 15 Jahren, sorgte das Blaue Band immer wieder für Unmut und Diskussionen über die weitere Finanzierung. Dabei waren die blauen Lichtpunkte, die sich wellenförmig von der Reeder-Bischoff-Straße über die Breite Straße bis an das Ende der Fußgängerzone ziehen sollten, eigentlich als Aufwertung der Innenstadt gedacht. Gerade in der dunklen Jahreszeit sollten sie die Flaniermeilen heller und freundlicher gestalten und als bunter Wegweiser zu den Geschäftsstraßen dienen. Auch für Touristen, so erhoffte man sich, sollte die Vegesacker Besonderheit Anlass sein, der Stadt einen Besuch abzustatten.

Zu einer gewissen Bekanntheit verhalf sie dem Stadtteil tatsächlich, allerdings nicht auf gewünschte Weise. In mehreren Fernsehsendungen wurde über den "Irrsinn" aus Vegesack berichtet. Der Komiker Mario Barth nannte die Lichtinstallation ohne Licht "bescheuert" und eine "Steuerverschwendung".

Nun neigt sich das Kapitel des blauen Bands dem Ende zu. Die Lampen, sagt Ortsamtsleiter Dornstedt, würden nach dem Ausbau nicht weiterverwertet, sondern umweltfreundlich entsorgt. In vier bis sechs Wochen sollen auch die letzten blauen Lichter erloschen sein. Diesmal endgültig.

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