Keine Frage, wir sind im Mai angekommen, aber so was von. Als Erinnerungshilfe brauchte es dafür zu Wochenbeginn nicht mal den Maikäfer, der frühmorgens, als ich meinen Sohn zur Schule verabschiedete, den Bereich vor der Haustür erkrabbelte und damit nachdrücklich die Einschätzung des BUND Bremen untermauerte, dass 2025 ein gutes Jahr wird. Zumindest für Melolontha als Abkömmling aus der Familie der Blatthornkäfer. Sofern Sie dieses Maß an Expertise auf dem Gebiet der Insektenkunde tief beeindruckt: Ich meine, ich hätte hier schon häufiger darauf verwiesen, dass die Wahl des Bio-Leistungskurses einst maßgeblich dazu beigetragen hat, meine sehr mäßigen 13 Jahre Schullaufbahn mit einem halbwegs anständig benoteten Bremer Abitur zu krönen.
Aber zurück in die Gegenwart, in der sich das untrügliche Mai-Gefühl bereits deshalb eingestellt hatte, da ich am vergangenen Wochenende einem der jahreszeittypischen Konfirmationsgottesdienste beiwohnen durfte. Dessen Kern bildete der unvermeidliche Bezug auf das 13. Kapitel des ersten Korintherbriefs. Sie wissen schon: Glaube, Hoffnung, Liebe. Ich gebe zu, dass ich davon ein wenig genervt war, weil es darum bei jeder – und zwar ausnahmslos – kirchlichen Trauung ging, die ich bisher erlebt habe. Und doch sind nicht wenige dieser Verbindungen längst wieder geschieden worden. Ohne Glaube und Hoffnung, aber sehr lieblos. Da fragt man sich ja, ob der Dreisatz noch zeitgemäß ist. Und kommt nach dieser ersten vollen Woche des Mai 2025 zu dem Schluss: Aber ja! Denn die hatte es in jeder Beziehung in sich.
Beginnen wir mit dem Glauben. Denn selbst im protestantisch geprägten Norden der Republik lässt einen ja nicht kalt, was Donnerstag in Rom geschehen ist. Weißer Rauch, die Katholiken des 0421-Lands und der Welt haben – Glückwunsch! – einen neuen Papst. Und Deutschland einen Kanzler. Auch wenn bei dessen quälender Wahl zwei Tage zuvor das Land zeitweise vom Glauben abgefallen war. In etwa so wie die Regierungsparteien in der Bremischen Bürgerschaft. Denn – fast zeitgleich zum Merz-Desaster in Berlin – hatte Innensenator Ulrich Mäurer im Hohen Haus am Marktplatz den Antrag der Koalition für ein Verbot der AfD auf Bundesebene allenfalls halbherzig unterstützt und so für einige Missstimmung gesorgt.
Woraus sich – nächster Punkt – die Hoffnung ableitet, dass die Bremer Politik noch lebt. Ansonsten würde es in ihr nicht knirschen. Und sofern Ihnen das als Hoffnungszeichen nicht reicht: Der Lektüre unserer geschätzten Qualitätszeitung konnte ich jüngst entnehmen, dass sich der Bremer Tiernotruf sehr erfolgreich um Not leidende Eichhörnchen kümmert. Die nämlich sind dringend auf Hilfe angewiesen, weil es für diese Jahreszeit viel zu trocken ist und sie – völlig dehydriert – hier und dort sogar schon aus den Bäumen gefallen sein sollen. Was für ein Mai!
Tagebucheintrag: Nach den Verweisen auf Glaube und Hoffnung fehlt Ihnen noch die Liebe? Stimmt! Aber das liegt doch nahe: An diesem Wochenende ist Muttertag. Ich habe meinen Blumenstrauß schon vorzeitig abgeliefert. Weil ich Sonntag, man ahnt es, bei einer Konfirmation bin. Alles Gute, Stella!