Vegesack. Eine Belebung der Fußgängerzone durch neue und attraktive Angebote in der Markthalle, das wünschen sich Ortspolitiker, Geschäftsleute und Bürger. Nun ist offenbar ein potenzieller Mieter gefunden worden. Die Billig-Kette Black.de, ein Ableger der Einzelhandelskette Tedi, ist nach eigenen Angaben kurz davor, einen Mietvertrag für das Gebäude auf dem Sedanplatz abzuschließen. „Wir gehen davon aus, dass wir spätestens Anfang Oktober den neuen Black.de-Store eröffnen können“, teilt Unternehmenssprecherin Sabine Tritschler auf Anfrage unserer Redaktion mit. Das Motto von Black.de lautet „Massiv günstig“.
Überlegungen, eine Kletterhalle in der Markthalle zu eröffnen, sind damit augenscheinlich vom Tisch. Nach Informationen unserer Zeitung hatte der Hamburger Betreiber einer sogenannten Boulderhalle seine Pläne in Vegesack vorgestellt.
Das Unternehmen Black.de wirbt auf seiner Internetseite mit dem Slogan "Wir sind das kleine Schwarze unter den Discountern" und nennt seine Filialen in Anlehnung an den Namen und das Erscheinungsbild "Schwarzmärkte". Zum Sortiment gehören unter anderem Artikel aus den Bereichen Schreibwaren, Accessoires, Haushalt, Spielwaren und Drogerie. Ziel der noch jungen Black.de GmbH & Co. KG mit Sitz in Dortmund ist es nach eigenen Angaben, 1000 "Schwarzmärkte" in Deutschland zu eröffnen. Bisher gibt es 27 Filialen. Bis zur geplanten Eröffnung des Black.de-Stores im Herbst in Vegesack sollen an anderen Standorten allerdings noch weitere dazukommen. "Die Filiale in Vegesack könnte deshalb etwa die 50. werden", schätzt Sabine Tritschler.
Das Unternehmen macht genaue Vorgaben für das Umfeld, in dem seine „Schwarzmärkte“ eröffnen. So soll das Einzugsgebiet mindestens 30 000 Einwohner umfassen, Parkplätze sollen sich direkt am Objekt befinden und die Belieferung mit mindestens Zwölf-Tonnen-Lkw muss gewährleistet sein. Als Standorte werden Ausfallstraßen oder frequenzstarke Lagen bevorzugt, ehemalige Lebensmittelflächen werden gerne genommen.
Kontakt über einen Makler
Black.de biete Aktionsware auf großen Ladenflächen, so die Unternehmenssprecherin. „Für dieses Konzept ist die Markthalle aus unserer Sicht sehr gut geeignet.“ Auf den Standort sei man durch einen Makler aufmerksam gemacht geworden.
Tritschler: „Der Standort passt optimal in unser Flächenprofil. Wir bevorzugen Räumlichkeiten ab 800 Quadratmetern Verkaufsfläche, die idealerweise ebenerdig liegen.“ Auch die Parkplatzsituation in Vegesack scheint für das Unternehmen zu passen. „Da der Standort in der Innenstadt liegt, gibt es direkt vor dem Store nur wenige Parkplätze. Es befindet sich allerdings eine Tiefgarage unter dem Store, welche die Kunden nutzen können.“
Die Hoffnung, eine langfristige Lösung für die Markthalle zu finden, die immer wieder lange leer stand, ist Teil der Dauer-Diskussion. Black.de hat nach eigenen Angaben Interesse an einer langfristigen Nutzung und sieht in Bremen-Nord offenbar Bedarf für ein Angebot, wie es die „Schwarzmärkte“ bieten. „Wir wollen grundsätzlich jeden Standort langfristig betreiben und glauben, dass die Markthalle dieses Potenzial hat. Interne Analysen haben ergeben, dass es viele Verbraucher im Einzugsgebiet gibt, die sich ein Angebot wie das von Black.de wünschen“, so die Sprecherin.
Ein Geschäft mit einem ganz ähnlichen Sortiment gibt es mit „Action“ seit Herbst vergangenen Jahres bereits an der Hammersbecker Straße. Von Einzelhandelsexperten wird Black.de mit dieser niederländischen Kette verglichen. Auch bei „Woolworth“ in der Vegesacker Fußgängerzone gibt es vergleichbare Produkte – von Dekoartikeln über Haushalts- und Schreibwaren bis zu Spielzeug.
Woolworth, Tedi, Black.de und auch Kik haben allerdings noch eine weitere Verbindung: den Eigentümer Stefan Heinig, dessen B.H. Holding laut Medienberichten mehrheitlich hinter Tedi und dem Schwesterunternehmen Black.de steht. Heinig, der vom Manager-Magazin als „Ramschkönig“ bezeichnet wurde, hat Kik gegründet und seine B.H. Holding ist seit dem Ausstieg von Tengelmann an Woolworth beteiligt. Die Handelsgruppe Tengelmann wiederum hält Anteile an Kik, Tedi und Black.de.
Nach einem erfolgreichen Vertragsabschluss mit der Albrecht-Vermögensverwaltung will das Unternehmen den Markt zunächst gestalten und einrichten. Für spätestens Anfang Oktober sei dann die Eröffnung geplant, so Tritschler. Ihren Angaben nach sollen in der Vegesacker Filiale etwa 15 Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig beschäftigt werden.
Vonseiten der Albrecht-Vermögensverwaltung (AVW) gibt es bezüglich der Verhandlungen mit Black.de keine Auskunft. Sprecher Dirsko von Pfeil bestätigt, dass die AVW auch mit dem Betreiber einer Kletterhalle im Gespräch ist. Es bestehe aber vor allem Interesse an der Nutzung als Handelsimmobilie.
Die Markthalle eröffnete im Dezember 2007. Schon im Oktober 2008 stand die Hälfte der Verkaufsfläche leer. 2010/11 nutzte der Discounter „Netto“ die Markthalle als Übergangsquartier. Es folgten provisorische Nutzungen auf Teilflächen, unter anderem durch das Kinderzirkus-Projekt „Tohuwabohu“, die Bürgerhaus-Küche und den Billig-Textilanbieter NKD. Zuletzt betrieb ein Einzelhändler in der Markthalle ein Obst- und Gemüsegeschäft.