Schwanewede. Als sich am 30. August 1976 vierzehn engagierte Schwaneweder in der Dreienkampschule zusammentaten, um etwas zur Förderung des kulturellen Lebens in der Gemeinde zu tun, konnte niemand ahnen, dass sich aus diesem Akt eine 40-jährige Erfolgsgeschichte ergeben würde. Der Spätsommertag sollte sich als Geburtsstunde der Schwaneweder Initiative entpuppen. Schon im Jahr darauf wurde die offizielle Vereinssatzung verabschiedet.
Als „Förderkreis für Kultur und Freizeitgestaltung “ wollte man sich fortan für die „(Fort)bildung, Sport und Spiel und die soziale Hilfe in der Gemeinde“ einsetzen. Friedrich Wilhelm von Einem und die Kunstpädagogin Eva-Maria Lipensky teilten sich 14 Jahre lang den Vorsitz. Letzere designte das charakteristische „I“ im Vereinswappen. Bereits kurz nach Vereinsgründung wurde das hehre Motto mit Leben gefüllt. Veranstaltungen vom Marionettentheater und Kammermusikkonzert bis zu Bastelnachmittagen, Peddigrohr- und Zuschneidekursen sorgten plötzlich für neuen Wind in Schwanewede und Umgebung. Ende der 70er-Jahre gab der Verein zwei prall gefüllte Veranstaltungskalender heraus. Zu den Discoabenden für Jugendliche pilgerten bis zu 250 Tanzlustige in die Schützenhalle.
„Es gab ja damals keine Treffpunkte für solche Freizeiteinrichtungen. Unser jetziges Domizil, die Begegnungsstätte, hatte erst 1981 eröffnet, daher traf sich der Vorstand zuerst in Schulen“, erinnert sich Sigrid Hofmann. Von 1990 bis 2015 leitete die Schwanewederin die Geschicke der Initiative. „Ich wurde anfangs regelrecht ins kalte Wasser gestoßen“ gesteht die langjährige Vorsitzende. Einige „illusorische Passagen“ der Satzung seien schnell gestrichen worden. Seit etlichen Jahren treffen nicht nur die sommerlichen Mehrtagesreisen und zahllose Ausflüge den Geschmack der derzeit 290, zwischen 25 und 85 Jahre alten Mitglieder.
Als Selbstläufer etablierten sich über einen langen Zeitraum das Kochen für Männer, der Literaturkreis und der Buchbindekurs. Seit 1987 zeigten die Männer unter der Anleitung fachkundiger Mitglieder und externer Kochexperten, dass der Herd keineswegs eine Domäne des vermeintlich schwachen Geschlechts ist. Hermann Fehn erinnert sich: „Am letzten Tag wurden die Frauen eingeladen zum Abschlussdinner, das war immer toll!“ Eine Einladung von 1988 listet das opulente Sechs-Gänge-Menü von einst auf. Neben „Melone an zartem Schinken“ und „Fischsuppe auf portugiesiche(r) Art“ ließen so illustre Speisen wie „Schollenfilets an Salmonparfait“, „gekräuteter Schweinekamm“ und „Crêpe Suzette“ das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Seit 1991 sind Kurse, in denen das Buchbinden und Restaurieren alter Bücher erlernt werden kann, durchweg ausgebucht. Im Literaturkreis besprechen Bücherwürmer seit fast ebensolanger Zeit Neuerscheinungen und ausgewählte Klassiker.
Neue Trends aufgespürt
Mehr als einmal nahm die Initiative beim Aufspüren neuer Trends eine Vorreiterrolle ein. „Wir haben immer schnell reagiert, wenn etwas in der Luft lag und kurze Zeit später entsprechende Kurse angeboten“, erinnert sich Sigrid Hofmann. Die Freizeitpioniere hatten die Qual der Wahl zwischen Radtouren ins Umland, Bosseln, Porzellanmalen, Töpfern, PC-Kursen für Anfänger, Wen-Do-Lehrgängen, Schach, Weben, Papierschöpfen, Plattdeutschkursen, Seidenmalerei oder Kursen im Erstellen von Lederarbeiten und Silberschmuck. In der Theatergruppe lernten musisch interessierte Mitglieder alles über Intonation, Körpersprache und Mimik und inszenierten erfolgreiche Balladenabende.
Anknüpfend an die gemeinsamen Erfahrungen während des Kurs- und Ausflugsangebots, haben sich im Laufe der Jahre unzählige freundschaftliche Verbindungen ergeben. So herrscht an den geselligen Veranstaltungen wie der Jahreshauptversammlung und dem Adventstee im Küsterhaus stets reges Interesse. „In letzter Zeit sehen viele den Verein eher als Einrichtung für Urlaubsreisen und Ausflüge an“, vermutet Inge Hobbelmann, die seit knapp zwei Jahren die Geschicke der Initiative leitet.
Anfangs zweitägig, dann bis zu sieben Tage dauerten die beliebten Trips. Knüpfte man sich zu Beginn der 90er-Jahre verstärkt die neuen Bundesländer vor, zählten später Prag, der Gardasee, Polen, die Niederlande und das Elsass zu den Zielen. „Einmal haben wir auf der Masurenfahrt in einem echten Schloss übernachtet, das war unvergesslich“, erinnert sich Hanna Fehn, wie ihr Mann Hermann eines der Gründungsmitglieder des Vereins.
In diesem Jahr besichtigte man bereits die Studios von Radio Bremen und die Biokonditorei Knoll und machte eine Fahrt zum Stadttheater Bremerhaven. Einziger Wermutstropfen: Nach 38 Jahren wird die Initiative fortan nicht mehr beim Erntefest mitmischen. „Es haben sich nicht mehr genügend Leute gefunden, die den Wagen schmücken und erhalten. Außerdem fehlte zuletzt der Platz zum Unterstellen,“ bedauert Inge Hobbelmann.
Am Freitag, 11. November, wollen die Mitglieder ihr 40-jähriges Bestehen feiern. Bei der Feier in der Begegnungsstätte wird neben einem Rückblick eine Hommage an Udo Jürgens die Mitglieder unterhalten.