Die Bremer Bädergesellschaft steht vor umfassenden Sanierungs- und Neubaumaßnahmen. Das Innenressort hat dafür zwei Varianten entwickelt, die sie Montagabend in einem öffentlichen Hearing vorstellte. Dabei hoffte die Behörde auf Ideen und Anregungen, die in den Entscheidungsprozess einfließen sollen. Doch die blieben die Ausnahme. In erster Linie wurden auf der Veranstaltung die unterschiedlichen Interessenlagen herausgearbeitet.
Den Anfang der Debatte um die künftige Ausrichtung der Bremer Bäderlandschaft machte die Nachricht vom mit 18 Millionen Euro veranschlagten Sanierungsbedarf des Unibades. Ebenfalls ganz oben auf der Sanierungsagenda: das Westbad mit zwölf sowie das Horner Freibad mit vier Millionen Euro.
Da eine Sanierung des Unibades aus Kostengründen nicht infrage kommt, hat die Innenbehörde unter Beteiligung des Bremer Schwimmverbandes zwei Alternativvorschläge erarbeitet. Am Montagabend wurden sie im Haus der Wissenschaft öffentlich vorgestellt.
Vier Vorgaben gab es bei der Lösungssuche, erklärte Staatsrat Holger Münch, der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Bädergesellschaft ist: die Sicherung des Schulschwimmens und der Trainingsmöglichkeiten für den Vereinssport, ein ausreichenden Kursangebot sowie ausreichende Öffnungszeiten. Am ehesten zu gewährleisten wäre dies aus Sicht der Innenbehörde durch eine von zwei Varianten, in deren Mittelpunkt das Westbad und das Horner Bad stehen (siehe unten).
Von der Investitionssumme her würden sich beide Modelle kaum unterscheiden. Etwa 26,8 Millionen Euro fallen bei Variante 1 an, bei Variante 2 sind es 26,2 Millionen Euro. Deutlicher sind die Unterschiede bei den Einsparungen für den laufenden Betrieb. 515 000 Euro im Jahr oder 8,8 Millionen in 15 Jahren hat die Innenbehörde für Variante 1 errechnet, für Variante 2 sind es 1,07 Millionen Euro im Jahr oder 19,3 Millionen in 15 Jahren.
Egal, welche Variante zum Tragen kommt – die Wasserfläche, die den Schwimmern künftig zur Verfügung steht, würde in jedem Fall kleiner. Die Rahmenbedingungen für Schulen, Leistungsschwimmer und Wasserballer blieben trotzdem in beiden Varianten weitgehend unverändert, die Öffnungszeiten würden sogar erweitert, erläuterte Münch.
Zugleich benannte der Staatsrat aber auch eine Reihe andere Kröten, die es für die unterschiedlichen Nutzergruppen zu schlucken gäbe: Für beide Modelle gilt, dass es statt eines Fünf-Meter-Sprungturmes nur noch einen Drei-Meter-Turm gäbe und geringere Zuschauerkapazitäten für Wettkämpfe. Außerdem würden der Eltern-Kind-Bereich im Westbad sowie die Trockenkurse entfallen, und es gäbe dort keine Sauna.
Die anschließende Diskussion war geprägt von den Interessen der jeweiligen Stadtteile – Bremens Westen gegen Bremens Osten – und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Nutzergruppen, hier die Wettkampfschwimmer, dort die Rheumaliga. Wortmeldungen von Bürgern, denen es einfach nur ums Schwimmen geht, blieben die Minderheit. Dafür meldeten sich Anhänger des Unibades zu Wort. Ob eine Sanierung nicht doch möglich wäre, es müsse ja nicht die Luxusvariante für 18 Millionen Euro sein. Dies indes hatte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) gleich zu Beginn ausgeschlossen. Allerdings werde das Unibad auf jeden Fall solange wie möglich erhalten. „Bis alle anderen Maßnahmen umgesetzt sind“, versprach der Innensenator, der abschließend betonte, dass es ihm in den nun anstehenden Diskussionen über die beiden vorgestellten Varianten, unter anderem in den Beiräten, vor allem um ein eindeutiges Votum gehe. „Was ist für die Mehrheit sinnvoll?“
Verschiedene Varianten für Bremens Bäderlandschaft
Variante 1:
Mit „Neubau am Standort Freibad Horn sowie Ersatzneubau kleines Westbad“ ist die Variante 1 überschrieben. Demnach würde am Standort Horn ein Sportbad nach dem Modell „Simply Swimming“ entstehen, eine Schwimmhalle mit zehn 50-Meter-Bahnen und Hubboden. Der verbleibende Freibadteil würde saniert. Am Standort West entstünde ein Ersatzneubau mit sechs 25-Meter-Bahnen, Solekursbecken Hubboden und einem kombinierten Springer-, Tauch- und Lehrbecken.
Variante 2:
„Sanierung Freibad Horn und Neubau großes Westbad“ lautet Variante 2. Das Freibad am Standort Horn würde in seiner jetzigen Form saniert, wobei die Becken eine Edelstahlauskleidung erhielten. Am Standort West würde eine neue Schwimmhalle mit zehn 50-Meter-Bahnen mit Hubboden entstehen. Vorgesehen wäre auch ein kombiniertes Springer-, Tauch- und Lehrbecken mit Hubboden. Das heutige Freibad bliebe bei dieser Variante nur teilweise erhalten.
Varianten 3 und 4:
Es gibt noch zwei weitere Modelle, die die Innenbehörde überprüft hat: Eine Traglufthalle, die das Freibad Horn nach der Freibadsaison zur Schwimmhalle machen würde sowie einen Neubau des Westbades (Variante 3) und die Sanierung des Unibades sowie ein Ersatzneubau für ein kleines Westbad in Walle (Variante 4). Die Umsetzung dieser beiden Varianten hält das Innenressort allerdings für wenig wahrscheinlich, deshalb wurden sie bei dem Hearing am Montag nicht ausführlich vorgestellt.