Im Fall des Angriffs auf Frank Magnitz stützen jetzt neue Erkenntnisse die These der Ermittler, dass die Kopfverletzungen des AfD-Bundestagsabgeordneten von seinem Sturz stammen und nicht – wie unter anderem durch die AfD unmittelbar nach dem Angriff dargestellt – durch die Einwirkung eines Gegenstandes wie einem Kantholz oder spätere Tritte gegen seinen Kopf.
Der Staatsanwaltschaft liegen jetzt die Einschätzungen des Rechtsmediziners vor, der Magnitz noch im Krankenhaus untersucht hatte. Der Experte sah sich auch das Video der Überwachungskamera an und überprüfte die Beschaffenheit des Bodens am Tatort, dem Hinterhof des Bremer Theaters. "Alles in allem können die Verletzungen laut unserem Gutachter durch den Sturz erklärt werden", sagte Sprecher Frank Passade.
Staatsanwaltschaft will gegen Mutmaßungen angehen
Magnitz erlitt ein sogenanntes Monokel-Hämatom, also eine Verletzung im Augenbereich, die durch seine Brille entstanden ist, als er auf den Boden aufschlug. Auch die Riss-Quetschwunde und Abschürfungen der Haut entlang einer von Fachleuten als Hutkrempe bezeichneten Linie am Kopf deuten laut der Einschätzung des Rechtsmediziners auf einen Aufschlag auf unebenen Boden hin – auch wenn Riss-Quetschwunden grundsätzlich durch Schläge entstehen können. In Frank Magnitz' Fall lässt dem Gutachten zufolge aber vor allem die Kombination mit den Schürfwunden eher auf einen Sturz schließen.
Ebenfalls untersuchen ließ die Staatsanwaltschaft laut Passade, ob in den Bewegungen des Angreifers, der Magnitz in den Rücken gesprungen war, eine Kampfsporttechnik zu erkennen war. Dass sie erkennbar gewesen sei, war in einigen Internet-Kommentaren ebenfalls behauptet worden. Passade: "Wir haben auch dazu einen Experten befragt. Er verneint das."
Für die Veröffentlichung der Details entschied sich die Staatsanwaltschaft, um, ähnlich wie bei der Freigabe des Videos, gegen Mutmaßungen anzugehen, die die bisher öffentlich gemachten Erkenntnisse der Ermittler in Zweifel ziehen. "Wir wollen den Spekulationen keinen Vorschub leisten", sagt Passade. Grundsätzlich hoffe er, dass man in diesem Fall "bald zu Sachlichkeit zurückfindet. Vieles von dem, was im Moment hineininterpretiert wird, kommt einfach nicht vor." Magnitz hatte laut der "Taz" in einem parteinternen Schreiben erklärt, mit dem Foto seiner Verletzungen "mediale Betroffenheit" erzeugen zu wollen. Dass in dem Zusammenhang nicht von einem "mutmaßlichen" Kantholz die Rede war, sei ein Fehler gewesen. Nach den drei Angreifern wird weiter gefahndet.