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Bremen-Nord Gelbe Tonne nur für ausgewählte Mülltrenner

Wer eine Gelbe Tonne beantragt, bekommt nicht mehr automatisch eine. Weil zu viele Bremer die Gelben Tonnen mit nicht recyclebarem Müll befüllen, bevorzugt der neue Entsorger die Gelben Säcke.
15.02.2018, 06:47 Uhr
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Von Imke Molkewehrum

Bremer Bürger, die eine ­gelbe Tonne haben, können sich offenbar glücklich schätzen und sollten den Behälter in Ehren halten. Wer bis dato die gelben ­Säcke nutzt, muss dies auch weiterhin tun. Diesen Eindruck hat zumindest Meike Reiners aus St. Magnus gewonnen, nachdem sie sich beim neuen Entsorger RMG Rohstoffmanagement in Wiesbaden um eine ­gelbe Tonne bemüht hat.

Regelmäßig stürzen sich Raben auf die gelben Säcke der Familie Reiners. „Die plündern aber auch die Säcke meiner Schwiegermutter Maria Anna Plitzko, die 200 Meter entfernt wohnt. Deshalb wollten wir uns neulich eine gelbe Tonne besorgen“, erzählt die 51-jährige Sekretärin. Ihr Mann sei also zum Recyclinghof gefahren, um sich zu informieren. Dort wurde er an die Hotline des neuen Entsorgers verwiesen und erhielt dort telefonisch und später auch schriftlich folgende Information: „Wir können Ihnen nur ein Sammelsystem kostenfrei anbieten. Sind Sie Nutzer von gelben Säcken, ist die Beschaffung einer zusätzlichen gelben Tonne für Sie kostenpflichtig.“

Säcke sollen mehr Vorteile als Tonnen haben

Der Entsorger unterstreicht in einem Schreiben explizit die Vorteile der Säcke gegenüber der Tonne: Platzersparnis, leichter transportabel, flexibel bei größeren Abfallmengen und sauber. Die Vorteile der gelben Tonne werden nicht benannt.

Meike Reiners möchte aber trotzdem eine stabile Tonne. „Meine Familie und ich sind sehr verärgert“, sagt sie und befürchtet, „dass die Stadt auf dem Rücken der Bürger spart.“ Die Nordbremerin hat nachgehakt und erfahren: „Die Stadt kümmert sich nur um Bio-, Papier- und Restmüll. Alles was gelb ist, macht der Entsorger RMG.“

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„Jeder Bürger kann bei uns eine Tonne bestellen – per Telefon, oder besser noch per E-Mail oder Brief“, betont RMG-Geschäftsführer Klaus Kögel auf Nachfrage. Es werde jedoch „individuell geprüft, ob ein Antragssteller bezugsberechtigt ist“, also gratis eine gelbe Tonne geliefert bekommt. „Sie wird dann wunschgemäß zugestellt oder eben nicht“, so Kögel. Die Entscheidung hänge von der Menge und dem Inhalt der gelben Säcke ab. Wie das Unternehmen den Inhalt überprüft und wie lange, verrät er jedoch nicht.

Natürlich sei es nicht möglich, einzelne Säcke einem spezifischen Haushalt zuzuordnen, räumt Kögel ein. „Aber wir machen uns die Mühe, auch wenn es umständlich ist.“ Tatsache sei, dass die Kosten für die Entsorgung des Verpackungsmülls über die Produkte eingepreist seien, deren Verpackungen in den Säcken entsorgt werden dürfen. Gerade dabei werde aber viel Schindluder getrieben und dem Missbrauch des Dualen Systems könne der Entsorger leichter auf die Spur kommen, wenn die Abfallentsorgung über den transparenten Sack erfolge.

Wie viele Tonnen verfügbar sind, bleibt unklar

Die Tonnen seien zwar identifizierbar und einer bestimmen Adresse zuzuordnen, oft werde unzulässiger Müll jedoch unter einer korrekten Befüllung verborgen. In den blickdichten Tonnen fallen „Fehlbefüllungen“, beispielsweise mit Windeln, aber nicht auf.

Wie viele gelbe Tonnen sein Unternehmen seit Jahresbeginn in Bremen ausgeliefert hat, kann oder will Kögel nicht sagen. Klar ist aber, dass gegenwärtig in Bremen rund 60.000 gelbe Tonnen in Betrieb sind. Prinzipiell hätte auch der vorherige Entsorger Nehlsen jeden Einzelfall prüfen müssen, um eine Bezugsberechtigung zu ermitteln, so Kögel und fügt hinzu: „Ob die das tatsächlich genau geprüft haben, kann ich nicht beurteilen.“

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„Bei uns konnte man die gelben Tonnen einfach bestellen, wir haben sie dann kostenfrei ausgeliefert“, sagt Michael Drost, Sprecher von Nehlsen. „Wer gelbe Säcke hatte, konnte problemlos umsatteln – bis zum 31. Dezember 2017.“ Die ungenutzten Tonnen verwende Nehlsen jetzt in anderen Landkreisen. „Wir haben aber sowieso nur so viele gelagert wie nötig.“ Die bereits ausgelieferten Bremer Tonnen seien in den Besitz der Firma RMG Rohstoffmanagement übergegangen, so Drost.

Dass der neue Entsorger wegen anfänglicher Probleme in die Kritik geraten ist, findet Michael Drost voreilig. Mit neuem Personal und neuen Wagen müsse das Unternehmen die Gegebenheiten in Bremen erst ausloten.

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