Östliche Vorstadt. Sie singen, sie tanzen, sie spielen Theater, sie sammeln, sie machen so ziemlich alles, was möglich ist, damit andere auch was abbekommen – und dafür wurden sie belohnt. „Zwölf Bewerbungen hatten wir in diesem Jahr“, sagte Heike Blanck, Geschäftsführerin der Helga-und-Reinhard-Werner-Stiftung, die den Förderpreis für beispielhafte Kinder- und Jugendarbeit initiiert hat, als sie noch Weserterrassen-Stiftung hieß. Jetzt wurden von den zwölf Bewerbern elf mit Geldpreisen ausgezeichnet. Die zwölfte Bewerbung schied allein deshalb aus, weil sie viel zu spät eingereicht wurde.
„Solidarisch!“ hieß das Motto in diesem Jahr, begleitet von einem Albert-Schweitzer-Zitat: „Das wenige, das du tun kannst, ist viel!“ Doch: „Was ist eigentlich solidarisch? Das versteht schon mal nicht jeder“, sagte Heike Blanck. Dabei gehe es um Zusammenhalt und darum, etwas für uns und andere zu tun. „Es ist so, dass wir einen Gegentrend setzen wollen“, sagte sie. Derzeit gewinnen Ausgrenzung und Ablehnung die Oberhand; dem müsse man etwas entgegensetzen.
Den Auftakt machte der Arzt Wolfgang Heines, dessen Stiftung Dr. Heines seit 2014 zum Förderpreis einen Sonderpreis über 2000 Euro auslobt. Diesen Betrag teilen sich je zur Hälfte die Notaufnahme für Flüchtlinge und Asylsuchende in der Falkenstraße und das Übergangswohnheim auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte, beides AWO-Einrichtungen, für das große Engagement, das dort junge Menschen zeigen. Beispielsweise haben Schülerinnen und Schüler des Alten Gymnasiums mit jugendlichen Bewohnern der Einrichtung in der Falkenstraße ein Wandbild gestaltet. Und auf dem Klinikgelände wurde ein Jugendtreff für Mädchen und Jungen sowohl aus dem Heim, als auch aus der Nachbarschaft reaktiviert, in dem Integrationsarbeit geleistet wird.
Aus Solidarität mit Karin und Michael Wenz, der schwer erkrankt ist, haben die Kinder des Theaters 62 ein Gartenprojekt am Theater-Bunker in der Lessingstraße initiiert. Dafür gab es 500 Euro von Laudator und Stiftungsgründer Reinhard Werner. Seit 1962 arbeiten Theatergründer Wenz und seine Frau mit Kindern und Jugendlichen zusammen Theaterstücke aus und zeigten die über Grenzen hinweg beispielsweise in osteuropäischen Ländern und der Türkei.
Je 750 Euro erhielten zwei Projekte des Vereins Tanzwerk. „Die haben ihre Angebote komplett geöffnet für junge Flüchtlinge“, sagte Laudator Holger Ilgner (SPD) vom Beirat Mitte. Zuvor wurde ein Film gezeigt, den die Tanzwerk-Jugendlichen zusammen mit geflüchteten Jugendlichen aufgenommen haben. „Refugees welcome!“ heißt das Stück. Die zweite Tanzwerk-Gruppe stand schon früher auf der Bühne im Bürgerhaus Weserterrassen, als der Förderpreis unter einem anderen Motto lief. „Die Anderen“ sind eine Tanzgruppe aus behinderten und nicht-behinderten Jugendlichen, die im aktuellen Projekt „Mensch, mach mir Platz“ unterwegs sind, ihren Stadtteil zu beleben und zu bespielen.
„Die Kurzen“ aus der Kohlhökerstraße bekamen von Laudatorin Ute Güttner vom Sponsor AOK 1000 Euro, weil sie Spielzeug gesammelt haben und dann mit dem Bollerwagen losgezogen sind, um die Sachen an Kinder zu verteilen, die nicht so viel haben. Die Kindergruppe habe sich mit dem Thema Schenken und Teilen beschäftigt, sagte Ute Güttner. „Ihr seid bezaubernd, großartig, fantastisch!“
Noch je 1000 Euro gingen an fünf Initiativen und Vereine: Für das Flüchtlingsprojekt „Zum Lieben verdammt“ überreichte Irmgard Lindenthal (Grüne) vom Beirat Östliche Vorstadt dem Verein Integration durch Kunst einen Scheck. Das gerade in der Gründung befindliche Projekt xbyz bekam für den „One Nation Dance – Crossing Over“ von Thorsten Preuß vom Sponsor Sparkasse einen Scheck über dieselbe Summe, ebenso wie der Panafrikanische Kulturverein für sein Engagement für junge Flüchtlinge ohne Amtsvormund, den Jens Höfer vom Sponsor Werder Bremen auszeichnete. „Die Kindergruppe hat sich bei uns mit einem ganzen Haufen Projekte beworben“, sagte Jörg Windszus (Die Linke) vom Beirat Mitte in seiner Laudatio für die Kindergruppe Altstadt. Eines dieser Projekte war das Theaterstück „Der blaue Pinguin“ über Ausgrenzung wegen des Aussehens. Auch dafür gab es 1000 Euro. Und von Heike Blanck nahmen die Jugendlichen vom Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge einen Scheck entgegen. Die Arbeit des Vereins stehe auf drei Säulen, sagte die Laudatorin. In den Workcamps kümmern sich die Jugendlichen um Grab- und Gedenkstätten, der Verein leistet historisch-politische Bildungsarbeit und ermöglicht internationale Begegnung, 2015 auch zusammen mit geflüchteten Jugendlichen.
Den Förderpreis für beispielhafte Kinder- und Jugendarbeit schreiben die Helga-und-Reinhard-Werner-Stiftung zusammen mit ihren Unterstützern, den Beiräten Mitte und Östliche Vorstadt, Werder Bremen, der Sparkasse und der Krankenkasse AOK sowie der Stiftung Dr. Heines, die alle Vertreter in die Jury entsenden, jährlich aus. Die Verleihung wird stets im November im Bürgerhaus Weserterrassen gefeiert. In diesem Jahr wurden 10 000 Euro ausgeschüttet.