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Aktionen offenbar abgesprochen Erneut Randale in Unterkunft

Bremen. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ist es in einer Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge zu Ausschreitungen gekommen. Am Mittwoch randalierten in der Turnhalle Grazer Straße etwa 20 bis 30 Jugendliche und Heranwachsende.
26.03.2016, 00:00 Uhr
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Erneut Randale in Unterkunft
Von Jürgen Theiner

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ist es in einer Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge zu Ausschreitungen gekommen. Am Mittwoch randalierten in der Turnhalle Grazer Straße etwa 20 bis 30 Jugendliche und Heranwachsende. Laut Polizei wollten sie mit dem gewaltsamen Protest ihrem Unmut darüber Ausdruck verleihen, „dass sich seit ihrer Ankunft nichts getan hat“ und sie – nach zum Teil monatelangem Aufenthalt – immer noch in der Massenunterkunft festhängen. Die Polizei war mit elf Streifenwagen vor Ort. Sie glättete die Wogen und nahm zwei 18-jährige Rädelsführer aus Afghanistan in Gewahrsam. Der angerichtete Sachschaden soll sich auf ungefähr 7000 Euro belaufen.

Wenige Tage zuvor war es bereits in einer Turnhalle an der Alwin-Lonke-Straße in Grambke zu einem ähnlichen Vorfall gekommen. Dort machten die Behörden ebenfalls junge Männer aus Afghanistan als treibende Kräfte aus. In der Sozialbehörde und bei Fachleuten, die für die Betreuung der jungen Flüchtlinge zuständig sind, herrscht die Meinung vor, dass die Vorfälle nicht der Ausdruck eines allmählich um sich greifenden Lagerkollers sind. Vielmehr habe es sich um eine gezielte Aktion Einzelner gehandelt, die für sich eine beschleunigte Behandlung persönlicher Anliegen erreichen wollten. „Es gibt Hinweise darauf, dass die Provokationen in Grambke und Horn-Lehe abgesprochen waren“, sagt Thomas Pörschke vom Koordinierungsteam Flüchtlingsunterkünfte der Sozialbehörde. Den jungen Afghanen sei es in beiden Fällen gelungen, einige andere Jugendliche mitzureißen. Gegen die Rädelsführer seien strafrechtliche Verfahren eingeleitet worden.

Dass die Situation für die minderjährigen Flüchtlinge in den Massenunterkünften umso belastender ist, je länger der Aufenthalt dauert, darüber macht sich Pörschke keine Illusionen. „Es gibt bei vielen dort Unruhe, Sorgen, Heimweh und das Gefühl vergessen worden zu sein“, beschreibt der Fachmann die Stimmungslage. Das gebe allerdings niemandem das Recht, Gewalt anzuwenden. „Würden wir die Täter damit durchkommen lassen, wäre das zugleich eine Bestrafung der großen Mehrheit der Jugendlichen, die sich kooperativ und geduldig zeigen“, findet Pörschke. Und er macht darauf aufmerksam, dass nicht nur die Flüchtlinge Zumutungen hinnehmen müssten. „Wir sollten die Sportler nicht vergessen, die seit Monaten ihre Trainingsstätten nicht nutzen können und ebenfalls Verzicht leisten“, so Pörschke. Nach seinen Worten soll die Nutzung von Sporthallen für Unterbringungszwecke im Sommer auslaufen.

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