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Nachschubprobleme Weiter Ärger um Gelbe Säcke

Immer wieder fehlt es an Gelben Säcken – nicht unsere Schuld, sagt der neue Entsorger RMG. Und verweist auf die Verteilerstellen, die nicht rechtzeitig für Nachschub sorgten.
11.02.2018, 17:46 Uhr
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Weiter Ärger um Gelbe Säcke
Von Frank Hethey

Rosi Roth kann es nicht mehr hören. Wohin sie in Walle auch kommt, immer fehlt es an Gelben Säcken. „Im ganzen Januar waren keine Gelben Säcke im Stadtteil zu bekommen“, schimpft die 57-Jährige. Über Radiomeldungen, wonach der neue Entsorger RMG die Zahl der Verteilerstellen erhöht habe, kann sie nur müde lächeln. „Davon merke ich nichts“, sagt sie.

Stattdessen findet sie bei den Verteilern immer wieder Benachrichtigungen vor, dass gerade keine Gelben Säcke vorrätig seien. Für Roth hat das permanente Ärgernis mit dem Wechsel des Entsorgers zu tun. Früher, meint sie, habe es nie Probleme gegeben. „Mit Nehlsen hat es immer geklappt.“ Ist RMG seiner Aufgabe also nicht gewachsen, wie Roth vermutet?

RMG-Geschäftsführer Klaus Kögel widerspricht. Nicht sein Unternehmen sei verantwortlich für fehlende Gelbe Säcke, sondern jene Verteilerstellen, die nicht rechtzeitig nachbestellten. Mehrfach seien die Verteiler mündlich und schriftlich aufgefordert worden, den Nachschub im Blick zu behalten. An sich keine allzu große Hürde, wie Kögel durchblicken lässt.

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Der Verteiler müsse nur ein Internetformular ausfüllen, die Gelben Säcke würden dann per Paketservice angeliefert. Und zwar in Windeseile, die Belieferung erfolge werktäglich spätestens innerhalb von 48 Stunden, meist sogar innerhalb von 24 Stunden. „Dann passiert eines nicht: dass die Verteiler jemals Leerlauf haben.“

Dass es mitunter an der Disziplin seiner Kollegen hapert, bestätigt Torsten Hamp, Inhaber des Kiosks Flaschenpost an der Gutenbergstraße. „Einige Verteilerstellen kümmern sich einfach zu spät um Nachschub“, sagt er. Wer dagegen früh nachbestelle, habe in der Regel auch keine Probleme. So wie er selbst: „Eigentlich haben wir immer einen Vorrat auf Lager, es gibt nur selten Leerlauf.“ Und wenn doch, allenfalls mal für einen halben Tag.

Alles eine Frage der Organisation

Was im Kiosk von Hamp mehr oder weniger reibungslos von statten geht, klappt indessen nicht überall in Walle. Eine Stichprobe ergibt: Die Bäckerei Lavasch an der Elisabethstraße kann mit den begehrten Mülltüten nicht dienen und am E-Center an der Waller Heerstraße informiert ein großer Zettel über den Fehlbestand.

Rosi Roth fühlt sich bestätigt: „In Walle gibt es mal wieder keine Gelben Säcke.“ Doch was tun? Kögel appelliert an verärgerte Bürger, sich über die Hotline an sein Unternehmen zu wenden. Bei Problemen werde RMG versuchen, „die Dinge zu klären“. Kögel: „Wenn die Bürger sich öfter über eine bestimmte Verteilerstelle beschweren, nehmen wir zu ihr Kontakt auf.“

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Das komme immer mal wieder vor, bislang habe sich aber stets eine Lösung gefunden. Sollte das einmal nicht der Fall sein, müssten eben Konsequenzen gezogen werden. „Dann trennen wir uns von dem Verteiler.“ An sich dürfte es also keinerlei Leerlauf geben, alles eine Frage der Organisation. Zumal Kögel versichert, es gebe einen leichten Zuwachs an Verteilerstellen.

In welcher Größenordnung vermag er nicht genau zu sagen: „Um eine Handvoll oder so.“ Von Nehlsen sei der größte Teil der Verteiler übernommen worden, nur einige wenige hätten nicht weitermachen wollen. Einen anderen Eindruck hat dagegen Flaschenpost-Inhaber Hamp. Nach seinem Empfinden wurde die Zahl der Verteilerstellen „krass reduziert“.

103 Verteilerstellen

Doch welche Version stimmt denn nun? Weil RMG die exakte Zahl der Verteilerstellen in Bremen nicht angeben kann, bleibt einem nur übrig, sie über die Online-Liste zu ermitteln. Im Netz sind sie fein säuberlich aufgeführt, unter jeder Postleitzahl die entsprechenden Adressen. Wer sie durchzählt, kommt auf 103 Anlaufstellen.

Das deckt sich mit Kögels Angabe, der von knapp über 100 Verteilern spricht. Gleichwohl liegt er mit seiner Einschätzung falsch, wonach mehr Verteiler am Start seien als früher. Bei einer Nachfrage beim ehemaligen Entsorger Nehlsen stellt sich heraus: Im Dezember 2017 gab es noch 125 Verteiler in Bremen, mithin 22 mehr als aktuell.

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Vielleicht hat Kögel aber auch einfach nur den Überblick verloren – gegenüber dem WESER-KURIER hatte er noch Anfang Januar erklärt, die Zahl der Verteilerstellen habe sich „etwas reduziert“. Womöglich ist der Mangel an Gelben Säcken aber auch eine saisonbedingte Erscheinung.

Der frühere Entsorger Nehlsen teilt mit, übers ganze Jahr gesehen habe es zwar gewöhnlich kaum Kundenbeschwerden wegen fehlender Säcke gegeben. Eine Ausnahme sei jedoch der Jahresanfang gewesen. „Gerade im Januar kam es manchmal zu einem Lieferverzug“, sagt Marketing-Mitarbeiterin Marcia Kantoks.

Genervte Reaktionen auf Kundennachfragen

Erhielten zu Beginn eines jeden Jahres die Kunden doch immer ihre Coupons, die zum Abholen von vier Rollen mit insgesamt 40 Säcken berechtigten. Die Folge: immer wieder Engpässe im Januar, weil die Kunden ihre Coupons auf einen Schlag einlösen wollten. Inzwischen reagieren einige Geschäftsleute genervt auf ewige Kundennachfragen nach den Gelben Säcken.

Roth berichtet von einem Ladenbesitzer, der per großem Anschlag mitteilt, keine Gelben Säcke vorrätig zu haben, weil sein Geschäft keine Verteilerstelle sei. Tatsächlich reißen sich keineswegs alle Ladenbesitzer darum, einen Service anzubieten, der nicht bezahlt wird. Wer sich dennoch dafür hergibt, tut das aus nicht ganz uneigennützigen Gründen.

„Für mich ist die Funktion als Verteiler ein Frequenzbringer“, sagt Hamp. Das bisherige Couponsystem will RMG beibehalten. Ab April sollen die Wertmarken aber nicht mehr Post zugestellt, sondern als Code im Internet angefordert werden. Bis dahin läuft eine Übergangsphase, in der jeder bis zu zwei Rollen abholen darf.

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