Bremen. Es hat deutlich länger gedauert als geplant und ist auch um einiges teurer geworden. Doch nun soll es losgehen: Die Wallanlagen bekommen einen Wasserfall. Am alten Pumpenhaus hinter der Kunsthalle wird der Zulauf aus der Weser neu organisiert. Das sieht gut aus und hat auch einen ökologischen Nutzen: Das Wasser im Stadtgraben enthält mehr Sauerstoff.
Hecht, Barsch, Wels, Aal, Karpfen, Brasse, Rotfeder, Schlei – alles Fische, die sich im Stadtgraben tummeln. Fortan werden sie es dort noch schöner haben, frischer und gesünder, weil mehr Sauerstoff im Wasser ist. Dafür sorgen wird ein Wasserfall am alten Pumpenhaus hinter der Kunsthalle. In knapp drei Wochen ist es soweit, dann rauscht es und plätschert – ein kleines Schauspiel, das neben den ökologischen Aspekten auch eine ästhetische Note hat.
Der Stadtgraben oder Wallgraben, da streiten sich die Geister, wird aus der Weser gespeist. 120 Liter fließen im Mittel pro Sekunde vom Fluss in den Graben hinein, befördert von einer Pumpe unter der Weserpromenade. Erkennen konnte man das bisher nur daran, dass es am Pumpenhaus im Wasser ein wenig blubberte und gurgelte. In Zukunft aber wird es augenfällig sein, aus welchem Reservoir sich der Stadtgraben speist. Das Wasser schwallt förmlich heraus, gelenkt von zwei Rohren, die in eine Art Vorfluter führen. Schon dort sieht man es, unter einem großen Rost, bevor es dann über die Metallkante rund 1,50 Meter tief in den Graben hinabfällt. Der Wasserfall in den Wallanlagen, kein Niagara, aber immerhin.
"Öfter Probleme mit der Algenblüte"
"Wir hatten im Sommer öfter Probleme mit der Algenblüte", erklärt Markus Backes von Umweltbetrieb Bremen. Schlecht für den Sauerstoff im Wasser und schlecht für die Fische darin. Doch jetzt kommt Bewegung ins Spiel, eine Frischekur, und zwar permanent. Mindestens bis zum Herdentor, schätzt Backes, wird das Wasser in dem rund zwei Kilometer langen Stadtgraben belebter sein. Nach hinten raus, bis zum Auslauf unter der Stephanibrücke, verliert es sich dann. Um das Pumpenhaus herum, das noch von Graffiti befreit wird, sind Treppen angelegt worden, das Pflaster ist neu, zurzeit werden die Böschungen bepflanzt. Die Anlage präsentiert sich als schöne Ergänzung zur erweiterten Kunsthalle.
Als das sanierte Museum im August vergangenen Jahres eingeweiht wurde, sollte eigentlich auch der Wasserfall fertig sein. Doch dann gab es nach Angaben des Umweltressorts Probleme mit der Finanzierung. Die Stadt musste ihren Anteil auf 134000 Euro aufstocken, ergänzt von einem Zuschuss von Hansewasser in Höhe von 50000 Euro. Der Abwasserentsorger hatte sein zehnjähriges Bestehen gefeiert und sich mit dem Geld selbst ein Geschenk gemacht. Ursprünglich sollte davon ein Wasserspiel errichtet werden, das aber kam für die Bewahrer der Wallanlagen, die seit 1973 als ältester Bremer Park unter Denkmalschutz stehen, nicht infrage. Stattdessen nun der Wasserfall, mit dem Hansewasser sicherlich genauso zufrieden ist.
Der Kniff an der Anlage ist die Steuerungstechnik. Es kann geregelt werden, ob und in welcher Menge das Wasser über die Kante fließt. Sollten sich Anwohner von dem Rauschen gestört fühlen, was sich Backes nach einem Probelauf nicht vorstellen kann, könnte das Geräusch über die Wassermenge quasi gedimmt werden. Man könnte es nachts etwa auch ganz abstellen, dann würde das Wasser wieder nur von unten in den Stadtgraben gelangen.
Am 16. Mai wird der Wasserfall eröffnet. Dann werden die Regler aufgedreht, und Bremen hat eine neue Attraktion. Ein Werk der Wasserbaukunst, das nachts eigentlich beleuchtet werden sollte, aber dafür, so Backes, hat das Geld nicht gereicht.