Fast 50 Jahre hat es das Ladengeschäft der Traditionsfirma Paul Schrader am Spitzenkiel 14/Ecke Ansgaritorstraße gegeben. Hier wurden Teeproben veranstaltet, die Kundschaft konnte sich vor Ort vom Fachpersonal beraten lassen, an der einen oder anderen Prise der bis zu 350 Teesorten schnuppern oder auch sonst in Auszügen des Sortiments stöbern. Dies ist jetzt vorbei – und damit gibt es einen weiteren Leerstand an markanter Stelle in der Bremer Innenstadt.
Im Jahr ihres 100-jährigen Bestehens hat sich die Firma Paul Schrader dazu entschlossen, das Ladengeschäft zum Ende dieses Monats zu schließen – und künftig ausschließlich auf den Versandhandel und das Online-Geschäft zu setzen. "Die Gründe sind die gleichen wie bei vielen, die diesen Schritt ebenfalls gegangen sind. Auswirkungen der Corona-Pandemie, unsichere Situation der Planungsüberlegungen zur Verbesserung der Attraktivität und Infrastruktur der Innenstadt sowie der starke Anstieg des Online-Handels", erläutert Geschäftsführer Michael Rolf.
Den Online-Handel hat das Familien-Unternehmen sozusagen als Pionier frühzeitig ausgebaut. 1997 ging der erste Online-Shop an den Start. Im Rückblick sei das gleichermaßen eine Herausforderung für das Unternehmen und die Kundschaft gewesen, ein Spagat zwischen Online- und Kataloggeschäft. Ab 2006 brachte Rolf Kooperationen mit großen Online-Händlern wie Amazon, Ebay, Rewe.de, Otto und Google-Shopping auf den Weg. Mittlerweile betreibt Schrader unter der Marke foodhall.de seinen eigenen Online-Marktplatz für Feinkost. Dazu kommt eine firmeneigene App und – ganz auf der Höhe der Zeit – die Aktivität auf sozialen Netzwerken und im hauseigenen Blog-Magazin.
Seit 2005 bietet das Spezialversandhaus neben dem Kerngeschäft verstärkt auch unter der Marke Schrader Logistics mit dem Schwerpunkt Lebensmittelhandel einen Online-Versand an. Leicht verderbliche und empfindliche Ware wird in einer speziellen Kühlverpackung verschickt. In den 1990er-Jahren kehrte der Spezialversandhändler zum Genussmittel-Segment zurück. Neben Tee, Kaffee und Kakao ist eine Vielzahl an Delikatessen im Angebot: Gebäck, Süßwaren, Honig und Marmelade. Dazu kommen Spezialitäten wie Clotted Cream, ein Klassiker der Tea-Time, aber auch Fisch-, Käse- und Wurstspezialitäten sowie Wellness-Produkte. Zuvor waren auch Bücher, CDs, Möbel und Schmuck im Angebot.
Die Kataloge, die fünfmal im Jahr an 200.000 Kunden verschickt werden, bieten Informationen über die Anbaugebiete der Teesorten. Arend Vollers, der das Traditionsunternehmen über Jahrzehnte hinweg leitete, sei es wichtig gewesen, den biologischen Tee-Anbau zu fördern und die Lebensbedingungen der einheimischen Bevölkerung zu verbessern. Wie Rolf betont, mussten in dem Bremer Ladengeschäft keine Kündigungen ausgesprochen werden, die Mitarbeiter hätten eine Aufgabe im Versandbetrieb in Weyhe bekommen.