Um das Thema Stadtentwicklung ist es am Sonntag im ersten Talk des WESER-KURIER zur Bürgerschaftswahl gegangen. Als ein zentrales Problem kristallisierte sich dabei der Mangel an bezahlbarem Wohnraum heraus. „Die Leute wohnen sich inzwischen arm in dieser Stadt“, sagte Björn Tschöpe, der Fraktionschef der Bremer SPD.
„Wir müssen bauen, bauen, bauen“, gab er darum als Aufgabe aus. Claudia Bernhard (Linke) kritisierte, dass in der Vergangenheit beim sozialen Wohnungsbau viel zu wenig passiert sei: In den vergangenen fünf Jahren seien gut 500 Sozialwohnungen entstanden.„Es ist ein massives Problem für Bremen, dass man die Mieten nicht mehr wuppen kann.“ Flächen dürften nicht mehr verkauft werden, die Mieten müssten „selbstverständlich“ mehr als bisher subventioniert werden.
Bremen drohe sonst auf eine weitere große soziale Spaltung hin zulaufen, wenn die Situation sich nicht ändere. Der Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass der Anteil an Sozialwohnungen deutlich abgenommen hat: Vor zehn Jahren gab es in Bremen und Bremerhaven insgesamt 11 100, nun sind es noch gut 8000 Sozialwohnungen im Land.
Der Bestand ging zurück, weil Immobilien nach einer gewissen Zeit nicht mehr an den günstigen Preis gebunden sind und es keinen entsprechenden Ersatz gab. Auf dem Höhepunkt, 1991, gab es in Bremen sogar 80 000 Sozialwohnungen. Wenig später waren es 60 000. Grüne und SPD wollen die Sozialquote von 25 auf 30 Prozent erhöhen.
Die Bautätigkeit in Bremen hat bereits zugelegt: Die Zahl der fertigen Wohneinheiten, Wohnungen oder Häuser stieg von 562 im Jahr 2009 auf 1618 im Jahr 2016. Derzeit entstehen viele neue Wohnprojekte in der Stadt – auch, um dem Bedarf nach Eigentum von Familien nachzukommen.
Die Eigentumsquote in Bremen betrug nach Angaben von Robert C. Spies im vergangenen Jahr 38,4 Prozent. Eine Auswertung des Immobilienportals Immowelt.de zeigt, dass die Mieten in Bremen in zehn Jahren um im Schnitt 32 Prozent gestiegen sind: Lag eine Durchschnittsmiete demnach 2008 noch bei 6,20 Euro pro Quadratmeter, waren es im vergangenen Jahr 8,20 Euro.
"Die Stadt muss allen gehören"
Die Wohnraumfrage ist in Bremen derzeit mehr denn je ein Thema: Am Sonnabend demonstrierten 1500 Menschen für bezahlbaren Wohnraum in der Stadt unter dem Titel „Die Stadt muss allen gehören“.
Eine Faustregel besagt, dass eigentlich nicht mehr als ein Drittel des Nettoeinkommens für die Miete anfallen sollte. In Bremen soll jedoch jeder vierte Haushalt mehr als 40 Prozent dafür aufwenden. Für ausreichend Wohnraum zu sorgen, das stand im gemeinsamen Koalitionspapier von Rot-Grün. Der Senat hat sich ein Leitziel vorgenommen: Bremen als wachsende Stadt.