Das Konzept Fahrradstraße ist gescheitert – darin waren sich am Mittwochabend eigentlich alle einig. Freilich galt diese Erkenntnis nicht grundsätzlich, sondern lediglich für den Parkallee-Abschnitt zwischen Rembertitunnel und Stern. Als Konsequenz hat man im Verkehrsressort nun entschieden, die Fahrradstraße für diesen Bereich wieder aufzuheben, berichtete Ressortmitarbeiter Gunnar Polzin dem Schwachhauser Verkehrsausschuss. Tempo 30 werde hier aber weiterhin beibehalten, und auch im Rembertitunnel bleibe alles wie gehabt. Nach eingehenden internen Beratungen sei man zu dem Schluss gekommen, dass ein Schutzstreifen hier die geeignetere Maßnahme ist, um Radfahrern einen geschützten Raum zu bieten. Das bedeute allerdings auch, dass man sich von den rund 15 markierten Parkplätzen auf der Fahrbahn verabschieden müsse. Die waren seinerzeit von der CDU- und der SPD-Fraktion angesichts des hohen Parkdrucks im Barkhof erkämpft worden. Doch eben diese Parkplätze führten in der Praxis nun zu dem Problem, dass Radfahrer beim Umfahren der parkenden Autos durch Hupen und dichtes Auffahren in Bedrängnis gerieten, erklärte Polzin. „Ich spreche da aus eigener Erfahrung“, betonte er.
Der Schutzstreifen am rechten Fahrbahnrand, den die Behörde plant, werde etwa 2,50 Meter breit sein und den Autofahrern eine ausreichende Restbreite von 3,25 Metern lassen. Der ehemalige Radweg, der von vielen Radfahrern aus Sicherheitsgründen nach wie vor genutzt werde, könne mittelfristig möglicherweise zur Verbreiterung des Gehwegs dienen, so Polzin. Weiterhin sei zu überlegen, ob sich der Verkehrsdruck aus dem Abschnitt nehmen lasse, indem man stadteinwärts hinter dem Tunnel einen Rechtsabbiegepfeil installiere. Damit könne die Parkallee nicht länger als Abkürzung zum Rembertiring genutzt werden.
ADFC zeigt sich mit Lösung einverstanden
Dirk Matthies, Verkehrsabteilungsleiter beim ADAC Weser-Ems, erklärte, er könne mit einem Fahrradschutzstreifen gut leben. Zwar hätte der Abschnitt den Titel Fahrradstraße seiner Ansicht nach eigentlich verdient, da er Teil einer Premium-Fahrradroute sei. Da sich das in der Praxis aber offenbar nicht realisieren lasse, könne er sich mit dem Schutzstreifen arrangieren.
Albrecht Genzel erklärte sich mit der Schutzstreifen-Lösung ebenfalls einverstanden. Allerdings pochte der Verkehrsreferent des ADFC darauf, diesen in Hinblick auf Gewohnheitsparker rot zu markieren. Außerdem gab er zu bedenken, dass auf einem Schutzstreifen zwar nicht geparkt, wohl aber gehalten werden dürfe. „Um das zu vermeiden, bräuchte es eine gesonderte Beschilderung – und eine verstärkte Verkehrsüberwachung“, betonte er.
Die SPD-Fraktion hatte vorsorglich einen Antrag auf Aufhebung der Fahrradstraße zur Sitzung mitgebracht, berichtete Stefan Pastoor. Der sei nun hinfällig, wenngleich die wegfallenden Parkplätze ihm Bauchschmerzen bereiteten. Auch Ausschuss-Sprecher Hans-Peter Volkmann (CDU) haderte damit angesichts des immensen Parkdrucks. Den Schutzstreifen an sich begrüße er allerdings, da dieser für klare Verhältnisse und mehr Sicherheit sorgen werde. „Warum man allerdings auf den vorhandenen Radweg verzichten und die Radfahrer auf die Straße zwingen will, ist mir ein Rätsel“, betonte er. Polzin erklärte dazu, dass das Überholen auf dem früheren Radweg nur über den Gehweg möglich und damit zu gefährlich sei. Daher sei es angezeigt, beide Spuren deutlich voneinander zu trennen. Als alleinige Option komme der frühere Radweg ebenfalls nicht mehr infrage, weil er mit der immens gestiegenen Zahl an Radfahrern deutlich überlastet wäre, ergänzte Genzel.
Die gesamte Premium-Fahrradroute zwischen Rembertistraße und Universität kritisierte Oliver Piepho (FDP) angesichts der unterschiedlichen Konzepte für Radfahrer auf den einzelnen Abschnitten. „Ein Gesamtkonzept ist hier meiner Meinung nach unumgänglich, um Verwirrungen zu vermeiden“, regte er an. In diesem Punkt stimmte ihm Christopher Hupe-James (Grüne) entschieden zu. Mit einem Schutzstreifen in der Parkallee könne er aber angesichts des Sicherheitsaspektes erst einmal gut leben.
Schutzstreifen-Konzept soll im Frühjahr kommen
Um zumindest mittelfristig einen Ersatz für die wegfallenden Parkplätze zu bekommen, regte Stefan Pastoor an, das Ressort möge entsprechende Haushaltsmittel beantragen. „Vielleicht wäre ja irgendetwas im Bereich des alten Fahrradwegs denkbar“, sagte er. Polzin wollte ihm angesichts knapper Haushaltskassen keine allzu großen Hoffnungen machen. Man habe auch schon über Schrägparkplätze nachgedacht, berichtete er. Doch auch die gebe der Haushalt eigentlich nicht her. Außerdem berge das rückwärts Ausparken wiederum Gefahren für den Radverkehr.
Ein Anwohner zeigte sich über diese Perspektive erzürnt. Der Parkdruck werde sich somit noch weiter in die Nebenstraßen verlagern, kritisierte er. Deshalb favorisiere er einen Schutzstreifen auf der linken Fahrspur – dann könnten die Parkplätze bestehen bleiben. Polzin erklärte diesen Plan insbesondere für das Einfahren in den Stern als zu gefährlich.
Einem anderen Zuhörer ging der Schutzstreifen noch nicht weit genug. Er sähe an dessen Stelle lieber einfach eine freie Fahrspur ohne parkende Autos, erklärte er. Damit würde das Konzept Fahrradstraße doch noch verwirklicht, meinte er. Albrecht Genzel gab zu bedenken, dass ein roter Schutzstreifen den Radfahrern ihr eigenes „Revier“ biete, und dies auch optisch den Autofahrern signalisiere. Andernfalls stehe zu befürchten, dass die Fahrspur alsbald wieder zugeparkt werde.
Die Behörde will das neue Schutzstreifen-Konzept jetzt konkret ausarbeiten und dem Beirat im Frühjahr vorstellen.