Das Saarland hat ein Ende des Lockdowns und die Öffnung von Geschäften und der Außengastronomie für die Zeit nach Ostern angekündigt, in Bremen werden ähnliche Pläne geschmiedet. Die Interessengemeinschaft Das Viertel (IGV) um den Kaufmann Norbert Caesar hat einen Plan erarbeitet, der Lockerungen vorsieht. „Gemeinsam mit dem Weserpark und den Bremer Gastronomen haben wir überlegt, was man machen kann. Denn überall gab es Ideen, nur in Bremen nicht“, sagt Caesar. Das Konzept sieht ein sicheres Öffnungsszenario für Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und Außengastronomie vor.
Demnach wird vorgeschlagen, dass negative Corona-Testergebnisse, die in der „Gast Bremen App“ der Gastronomen gespeichert werden, für 48 Stunden als Eintrittskarte für den Einzelhandel, die Gastronomie und Kultureinrichtungen dienen sollen. Nach Ablauf der Zeit erlischt der Hinweis in der App, und ein neues Testergebnis müsste eingepflegt werden. Mit der App wollen die Gastronomen und Einzelhändler künftig eine dem Datenschutz genügende Kontaktnachverfolgung ermöglichen, die das bisherige Ausfüllen von Papier-Kontaktbögen ersetzen soll. Die Handelskammer hat ebenfalls dafür plädiert, dass sich das Land Bremen als Modellregion an die Spitze der Bundesländer setzen solle.
Im Saarland hatte Regierungschef Tobias Hans (CDU) am Donnerstag weitreichende Lockerungen in Aussicht gestellt, die an eine umfassende Teststrategie geknüpft sind. Vom 6. April an sollen Kontaktsport im Freien, private Treffen mit bis zu zehn Personen und Öffnungen von Geschäften, Restaurants und Kultureinrichtungen möglich sein. „Es muss uns nach einem Jahr Corona-Pandemie mehr einfallen als nur zu schließen und zu beschränken“, sagte Hans. Wer bummeln und oder sich auf der Terrasse eines Restaurants bedienen lassen will, benötigt im Saarland künftig einen negativen Coronatest, nicht älter als 24 Stunden. Ähnlich funktioniert das Tübinger Modellprojekt „Öffnen mit Sicherheit“.
Für den Bremer Senat kommen solche Modelle aktuell nicht infrage. Regierungssprecher Christian Dohle: "In Bremen und Bremerhaven sind Lockerungen derzeit kein Thema. Und beide Städte sind mit Tübingen und dem Saarland auch nicht vergleichbar, weil die Inzidenz dort wesentlich niedriger ist", sagte er dem WESER-KURIER. Der Wert im Landkreis Tübingen liegt bei 65,2, in Bremen hat er am Mittwoch die Marke von 100 überschritten.
Für Norbert Caesar ist das kein Argument: „Die hohen Ansteckungszahlen kommen doch aus privaten Treffen, bei denen nicht auf Abstand und Hygiene geachtet wird. Könnten sich die Menschen in der Gastronomie treffen, dann würde dies unter Hygienekonzepten und Beobachtung stattfinden.“ Selbst das Robert Koch-Institut werte die Gefahr einer Ansteckung im Einzelhandel nicht höher als in öffentlichen Parkanlagen. „Wir haben alle Kanäle genutzt, aber in Bremen gibt es nicht mal die Chance, solche Ideen zu diskutieren“, sagte Caesar. Die Politik habe Angst, zur Verantwortung gezogen zu werden. „Aber dann hätte sie Schulen und Kitas nicht wieder öffnen dürfen.“
In Niedersachsen haben sich mehrere Kommunen beworben, Modellregion für Lockerungen zu werden. Vor der Bund-Länder-Runde hieß es, dass vom 29. März an weitere Modellregionen denkbar seien. Diesem Zeitplan hat die Staatskanzlei in Hannover auf Anfrage des WESER-KURIER eine Absage erteilt. „Vor Ostern wird definitiv nichts mehr passieren“, sagte eine Sprecherin. Es gebe diverse Anfragen aus ganz Niedersachsen. Hannover, Braunschweig, Celle und Vechta hatten sich früh ins Spiel gebracht, Göttingen würde sich gerne als „sichere Stadt“ beteiligen. Auch Osnabrück, das nach acht Tagen Geschäfte und Museen vergangene Woche wieder schließen musste, dringt auf die Möglichkeit, sein „Click & Meet“-Konzept in Verbindung mit einer Teststrategie zu starten. „Die Erfahrungen mit ,Click & Meet‘ in den acht Tagen, an denen es möglich war, waren sehr gut“, sagt Mechthild Möllenkamp, Präsidentin des Handelsverbandes Osnabrück-Emsland. „Die Händler haben überraschend viel Umsatz gemacht.“
Bevor es zu Modellprojekten kommen kann, seien mehrere Abstimmungen notwendig. „Es kann ja nicht darum gehen, dass einfach nur alle Städte die Geschäfte wieder aufmachen“, sagt Kathrin Riggert, stellvertretende Sprecherin der Landesregierung. Das Sozialministerium befinde sich im Austausch mit den Kommunen und Gesundheitsämtern und versuche zu klären, für wen eine Öffnung infrage komme, wer die Tests durchführen müsse und wie die digitalen Schnittstellen zwischen Kommunen und Gesundheitsämtern aussehen müssten.