2019 sank die "Seute Deern", im vergangenen Jahr kippte der Molenturm fast um und jetzt das: Nach einem Unfall muss die „Alexander von Humboldt II“, das mit seiner grünen Farbe für Beck’s und Bremen ikonische Segelschiff, für voraussichtlich drei Wochen in seinem Heimathafen Bremerhaven bleiben.
Wie berichtet, war die „Alex II“ am Montag beim Auslaufen zu einem Tagestörn mit einem Schwimmkran kollidiert. Zwei Rahen – Querbalken für die Segel – knickten ab, die rund 100 Personen an Bord blieben unverletzt. An eine Weiterfahrt war aber nicht zu denken, es ging zurück in den Hafen. Zu Schaden kam auch ein Segel im Wert von rund 8000 Euro, das am Wochenende bei den Maritimen Tagen gerade erst in Betrieb genommen worden war.
Am Dienstag wurde der Schaden nun genauer begutachtet. Die gute Nachricht: Abgesehen von den Rahen blieb die „Alex II“ unversehrt. „Die Reparatur übernimmt nun die Werft Stahlbau Nord, die das Schiff damals auch gebaut hat“, berichtete Jürgen Hinrichs, Sprecher der Deutsche Stiftung Sail Training (DSST), die seit 2011 das Schiff betreibt. Für die kommenden drei Wochen seien alle Törns abgesagt worden. Die Alex II bliebe während der Arbeiten im Fischereihafen. „Die Passagiere reagieren auf die Absagen bisher mit großem Verständnis“, sagte Hinrichs.
Medienberichten zufolge soll sich die Schadenssumme auf mindestens 100.000 Euro belaufen. Auf Nachfrage dementierte Hinrichs diese Zahl: „Wir wissen frühestens am Mittwochmittag, wie teuer es wird.“ Die entscheidende Frage, ob sich die Stahl-Rahen wieder geradebiegen ließen, sei nämlich noch nicht beantwortet. Neuanschaffungen wären um ein Vielfaches teurer.
Die gemeinnützige Stiftung ist laut Hinrichs gegen Havarie-Schäden versichert. Allerdings entfallen durch die abgesagten Törns wichtige Einnahmen. Diese sind das finanzielle Rückgrat für den Betrieb der „Alex II“. Die DSST erhält auch Spenden, staatliche Fördergelder fließen aber nicht.
Klärungsbedürftig ist noch, wie es genau zu der Kollision kommen konnte. Kam es beim Navigieren des Segelschiffs zu Fehlern oder befand sich der Schwimmkran an einer Stelle, wo er nichts zu suchen hatte? „Zu der Schuldfrage laufen Ermittlungen. Dazu möchte ich mich nicht äußern“, sagte Sprecher Hinrichs.
Unter den 25 Ehrenamtlichen, die als Stammbesatzung immer wieder die Segel setzen, ist die Stimmung laut Hinrichs gedrückt. In ihrer zwölfjährigen Geschichte sei die „Alex II“ bisher von derartigen Schäden verschont geblieben. „Gleichzeitig blickt die Besatzung aber auch positiv in die Zukunft. Sie weiß, dass wir alles Menschenmögliche tun, um schnell wieder auszulaufen“, berichtete der DSST-Sprecher. Erfreulich sei auch, dass Stahlbau Nord sofort zugesagt habe, schnell mit den Arbeiten zu beginnen. „Wir kennen uns hier in Bremerhaven gut, da hilft man sich“, so Hinrichs.
Das Schicksal der „Alex II“ beschäftigt in Bremerhaven auch das Deutsche Schifffahrtsmuseum. „Wir wissen, wie hoch der Druck ist, Traditionsschiffe dieser Art in Fahrt zu halten, damit beispielsweise die nächste Werftliegezeit finanziert werden kann“, sagte Sprecherin Annica Müllenberg. „Deshalb drücken wir die Daumen und hoffen, dass der Schaden schnell repariert wird und die ‚Alexander von Humboldt II‘ weitersegeln kann.“