Mehr Sicherheit, weniger Energieverbrauch, und den Insekten hilft es auch – das ist der Hintergrund, wenn Bremen in den nächsten anderthalb Jahren einen großen Teil seiner Straßenlampen auf LED-Technik umrüstet. In diesen Tagen hat die Stadt nach Informationen des WESER-KURIER einen Vertrag mit dem Energieversorger SWB abgeschlossen. Er umfasst den Austausch von 19.000 Leuchtkörpern. Der Anteil von LED-Lampen erhöht sich dadurch nach Angaben der Behörden von rund 30 auf annähernd 66 Prozent. Die zusätzliche Energieersparnis liegt bei etwa 4900 Megawattstunden pro Jahr, was bei schwankenden, tendenziell steigenden Strompreisen die Kosten um bis zu 1,5 Millionen Euro reduziert.
Der Bremer Senat will die Beleuchtung an den Straßen komplett auf LED umzustellen. Doch dafür wird offenbar noch einige Zeit benötigt. Die Verwaltung geht nach eigenen Angaben davon aus, dass im Jahr 2028 sämtliche Lampen mit der modernen Technik ausgestattet sind. Passieren sollte das eigentlich viel schneller. Vor drei Jahren gab es den Vorstoß, beim Straßenlicht nicht mehr lange zu fackeln und gleich die große Lösung zu wählen. Damals war das am Geld gescheitert; der Totalaustausch hätte nach Berechnungen der Experten 31,5 Millionen Euro gekostet. Unwirtschaftlich, lautete der Befund. Auch deshalb, weil die Radikalkur nicht wenige Laternen getroffen hätte, die relativ neu und noch nicht abgeschrieben waren. Das Projekt kam nicht zustande.
Stattdessen wurde an der Strategie festgehalten, die insgesamt rund 63.000 Leuchten an Bremens Straßen nach und nach umzurüsten. Das ist in der Vergangenheit meistens dann geschehen, wenn ohnehin Ersatz fällig war. Es gab aber auch Schwerpunktaktionen wie am Hauptbahnhof oder zuletzt an der Diskomeile, an zwei Orten, die von den Menschen als unsicher empfunden werden und es nicht selten auch sind.
Seit 2016 setzt Bremen beim Austausch ausschließlich LED-Leuchten ein, weswegen der Anteil mit der Zeit auf 30 Prozent angestiegen ist. „Bremen hat seine Beleuchtung sukzessive modernisiert", erklärt Bau- und Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne). Die letzten Pilzkopfleuchten seien inzwischen vom Netz gegangen. "Wir nutzen für die Straßenbeleuchtung zudem 100 Prozent Ökostrom", so die Senatorin.
Nach den vielen kleinen Schritten kommt es nun doch noch zum großen Sprung, zu einer LED-Offensive. Die SWB hat der Stadt im Mai für die 19.000 Lampen ein Angebot gemacht. Es liegt bei 8,9 Millionen Euro. Bremen muss diesen Betrag nicht voll bezahlen. 2,2 Millionen Euro schießt der Bund zu. Die Förderung ist mit Auflagen verbunden. Eine betrifft die Beleuchtung in der Nacht: Zwischen 22 und 6 Uhr geben die Lampen selbstgesteuert nur die Hälfte ihrer Leuchtkraft ab, und zwar möglichst gezielt. Das Licht soll auf die Verkehrsflächen fallen, nirgendwo anders hin, und es soll nicht nach oben abstrahlen. Ziel ist, heißt es von den Behörden, die sogenannte Lichtverschmutzung zu minimieren. Gedacht wird auch an die Insekten, die sich vom kalten Schein der Lampen anlocken lassen und darin oft umkommen. LED-Leuchten ziehen mit ihrem warm-weißen Licht die Tiere dagegen deutlich weniger an.
Ausgetauscht werden ausnahmslos Leuchten, die mindestens zehn Jahre alt sind. Wenn das Programm Mitte 2023 ausgelaufen ist und zwei Drittel aller Laternen auf LED umgestellt sind, fällt das in die Zeit, in der Bremen turnusmäßig einen neuen Beleuchtungsvertrag ausschreiben muss. Die swb kann sich wieder bewerben, bekommt aber möglicherweise Konkurrenten. Geplant ist, in den Vertrag eine Regelung aufzunehmen, die garantiert, dass der LED-Ausbau weitergeht und bis 2028 abgeschlossen ist. Aktuell gibt es diese Vorgabe nicht, weshalb die Kosten der 19.000 Lampen, die auf Wunsch des Senats von jetzt ab montiert werden, nicht bei der SWB anfallen, sondern bei der Stadt. Die geplante Umrüstung sei ein weiterer wichtiger Schritt für den Klima-, aber auch für den Insektenschutz, betont Senatorin Schaefer. Außerdem würden die Straßenbereiche durch die neuen Lampen besser ausgeleuchtet, was zu einem erhöhten Sicherheitsempfinden und zur Aufwertung des städtebaulichen Umfelds führe.
Bremen folgt mit der LED-Offensive seinen niedersächsischen Nachbarn. In Stuhr sind die Energiesparlampen bereits Standard. In Weyhe auch – angeschoben von Andreas Bovenschulte (SPD). Zu der Zeit war der Bremer Bürgermeister dort Gemeindeoberhaupt. Bovenschulte hatte Bremen ermuntert, es Weyhe gleichzutun und an den Straßen flächendeckend LED einzuführen. Spät geschieht das nun.