Für Janeke de Beet, ihre Freundin Simone Witthus aus Schönebeck und deren Kinder ist das idyllische Sommerbad Grambker See ein Ferienparadies. "Es ist ein kleines heiles Fleckchen Erde, gut behütet, die Kinder können hier rennen, es ist richtig schön hier", sagt Janeke de Beet.
Die junge Grambkerin zählt mit ihren beiden Zwergen zu den Stammgästen des rein von Freiwilligen betriebenen Naturbades mitten im Wohnquartier. "Das Sommerbad ist für den Stadtteil toll, vor allem für Familien mit kleinen Kindern, denn es ist eingezäunt, bietet viele Spielmöglichkeiten", sprudelt sie vor Begeisterung und lässt ihren Blick über Bobbycars, Wipptiere und andere Angebote zum Klettern und Toben schweifen. "Die vielen Ehrenamtlichen muss man auch unterstützen, die so viel Zeit und Mühe investieren", betont sie anerkennend unter zustimmendem Nicken ihrer Freundin.
Die familiäre Atmosphäre schätzt ebenso Steffen Sbach, der fast alle Besucher mit Namen kennt. Der Familienvater gehört zum Kreis von 20 bis 30 aktiven Freiwilligen, die den Betrieb des traditionsreichen Sommerbades unter dem Dach des 1. FC Burg aufrecht erhalten. Der beschauliche Badesee mit Liegewiese inmitten hoher Bäume sei außerhalb Grambkes nicht so bekannt – und auch nicht einfach zu finden, weiß der Rettungsschwimmer.
"Schlimme Badeunfälle hat es bisher nicht gegeben", bilanziert der sportliche Grambker. "Im Nichtschwimmerbereich haben wir Schwimmflügelpflicht, da bestehen wir drauf", betont er. Denn bis 70 Kinder könnten sich an heißen Tagen im 23 Grad warmen Seewasser schnell mal tummeln. Zudem weist er auf das strenge Corona-Schutzkonzept hin. Ein Rettungsschwimmer und eine Kassen- und Kioskraft als zweite Freiwillige wachen über die Einhaltung der Vorschriften.
Auf die Frage, wie viele Stunden er damit zubringt, die Badegäste im Blick zu behalten, antwortet Steffen Sbach lachend: "100 reichen wohl nicht." Die Aussage bezieht sich nur auf die freiwillige Aufsicht. Die Freizeit, die der Elektriker für die Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten oder Baumpflege investiert kann er gar mehr beziffern. "Viel zu viel", sagt er lachend.
Seinen Mitstreitern zufolge geht ihm das genauso. Der Beweis für ihren unermüdlichen Einsatz und Ehrgeiz ist der positive Gesamteindruck des Traditionsbades. Beim Betreten des gelben Eingangsgebäudes von 1933 gewinnt der Besucher den Eindruck, er begebe sich auf eine Zeitreise. Trotz des frischen Anstrichs in blau und weiß versprühen die Holzwände und -türen im Durchgang zum See ihren alten Charme. "Den wollen wir bewusst erhalten", erklärt Steffen Sbach. Daher wurden die Umkleiden mit Holztür und Metallriegel beibehalten.
Der seiner Schätzung nach rund 800 Quadratmeter große Nichtschwimmerbereich ist vom Strandzugang schön flach. Zum hinteren Badeseebereich mit der hellblauen Luftkissenrutsche gelangen Schwimmer über den selbst gebauten Holzsteg, der die Spundwand zur Unterteilung des Sportparksees in einen Natur- und einen Badesee verdeckt. "Im Schwimmerbereich erreichen wir die Mindesttiefe von 1,85 Metern, die für Kopfsprünge gefordert sind", ergänzt Reimer Kanje. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der Initiative Grambker Seebad und ist der Pressesprecher.
Seit die Freiwilligen vor sechs Jahren die Regie im Naturfreibad übernommen haben, "ist mittlerweile fast alles neu", blicken Sbach und Kanje zurück. Auch dank investitionsgebundener Fördergelder.
"Wir hatten noch nie Probleme mit Blaualgen", berichtet Steffen Sbach. Das Moorwasser im Freibadbereich wird durch die Sandfilteranlage gereinigt. Das sandige Beachvolleyballfeld, auf dem ab und an Volleyballer oder Handballer trainieren, sind für ihn ebenso ein Vorzeigeobjekt wie das in Eigenleistung errichtete moderne Toilettenhäuschen mit Kindertoilette. "Hier und im Küchenbereich haben wir gerade erst eine Belüftungsanlage eingebaut", sagt er.
Die wuchernden Brombeerbüsche sind radikal beschnitten, neuer Rasen gesät und eine große Nestschaukel aufgehängt worden. Das große Klettergerüst wurde vor 14 Tagen um eine Rutsche ergänzt und der zweite Turm mit Rutsche ins Nichtschwimmerwasser gerade erst ganz neu aufgestellt. Nur das Holz für ein Gerätehäuschen stapelt sich noch auf der Wiese.
Darüber hinaus wurden eine gebrauchte Küche, ein neuer Fußboden und eine Lichtanlage im Veranstaltungsraum eingebaut, der für kleine Feiern vermietet wird. Das Sommerbad sei für Abschlussfeste der Kindergärten oder Schulklassen und Geburtstage beliebt, weiß Steffen Sbach. Zumal es jede Menge Spielsachen wie Boccia, Riesenreifen oder Bälle zum Ausleihen gebe.
"Es gibt aber immer etwas zu tun", unterstreicht der Badretter. "Vorkenntnisse braucht man nicht." Wachablösung für treue Helferinnen wie Rentnerin Edeltraud Bunger, die zwei Tage die Woche Kasse und Kioskverkauf macht, sind auch schon mal ältere Kinder wie Tabea Ahrens. "Ich bin im Moment häufiger hier", sagt die Zwölfjährige, die durch das Engagement ihrer Eltern in die Freiwilligenarbeit reingewachsen ist.
"Das größte Problem ist für uns, dass wir die Badeaufsicht stellen müssen, die einen Rettungsschein vorweisen muss", gesteht Reimer Kanje. "Dadurch fallen zum Beispiel Rentner durchs Raster. Und viele unserer Ehrenamtlichen stehen noch im aktiven Berufsleben, da ist es manchmal schwierig mit langen Öffnungszeiten."
Dennoch ist er begeistert, dass sich jede Saison wieder genügend Unterstützer finden. Und die Badretter, wenn Fachleute für handwerkliche Arbeiten oder den Materialeinkauf gefragt sind, "auf viel Bereitschaft zur Unterstützung treffen". Durch die Kooperation mit der benachbarten Christengemeinde hätten sie Hilfe bei der Grünpflege. Das Bewusstsein für den Wert dieses Traditionsbades und Treffpunkts im Quartier ist Kanje zufolge groß. Durchschnittlich 2600 Einzelkarten würden pro Saison verkauft. Dazu kämen rund 600 Besucher, die Dauerkarten nutzten.