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Geringer Preis belastet Genossenschaft Eiszeit beim Milchkontor

Die aktuelle Krise auf dem Milchmarkt hinterlässt auch Spuren beim Deutschen Milchkontor (DMK). Deutschlands größte Molkerei mit Verwaltungssitz in Bremen leidet unter dem geringen Milchpreis.
02.09.2015, 00:00 Uhr
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Eiszeit beim Milchkontor
Von Stefan Lakeband

Die aktuelle Krise auf dem Milchmarkt hinterlässt auch Spuren beim Deutschen Milchkontor (DMK). Deutschlands größte Molkerei mit Verwaltungssitz in Bremen leidet unter dem geringen Milchpreis. So sehr, dass das Unternehmen ein millionenschweres Sparprogramm gestartet hat.

DMK-Geschäftsführer Josef Schwaiger schreibt in der aktuellen Ausgabe der Hauszeitung „Milchwelt“: „Laufende Investitionen werden erneut gedeckelt, Etats werden weiter gekürzt, Budgets zurückgegeben.“ Als Ziel nennt er einen zweistelligen Millionenbetrag. Auch Neueinstellungen soll es vorerst nicht geben. Entlassungen seien jedoch nicht geplant, betont DMK-Sprecher Hermann Cordes auf Nachfrage. „In Zeiten wie diesen ist es aber die Aufgabe eines jeden Unternehmens, zu gucken, welche Investitionen noch nötig sind und welche aufgeschoben werden können.“

"Wenig Hoffnung"

Im Juli haben deutsche Milcherzeuger durchschnittlich 28,2 Cent für jedes Kilogramm Milch bekommen, vor einem Jahr waren es noch neun Cent mehr. Für den September hat das DMK seinen Milchpreis nochmals gesenkt; 25 Cent will das Unternehmen dann für das Kilo Milch an seine Lieferanten zahlen.

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Das sind etwa 9000 Milchbauern, die jährlich circa 6,8 Milliarden Kilogramm liefern. Zwar haben auch andere Molkereien wie etwa Friesland-Campina und Arla in den vergangenen Monaten das Milchgeld für ihre Bauern deutlich gesenkt, zuletzt zahlten sie jedoch immer noch einige Cent mehr als das DMK. Vergangene Woche erst gab Friesland-Campina bekannt, seinen Landwirten zusätzliche zwei Cent pro Kilo Milch als Zwischenausschüttung zu geben.

„Bis zum Jahresende haben wir wenig Hoffnung, dass der Trend am Milchmarkt merklich dreht“, sagt Cordes. Besonders die Bauern litten darunter. „Sie erzielen keine Gewinne.“ Erst wenn sich die weltweite Überproduktion an Milch gelegt habe oder die Nachfrage steige – etwa durch das Ende des Russlandembargos – würde sich die Lage am Markt wieder bessern. Dennoch ist Cordes zuversichtlich. „Das Unternehmen insgesamt entwickelt sich positiv.“

Projekt Nordpol

Ein Dämpfer dürfte jedoch die jüngste Ankündigung des Discounters Lidl sein. Die Supermarktkette will ein eigenes Eiscreme-Werk bauen und künftig weniger Eis von seinen Lieferanten beziehen. Zu denen gehört auch die Firma DMK Eis, ein Tochter des DMK. Die „Wirtschaftswoche“ hatte berichtet, dass Lidl unter dem Projektnamen „Nordpol“ bis spätestens Sommer 2017 mit der Produktion in Übach-Palenberg bei Aachen beginnen will. „Nicht die Produktion steht im Vordergrund, sondern die Warenverfügbarkeit und die Lieferfähigkeit sollen langfristig sichergestellt werden“, teilte die Schwarz-Gruppe mit, zu der Lidl gehört. Als Begründung für den Einstieg in die Eiscreme-Produktion waren immer wieder Probleme mit den Zulieferern im Gespräch gewesen.

Neben dem DMK liefern auch der belgische Eishersteller Ysco und Eisbär aus der Nähe von Hamburg an den Discounter. Laut „Wirtschaftswoche“ sollen sie für mehr als 200 der insgesamt etwa 300 Millionen Euro Umsatz stehen, die Lidl europaweit mit dem Verkauf von Eiscreme macht. Künftig soll ein Fünftel aller Eis-Produkte des Discounters aus eigener Produktion stammen.

Bauern machen mobil: Protest auch in München

Beim DMK, das etwa 400 Mitarbeiter in Bremen hat, wollte man Zahlen oder mögliche Probleme nicht kommentieren. „Das DMK ist einer von drei Lieferanten für Lidl. Sicherlich ist das ein wichtiger Kunde für uns“, sagt Cordes. „Wir beliefern aber den gesamten Lebensmitteleinzelhandel mit Eis“ – unter anderem unter der Marke Sanobub. An der Strategie für die eigene Eiscreme-Produktion wolle man trotz der Absage von Lidl festhalten. Zwar ist das Ende von zwei Werken in Recke und Nürnberg bereits beschlossen. Doch die übrigen drei Fabriken sollen gestärkt werden – mit Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe. Bevor Projekt „Nordpol“ bekannt wurde, wurde bei Lidl auch die Übernahme eines DMK-Eiscremewerks diskutiert.

Dass sich das Geschäft mit dem Eis lohnt, zeigt ein Blick auf den gesamten Markt: Im vergangenen Jahr wurde Speiseeis im Wert von etwa 1,4 Milliarden Euro verkauft. Mit rund 47 Prozent waren Handelsmarken – wie sie vom DMK hergestellt werden – für fast die Hälfte des Umsatzes verantwortlich. Der Rest entfällt auf bekannte Hersteller wie Langnese, Schöller oder Mövenpick.

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