Auf dem Weg vom Hauptbahnhof in die Bremer Innenstadt werden Fußgänger unbemerkt erfasst. Kurz vor den Schweinen an der Sögestraße, wenn die Passanten die abbiegende Knochenhauerstraße überqueren wollen, werden die Menschenströme genau registriert. Seit Mitte Dezember, kurz vor Weihnachten, ist die Ampel dort am Eingang zur Fußgängerzone mit neuartiger Sensortechnik und Wärmesensoren ausgestattet worden. Diese stellen fest, ob und wie viele Menschen die Straße überqueren möchten. Circa 30.000 Euro hat die Installation gekostet. Doch lohnt sich das?
"Die Ampel am Herdentor ist als Erfolg zu bewerten", sagt Jens Tittmann, Sprecher von Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne). Diese intelligente Fußgängerampel habe die Qualität für Fußgängerströme und Pendler "maßgeblich verbessert". Das Verkehrsressort könne sich gut vorstellen, dass weitere solcher Ampeln an wichtigen Querungen in der Stadt installiert werden, also dort, wo man gezielt Besucherströme steuern wolle.
Mit einer sogenannten Wärmebilddetektion werden laut Andrea Voth, Sprecherin des Amtes für Straßen und Verkehr (ASV), die Fußgänger auf beiden Seiten erfasst. Je nach Richtung werte das Gerät dann aus, wie der Zulauf und die Situation an der Fußgängerfurt sind, eine ausschließlich an Ampelanlagen gekennzeichnete Fläche auf der Straße.
Zudem kommen an dieser Ampel zum ersten Mal kontaktlose Anforderungstaster (der "Drücker" an der Ampel) zum Einsatz. Sie registrieren die Fußgänger bereits vor Erreichen der Ampel und melden die Zahl der Passanten dadurch früher an den Verkehrsrechner. "In der Folge bekommt der Fußverkehr somit früher das Grünsignal und hat mehr Zeit, um die Fahrbahn zu überqueren", sagt Voth. So könne bei Bedarf die Grünzeit um zehn bis maximal 45 Sekunden verlängert werden. Für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen bleibe weiterhin die Möglichkeit, auf der Unterseite des Tasters eine Freigabe anzufordern.
Eine weitere Fußgängerampel mit Wärmesensor, aber ohne kontaktlosen Taster, sei in Horn-Lehe am Jan-Reiners-Weg "erfolgreich im Einsatz". Bei den derzeit laufenden Verkehrsversuchen in der Martinistraße werde die Grünphase der Ampel an der Hutfilterstraße/Faulenstraße (bei der Sparkasse) in einem geringeren Maß bemessen. Dort könne laut ASV die Querungszeit um 20 bis maximal 32 Sekunden verlängert werden. Für die Zufahrt aus der Martinistraße werden ebenfalls Wärmesensoren verwendet, um die Grünphase der Radfahrer zu steuern.
"Wir planen weitere Wärmebilddetektoren im Bereich der Querungen über die Martinistraße", sagt Voth. Immer wenn Ampeln neu installiert werden sollen, werde der Einsatz solcher Detektoren für den nicht motorisierten Verkehr geprüft. Voraussetzung dafür seien hohe Ampelmasten, eine Fläche, um die Verkehrsteilnehmer zu erfassen, und eine freie Sicht.
Vor Bremen hat in Deutschland nur Düsseldorf solche Ampeln mit kontaktlosem Anforderungstaster und Wärmesensor getestet. Andere Städte wie zum Beispiel Hamburg setzen diese Wärmebilddetektoren für die Verkehrserfassung aller Verkehrsströme ein. Auch in Dresden gibt es eine solche High-Tech-Ampel.