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EU-Sanktionen Ermittler durchsuchen Megajacht "Dilbar" bei Bremen

Vergangene Woche durchsuchten Zoll, Steuerfahndung und Bundeskriminalamt das Anwesen vom russischen Oligarchen Alischer Usmanow am Tegernsee. Nun nahmen sie sich seine Jacht "Dilbar" vor.
27.09.2022, 13:32 Uhr
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Ermittler durchsuchen Megajacht
Von Lucas Brüggemann

60 Ermittler von Zoll, Bundeskriminalamt und der Steuerfahndung haben am Dienstagvormittag zusammen mit bewaffneten Beamten der Bundespolizei die Jacht "Dilbar" des russischen Oligarchen und Multimilliardär Alischer Usmanow durchsucht.

Hintergrund seien einem Bericht des "Spiegel" zufolge Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München und der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, die dem Verdacht der Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Verstößen gegen das Außenhandelsgesetzes nachgehen. Usmanow, so vermutet die Staatsanwaltschaft München, soll Abgaben in Höhe von etwa einer halben Milliarde Euro hinterzogen haben. Außerdem soll er sein Luxusleben hierzulande über Briefkastenfirmen mit Geldern finanziert haben, die in Russland an der Steuer vorbei verdient worden sein sollen. Auch die amerikanische Bundespolizei FBI soll sich im Rahmen eines Rechtshilfegesuches für die Jacht interessieren. Bei der Razzia auf der Jacht, die vergangene Woche von Hamburg nach Bremen in die Lürssen-Werft geschleppt wurde, sollen weitere Beweise gefunden werden.

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Die Europäische Union betrachtet Alischer Usmanow als Unterstützer von Russlands Staatschef Wladimir Putin und belegte ihn deshalb mit Sanktionen, in deren Zuge auch seine Jacht beschlagnahmt wurde. Die Jacht gilt als "eingefrorenes Vermögen" und darf deutsche Gewässer nicht verlassen. Sie darf außerdem nicht mehr veräußert, vermietet oder belastet werden. Die EU begründet die Sanktionen gegen Usmanow damit, dass er Entscheidungsträger, die für die Eskalation in der Ukraine verantwortlich sind, materiell und finanziell unterstützt haben soll.

Ein Sprecher von Alischer Usmanow bestreitet schriftlich gegenüber dem WESER-KURIER die Vorwürfe. Das Vorgehen von Polizei und Staatsanwaltschaft in Deutschland sei ein "Beispiel unverhohlener Gesetzlosigkeit unter dem Vorwand des Sanktionsrechts". Es sei überraschend, dass ein Mann wie Alischer Usmanow, der sein Geld ehrlich verdient und nichts mit den politischen Entscheidungen in Russland zu tun habe, sich für sein Vermögen rechtfertigen müsse, heißt es weiter. Die Immobilien am Tegernsee würden laut Aussage des Sprechers einer Stiftung gehören, deren einziger Zweck die finanzielle Absicherung für Usmanows Familie sei. Der Verdacht der Geldwäsche sei Teil einer "Lügenkampagne und Missinformation".

Die "Dilbar" ist mit ihren 156 Metern Länge eine der größten Luxusjachten der Welt. Sie wurde 2015 auf der Lürssen-Werft in Bremen-Vegesack gebaut und soll 600 Millionen Euro gekostet haben. Laut Usmanows Sprecher gehörte die Jacht einer Stiftung unter Vorsitz der Schwester des Oligarchen. Die Schwester sei durch die ihr auferlegten Sanktionen automatisch aus dem Vorstand der Stiftung ausgeschieden. Demnach hätten weder Usmanow selbst noch seine Schwester oder andere Familienmitglieder Eigentumsbeteiligungen an der "Dilbar".

++ Dieser Artikel wurde am 27. September um 18.07 Uhr aktualisiert. ++

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