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Fleisch komplett gestrichen Freiburger Ernährungswende nach Bremer Vorbild

In Bremen tut sich mancher noch schwer mit der Umsetzung des "Aktionsplans 2025" für eine gesündere Ernährung. Anderenorts gilt Bremen dagegen sogar als Vorbild, wie ein Beispiel aus Süddeutschland zeigt.
14.12.2022, 05:00 Uhr
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Freiburger Ernährungswende nach Bremer Vorbild
Von Ralf Michel

In den Freiburger Kindergärten und Grundschulen gibt es demnächst nur noch vegetarische Kost. Und die zudem vermehrt in Bio-Qualität. Einen entsprechenden Beschluss hat vor Kurzem der Freiburger Gemeinderat gefasst. Zur großen Freude der dortigen Grünen. Die schicken deshalb einen Gruß gen Norden. Für Ratsfrau Vanessa Carboni ist Bremen in Sachen Bio und Ernährung nämlich die "Vorreiterstadt" schlechthin. Weshalb maßgebliche Ideen aus dem Bremer "Aktionsplan 2025" in das eigene Positionspapier zur "Ernährungswende für Freiburg" eingeflossen seien.

Im Februar 2018 hat Bremen den „Aktionsplan 2025 – Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“ beschlossen. Mehr Lebensmittel aus ökologischem Landbau und artgerechter Tierhaltung in Schulmensen, Kindertagesstätten sowie den städtischen Krankenhäusern und Betriebskantinen lautet das Ziel. 

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Auch in Freiburg habe man nach einem Weg gesucht, den Kindern in Kitas und Grundschulen ein möglichst qualitätsvolles Mittagessen zu einem akzeptablen Preis zu ermöglichen, sagt Vanessa Carboni. Studien zeigten, dass Kinder viel zu wenig pflanzliche Lebensmittel und viel zu viel Zucker und Fleischprodukte essen – "nicht gut für die Gesundheit". Und dies treffe insbesondere auf Kinder zu, die aus armen Familien kommen. "Deshalb sollte der Schwerpunkt der Gemeinschaftsverpflegung sein, genau diese Defizite auszugleichen – also mehr frisches Gemüse und Obst, mehr Kartoffeln und Getreideprodukte."

Was die Grünen Anfang des Jahres mit einem Strategiepapier zur Ernährungswende untermauerten. Dafür habe man das Rad nicht neu erfinden müssen, sondern sich an bereits existierenden Modellen wie dem Bremer Aktionsplan orientiert, erzählt Carboni. Und so findet sich in dem Konzept der grünen Gemeinderatsfraktion zum Beispiel ein Stufenmodell nach bremischem Vorbild: Bis 2025 sollen alle vegetarischen tierischen Produkte wie Eier oder Milch auf Bio-Qualität umgestellt sein, bis 2028 auch das Fleisch. Und 2030 soll die Umstellung auf Bio komplett abgeschlossen sein.

Verabschiedet wurde im Herbst im Freiburger Gemeinderat dann aber ein Beschluss, den die Stadtverwaltung von sich aus auf die Tagesordnung gesetzt hatte. Demnach ist der Anteil von Bio-Produkten in Kindergärten und Grundschulen ab dem Schuljahr 2023/24 von 20 auf 30 Prozent zu erhöhen und Fleisch verschwindet von da an komplett von den Speiseplänen. Während sich die Festlegung auf ein vegetarisches Gericht täglich auf Kitas und Grundschulen beschränkt, gilt die Erhöhung des Bioanteils von 20 auf 30 Prozent auch für die weiterführenden Schulen, erläutert Toni Klein, Pressesprecher der Stadt Freiburg.

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Verbunden ist die Umstellung ab 2023/24 mit Preiserhöhungen. Derzeit beträgt der Eigenanteil der Schüler beziehungsweise ihrer Eltern an jedem Essen 3,90 Euro. Ab Sommer 2023 wird er 4,40 Euro betragen und 4,80 Euro ab dem Schuljahr 2024/2025. In den Kitas steigt der monatliche Eigenanteil, der elfmal im Jahr erhoben wird, von 68 auf 84 Euro. Alle Kosten, die darüber hinaus gehen, trägt die Stadt Freiburg. Eine Prognose, wo teuer die Verpflegung in Kitas und Grundschulen künftig tatsächlich sein wird, sei angesichts der aktuellen Preisentwicklungen nicht zu sagen, so Toni Klein. "Bei einem angenommenen Kostenanstieg um 15 Prozent würde der durchschnittliche Essenspreis auf 7,70 Euro steigen."

Der Beschluss im Gemeinderat, wo die Grünen 13 von 48 Stimmen haben (und damit so viel wie SPD und CDU gemeinsam), fiel mit 27 zu 14 Stimmen deutlich aus. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es Proteste aus Reihen der Elternschaft gab. Gegen die Reduzierung auf nur noch ein tägliches Angebot, gegen den völligen Verzicht auf Fleisch, vor allem aber auch gegen die Preiserhöhungen.

Vanessa Carboni dagegen freut sich über die Festschreibung des Bio-Anteils auf 30 Prozent. "Das bedeutet nicht nur gesundes Essen, sondern ist auch für die regionale Landwirtschaft gut." Zugleich betont sie, dass das Ende der Fahnenstange damit noch lange nicht erreicht sei. "Natürlich möchten wir den Bio-Anteil weiter erhöhen." Vorbild könnte erneut Bremen sein: Zwar ist im Aktionsplan kein kompletter Verzicht auf Fleisch verankert, dafür aber die Umstellung auf 100 Prozent Lebensmittel in Bio-Qualität.

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