In der Überseestadt wird voraussichtlich in Kürze eine weitere provisorische Bleibe für Flüchtlinge entstehen. Ganz in der Nähe der Großzelte an der Herzogin-Cecilie-Allee plant die Sozialbehörde sogenannte Leichtbauhallen, in denen maximal 1200 Personen untergebracht werden können. Der Komplex soll an der Birkenfelsstraße entstehen, also am Überseepark, der sich auf halbem Wege zwischen Großmarktgelände und Waller Sand befindet.
Mit Blick auf den nahenden Winter will die Behörde die derzeit noch in den Zelten wohnenden Neuankömmlinge in die Leichtbauhallen umsiedeln. Doch ist nicht auszuschließen, dass beide Objekte parallel genutzt werden müssen, denn der Zustrom nach Bremen hält unvermindert an. Prognosen aus dem vergangenen Jahr, wonach 2022 pro Monat mit etwa 200 Schutzsuchenden zu rechnen sei, sind inzwischen völlig überholt. Im Schnitt des laufenden Jahres kamen monatlich rund 1000 Schutzsuchende in die Hansestadt, unter anderem aus der Ukraine, in wachsender Zahl aber auch aus den Westbalkanstaaten.
Im August war ein vorläufiger Höchstwert von 1445 Personen erreicht, die von der Sozialbehörde untergebracht werden mussten. Zwar verlässt mehr als die Hälfte Bremen nach einer Weile über das Verteilsystem der Bundesländer. Eine vorläufige Unterbringung muss jedoch sichergestellt werden. Insofern kann Senatorin Anja Stahmann (Grüne) zwar hoffen, dass die Zelte an der Herzogin-Cecilie-Allee im Winter nicht benötigt werden, sicher ist das jedoch keineswegs. Deshalb sollen die Zelte in Kürze auch provisorisch gedämmt werden.
Den Bremer Sozialhaushalt belastet die neue Notunterkunft erneut mit Millionenbeträgen. Bei der vereinbarten Mindestmietdauer von 18 Monaten für die drei jeweils 20 mal 40 Meter großen Leichtbauhallen fallen Gesamtkosten von gut 11 Millionen Euro an.
"Zur Aufnahme der Menschen gibt es keine Alternative", so Anja Stahmann auf Anfrage des WESER-KURIER. Sie sei eine gesetzliche Verpflichtung und bleibe "ein Gebot der Menschlichkeit". Insgesamt sind in der Stadt Bremen derzeit rund 6500 Personen – zum Teil Familien mit Kindern – in Übergangswohnheimen sowie den beiden Erstaufnahmeeinrichtungen in Vegesack und Obervieland untergebracht. Hinzu kommen noch mehrere Hundert minderjährige unbegleitete Ausländer, kurz UmA, in separaten Unterkünften. Insgesamt beträgt der Anteil der Flüchtlinge oder eine Duldung Suchenden damit rund 1,2 Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt Bremen.