Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Invasive Tiere und Pflanzen Gekommen, um zu bleiben

Von Nutria bis Riesenbärenklau: Invasive Arten und ihre Auswirkungen auf Norddeutschlands Natur.
02.07.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Gekommen, um zu bleiben
Von Justus Randt
Inhaltsverzeichnis

Tiere und Pflanzen wie etwa die Nutria oder der Riesenbärenklau sind nach Norddeutschland eingewandert und bringen Probleme mit sich. Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz gibt es in der Bundesrepublik 1015 etablierte, gebietsfremde Arten – die jedoch nicht zwangsläufig Schaden anrichten. Als invasiv gelten davon gerade einmal 107 Arten.

Invasive Arten verdrängen laut Sonja Sporn vom Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein zum Beispiel heimische Arten. Sie seien gesundheitsschädlich, gefährlich oder kosteten viel Geld, da ihre Ausbreitung eingedämmt werden müsse oder sie Schäden wie etwa an Deichen verursachten. Diese Arten zeigten, dass Ökosysteme nicht abgeschlossen seien, sondern stetigen Veränderungen unterlägen. Daher sei es wichtig, gesunde und funktionierende Ökosysteme zu schaffen, die stabil auf gebietsfremde Arten reagieren könnten. Hier eine kurze Vorstellung einiger invasiver Tiere und Pflanzen in Norddeutschland:

Nutria

Die Nutria (Myocastor coypus) kommt laut Sporn ursprünglich aus Südamerika und ist wegen ihres Pelzes nach Deutschland gebracht worden. Jedoch entkamen immer wieder Nager aus den Pelzfarmen. Die Tiere ernähren sich überwiegend von Wasserpflanzen, aber auch von heimischen Muscheln. Durch ihre Gefräßigkeit hätten sie ein Schadpotenzial auf manche Ökosysteme, betont Sonja Sporn. Zudem graben sie etwa an Flussufern und Deichen Gänge und werden aus diesem Grund bejagt. In Bremen machen sie den Kaninchen den Rang als erste Deichgefährder streitig. Im Jagdjahr 2022/2023 beispielsweise wurden laut Stadtjägermeister Richard Onesseit genau 2148 Nutria erlegt.

Waschbär

Der Waschbär (Procyon lotor) ist längst angekommen in Bremen. „Bei allen Raubwildarten gehen die Bestände zurück, nicht beim Waschbären“, hat Marcus Henke, Präsident der Landesjägerschaft Bremen, dem Einwanderer bescheinigt. Die Tiere bedrohen zum Beispiel Fledermausbestände. In Bremen sind ihnen Bodenbrüter und andere Vögel ausgeliefert. Henke geht davon aus, dass Waschbären auch Lurche und Ringelnattern dezimieren und sogar dafür verantwortlich sind, „dass eine große Graureiherkolonie nach 30 Jahren aus dem Blockland verschwunden ist“. Im Jagdjahr 2022/2023 sind 15 Waschbären erlegt worden.

Chinesische Wollhandkrabbe

Die chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) ist eine aus China stammende Krabbenart, die sich beispielsweise im Salzwasser der Nordsee vermehrt, erklärt Elizabeta Briski vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Erstmals war die Krabbenart im Jahr 1912 in Deutschland entdeckt worden. Probleme verursachen die Tiere allerdings in Süßwassersystemen wie der Elbe, wo sie auch noch 700 Kilometer stromaufwärts von der Mündung entfernt gefunden werden könne. Durch ihre schiere Masse verdrängen sie die heimischen Flusstiere.

Nadelkraut

Das Nadelkraut (Crassula recurva) macht sich beispielsweise massiv im Huchtinger Park links der Weser breit. Das Nadelkraut überwuchert Gewässer in kürzester Zeit als dichter Teppich. Die ursprüngliche Vegetation kommt nicht mehr durch. Durch ungeschlechtliche Vermehrung kann sich das Nadelkraut rasch ausbreiten. Einzelne Sprossteile, die sich zum Beispiel unter Schuhsohlen von Spaziergängern festsetzen, reichen dazu aus.

Riesenbärenklau

Der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch Herkulesstaude genannt, stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und wurde in die europäischen Länder als Gartenpflanze eingeführt, so Nabu-Expertin Sonja Sporn. Die Stauden können bis zu vier Meter hoch werden und sind auch in Bremen verbreitet, sagt Kerstin Doty, Sprecherin des Umweltbetriebes Bremen (UBB). „Da sie schwere allergische Reaktionen hervorrufen können, werden sie im Zuge der Grünpflege in jedem Wachstumsstadium, aber bevorzugt vor der Blüte, mit abgemäht.“ Das geschehe grundsätzlich dort, wo „ständig Kinder spielen“, aber auch in Parks und Grünanlagen. Weitere Orte, an denen sich die Herkulesstaude gern verbreitet, die aber nicht in UBB-Zuständigkeit liegen, sind Bahndämme, Gewässer und Deiche – beispielsweise die jüngst vom Deichverband gemähte Weserpromenade. Was den Umweltbetrieb betrifft, „haben wir die Verbreitung des Riesenbärenklaus gut im Griff“, sagt Doty. Wer auf Herkulesstauden hinweisen möchte, kann sich per E-Mail (office@ubbremen.de) oder telefonisch an den Umweltbetrieb wenden: 361-7 90 00.

Götterbaum

Der Götterbaum (Ailanthus altissima) breite sich durch die Trockenheit der vergangenen Jahre aktuell auch in Bremen aus, sagt Kerstin Doty. Die Verbreitung sei aber weniger in den Grünanlagen, sondern „hauptsächlich an Verkehrsschildern, Ampeln und Pollern“ zu beobachten.

Japanischer Knöterich

Der Japanische Knöterich (Fallopia japonica) „nimmt selbst dort, wo nichts wächst, etwa in Schottergärten, viel Raum ein“, sagt Hartmut Clemen, der Leiter des Lehr- und Erlebnisgartens der Gartenfreunde Bremen. „Er ist völlig anspruchslos und verdrängt andere Kulturpflanzen rigoros.“ In Bremen, so UBB-Sprecherin Kerstin Doty, verbreite sich die Pflanze sehr häufig an Bahngleisen und am Weserufer.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)