Die Berichterstattung über Vorwürfe von Eltern gegenüber der Schulleitung an der Stader Straße im WESER-KURIER hat hohe Wellen geschlagen. Im Zentrum der Kritik steht die Rektorin der Schule, der Eltern einen unangemessenen Umgang mit Schülern und Schülerinnen vorwerfen. Aber auch Lehrer haben sich in den vergangenen Tagen gemeldet, um ihre Sicht der Dinge zu erklären. Ein Teil der Lehrer hat die Schule bereits gewechselt, einige sind noch an der Grundschule Stader Straße beschäftigt, ein Teil ist in Pension.
Ingrid Richter war von 2003 bis 2018 Lehrerin an der Stader Straße. Seit sechs Jahren ist sie in Pension. "Ich kann Ihnen sagen, dass die Rektorin sehr gut organisiert und das umsetzt, was sich die Bildungsbehörde wünscht", sagt sie. "Aber das genügt nicht, dass sie trotzdem weiter im Amt ist."
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Die meisten Lehrer, die sich beim WESER-KURIER meldeten, erklärten, dass sie die Schule aufgrund der Arbeitssituation mit der Rektorin verlassen hätten. So auch Christel Blank-Meine, die von 1993 bis 2011 an der Schule tätig war und ein Jahr vor Ihrer Pensionierung die Schule wechselte: "Mir wurden von der Rektorin meine Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit entzogen", sagt sie. "Es war keine Zusammenarbeit möglich." Auch ein Musikprofil, dass sie bereits 2003 für die Schule entwickelt hätte, sei ihr von der Rektorin entzogen worden.
Beide Lehrerinnen berichten von massivem Druck, einer Atmosphäre der Angst und Demütigungen."Die Rektorin schadet nicht nur den Eltern und Kindern, sondern auch den Lehrkräften, anderen Mitarbeitern und dem Ruf der Schule", erklärt Richter. "Es herrscht ein so starkes Kontroll- und Bestrafungssystem, dass viele Lehrer die Schule wieder verlassen." Christel Blank-Meine sagt: "In den letzten zehn Jahren haben insgesamt 40 Lehrer, Referendare und Mitarbeiter die Grundschule verlassen."
Auf WESER-KURIER-Anfrage erklärt Aygün Kilincsoy, Büroleiter von Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD): "Es gibt keine Auffälligkeiten bei der Anzahl der Versetzungsanträge der vergangenen Jahre." Auch das Strafsystem der Schule sei weder in der Bildungsbehörde, noch im Personalrat Schulen oder der Schulaufsicht bekannt. Am Montag dieser Woche fand ein Gespräch zwischen Elternbeirat, Innenrevision und Schulaufsicht statt.
Erste Beschwerden bereits 2011
Ingrid Richter legt dem WESER-KURIER zwei Schreiben vor – darunter eine Beschwerde, die 2011 vom Kollegium der Stader Straße unterschrieben und bei der Bildungsbehörde eingereicht worden sei. Laut Richter hätten alle Lehrer, bis auf vier Junglehrer und zwei erkrankte Kollegen, die Beschwerde unterschrieben. "Bereits damals teilten wir der Schulaufsicht mit, welche immensen Schwierigkeiten es mit der Schulleitung gab", sagt die Lehrerin. 2013 stellte Ingrid Richter nach eigenen Angaben selbst eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Bildungsbehörde. Aygün Kilincsoy erklärt dazu: "Uns liegt nur eine Dienstaufsichtsbeschwerde von 2023 vor. Wir recherchieren aber weiter."
Mehrere Lehrer, die namentlich nicht genannt werden wollen, berichten, dass bis heute ein angsteinflößender und manipulativer Führungsstil an der Grundschule herrsche. Lehrer würden von der Rektorin vor der Klasse oder vor dem Kollegium bloßgestellt, erniedrigt oder vorgeführt. Diese Erfahrungen habe auch Ingrid Richter gemacht. "Die Schulleiterin hat ein diktatorisches Machtsystem aufgebaut, in dem jeder erniedrigt und mundtot gemacht wird, der nicht ihren Vorstellungen entspricht", sagt sie. Einem Lehrer sei der Schulschlüssel entzogen worden, er habe keinen Klassenraum und auch das Lehrerzimmer nicht mehr aufschließen können. "Mir selbst wurde von der Rektorin verboten, an Elternabenden oder Elternsprechtagen teilzunehmen", erklärt Richter. "Damit konnte ich meiner Dienstpflicht, Kontakt zu den Eltern zu halten, nicht mehr nachkommen."
Lehrer berichten von psychischen Belastungen
Auch ihren Kollegen seien Aufgaben und Kompetenzen untersagt und weggenommen worden, sagt Richter. Außerdem sei ihnen offen von der Rektorin gedroht worden, berichtet sie. "Wenn es zum Beispiel um Gutachten für eine Beförderung ging, die von der Rektorin geschrieben werden", erzählt sie. Sie habe den Druck und die Angst vor den Strafen der Schulleiterin teilweise nicht mehr ausgehalten und sich therapeutische Hilfe geholt. Und weiter erzählt Richter: "Als ich in der Zeit meiner Krankschreibung eine Kollegin in der Schule sprechen wollte, stand auf einmal die Rektorin vor mir und schrie mich an, dass sie die Polizei rufen würde, wenn ich das Schulgebäude noch einmal betreten würde."
Für Richter sei die Zeit an der Stader Straße die schlimmste Erfahrung in ihrem Leben gewesen. "Die Rektorin betreibt Amtsmissbrauch, indem sie jede Kritik an ihren Einstellungen systematisch bestraft." Sie habe zwei Gesichter, sagt Richter. Einerseits freundlich und engagiert, andererseits demütigend und erniedrigend. "Sie schädigt damit Menschen nachhaltig", sagt sie.
Die Schulaufsicht hat in einem Brief an die Eltern der Schüler und Schülerinnen darüber informiert, dass die Rektorin beauftragt sei, ein Konzept zu erarbeiten, um den Prozess konstruktiv zu bewältigen.