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Eine Südkoreanerin in Bremen Gekommen, um zu bleiben

Mikyung Park-Meyer lebt seit über zehn Jahren in der Hansestadt und fühlt sich mittlerweile ein bisschen als Bremerin. Trotzdem drückt sie Südkorea bei der WM-Partie gegen Deutschland die Daumen.
26.06.2018, 17:48 Uhr
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Gekommen, um zu bleiben
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Hätte die Südkoreanerin Mikyung Park-Meyer nicht in Australien studiert, wäre sie vermutlich nie nach Bremen gekommen. An der Uni in Adelaide lernte sie ihren Mann kennen, der gebürtig aus Bremen stammt. Nachdem sie ihr Studium beendet hatten, ist jeder zunächst in sein Heimatland zurückgekehrt. "Wir haben fast sieben Jahre lang eine Fernbeziehung geführt, bevor ich mich dazu entschlossen habe, nach Deutschland zu kommen", sagt Park-Meyer. Zuvor hatte sich das Paar nur zwei Mal im Jahr gesehen. Abwechselnd haben sie sich gegenseitig in Südkorea und in Deutschland besucht.

Nach Bremen zu ziehen ist ihr nicht leicht gefallen. "Ich habe große Angst davor gehabt, die deutsche Sprache zu lernen", erzählt die Südkoreanerin. Deshalb ist sie 2005 erst einmal probeweise nach Deutschland gekommen – und gleich geblieben. In den ersten Monaten habe sie eher ein Urlaubsgefühl gehabt. Doch im Winter sei die Stimmung gekippt. "Durch das ungemütliche Wetter war ich total niedergeschlagen. Ich stellte mir die Frage, was mache ich hier eigentlich?", berichtet Park-Meyer. Deshalb ist sie gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Schwiegervater nach Südkorea in den Urlaub geflogen. Nach dem Heimatbesuch habe sie sich wohler in Bremen gefühlt.

Beste Deutschlernerin 2006

Schon vor ihrem Tiefpunkt im Winter 2005 hat sie damit begonnen, die deutsche Sprache zu lernen. Dabei war sie so erfolgreich, dass sie schon ein Jahr später ausgezeichnet wurde. "Ich war die beste Deutschlernerin 2006. Eigentlich sollte der Preis von Angela Merkel in Berlin vergeben werden. Doch weil sie zeitlich verhindert war, wurde ich von Christian Weber in die Bürgerschaft eingeladen", erzählt die 50-Jährige.

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Neben einem Preisgeld von 300 Euro hat ihr die Auszeichnung auch gleich einen Arbeitsplatz in Bremen beschert. "Durch den Titel wurde die Volkshochschule auf mich aufmerksam. So konnte ich dort als Koreanisch- und Englischdozentin anfangen", berichtet die Bremerin. Bis heute lehrt sie an der Volkshochschule. Daneben gibt sie auch Englischkurse an zwei Bremer Grundschulen sowie für den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).

In ihrer Freizeit ist Mikyung Park-Meyer regelmäßig in der koreanischen Gemeinde in Bremen. Zwei Jahre nachdem sie in der Hansestadt angekommen war, hat sie sich der Gruppe angeschlossen. "Wir haben keine eigenen Räumlichkeiten, treffen uns aber jeden Sonntagnachmittag in einer Kirche in Arsten", sagt die Südkoreanerin. So könne sie auch zu anderen Koreanern in der Stadt Kontakt halten.

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Als sie noch in Südkorea lebte, hat sie europäische Speisen wie Brot und Wurst immer den landestypischen Lebensmitteln vorgezogen. "Doch seitdem ich hier wohne, ist mir erst bewusst geworden, wie sehr ich die koreanische Küche liebe", erzählt Park-Meyer. Deshalb koche sie jeden Tag Speisen aus ihrer Heimat. Besonders gerne isst sie Kimchi, ein scharfes sauerkrautähnliches Gericht. Weil ihr Mann die europäische Küche lieber mag, kocht sie täglich zwei unterschiedliche Mahlzeiten.

"Menschen in Deutschland sind pünktlich, ernst und sehr fleißig. Das gilt genauso für Südkoreaner"

Auch wenn es bei den Essgewohnheiten zwischen Südkoreanern und Deutschen zahlreiche Unterschiede gibt, so sind sie sich in den Verhaltensweisen sehr ähnlich. "Menschen in Deutschland sind pünktlich, ernst und sehr fleißig. Das gilt genauso für Südkoreaner", berichtet die Bremerin. Doch diese Parallelen haben ihr den Einstieg in Deutschland nicht erleichtert. Durch ihren Aufenthalt in Australien war sie mehr von den dortigen Lebensweisen geprägt als von den südkoreanischen.

Bremen schätze sie mittlerweile sehr. "Mein Schwiegervater sagte zu mir, ich sei eine richtige Europäerin geworden. Selber sehe ich mich zwischenzeitlich auch ein bisschen als Bremerin", sagt die Südkoreanerin. Noch immer sei es für sie etwas Besonderes, nach Südkorea zu reisen und dort vor allem ihre Mutter wieder zu sehen. Doch wenn sie nach Bremen zurückkehrt, freue sie sich, auch wieder in der Stadt zu sein. "Ich habe hier ein Heimatgefühl, selbst wenn ich aus Südkorea zurückkomme", sagt Park-Meyer.

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Für Fußball interessiere sie sich sehr, aber nur, wenn WM-Spiele ausgetragen werden. "Ich habe das seltene Glück gehabt, zwei Weltmeisterschaften hautnah miterlebt zu haben, 2002 in Südkorea und 2006 in Deutschland", erzählt die Südkoreanerin. Das Deutschland und Südkorea bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in einer Gruppe spielen, sei für sie besonders reizvoll. "Ich werde mit einem südkoreanischen Trikot zuhause vor dem Fernseher sitzen und den Koreanern die Daumen drücken. Mein Mann wird in einem Deutschlandtrikot neben mir sitzen und auf einen Sieg der deutschen Nationalmannschaft hoffen", berichtet Park-Meyer. Sollte Südkorea verlieren und damit aus dem Wettbewerb ausscheiden, sei sie nicht allzu traurig. Dann würde sie Deutschland die Daumen drücken – und dann auch ein deutsches Trikot tragen.

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