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Kolumne 0421 Alarmstimmung in Bremen: Hitzewallungen und Carolas Schwächen

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Brücken, Hitze, senatorische Umsicht
14.09.2024, 05:44 Uhr
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Alarmstimmung in Bremen: Hitzewallungen und Carolas Schwächen
Von Oliver Matiszick

Das mit der zunehmenden Vergesslichkeit im Alter ist wirklich eine blöde Sache. So werde ich zum Beispiel immer besser darin, die Geburtstage lieber Menschen zu ignorieren, obwohl sie es zu einem Eintrag in meinem Kalender (hängt an der Küchenwand, hat keinen Bildschirm und verbraucht null Energie) gebracht haben. Darauf schaue ich zwar jeden Morgen – aber spätestens, wenn ich mich der Kaffeemaschine zuwende, ist die analoge Erinnerung an Anruf oder Nachricht im weiteren Tagesverlauf schon wieder vergessen. Schließlich erfordert eine so grundlegende Frage wie die, ob sich Cappuccino und Flat White tatsächlich nur durch die Reihenfolge von Milch und Espresso unterscheiden, dann all meine Aufmerksamkeit.

In ähnlich routinierter Trantütigkeit hatte ich am Donnerstag bis elf Uhr schon wieder verdrängt, worauf mich die Lektüre unserer geschätzten Qualitätszeitung Stunden zuvor beim Cappuccino (aha!) sorgsam vorbereitet hatte: den bundesweiten Warntag. Und wenn auch im 0421-Land die Sirenen losheulen, dazu noch das Handy Alarm schlägt: Da denkt der Vergessliche reflexartig an schlimmste Dinge. Etwa das Wohlergehen von Bremens Brücken.

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Denn die Nachrichten und Bilder dieser Woche aus Dresden, sie haben mich dann doch Abbitte leisten lassen. Weil die teilweise eingestürzte Carolabrücke doch nicht so viel anders, schon gar nicht viel altertümlicher aussah als Stephani-, Bürgermeister-Smidt- oder Wilhelm-Kaisen-Brücke. Ich gelobe daher: Nie wieder werde ich in Zweifel ziehen, dass die baulich erschöpft sind und ihre – zum Teil zeitgleiche – Sanierung eine Notwendigkeit darstellt. Das macht den Gedanken, in naher Zukunft aktiv am Verkehrskollaps auf der linken Weserseite teilhaben zu dürfen, zwar nicht leichtfüßig-beschwingter. Aber bei allem Geschimpfe muss der Senat ja auch mal für die Umsicht gelobt werden, dass er neben den Haushalten etlicher Ressorts zudem marode Brücken zu sperren weiß.

Daher verkneife ich mir auch jeden Zweifel am Bremer Hitzeaktionsplan. Dass der am Dienstag nicht nur mit einiger Verzögerung, sondern – Punktlandung! – in der ersten richtig herbstlichen Woche des Jahres beschlossen worden ist? An so kleinlichen Dingen wie dem schrägen Timing will ich mich nicht abarbeiten. Dafür gibt es ja noch eine Opposition, die sich nun an den „80 Seiten heißer Luft“ eines Plans reiben kann, der irgendwann und irgendwie mal umgesetzt wird. Vielleicht.

Als grundsätzlich versöhnlicher Mensch habe ich mich allenfalls ein wenig darüber gewundert, dass am Morgen der Verkündung das fürsorgliche Auto von sich aus ungefragt die Lenkradheizung für mein Wohlergehen aktiviert hatte. Was sehr angenehm war im täglichen Stau auf der B75. Weshalb es da schon jetzt ohne Brückensperrungen zu Verzögerungen gekommen war? Sie ahnen es: Ich habe es vergessen.

Tagebucheintrag: So langsam frage ich mich, welcher Fluch eigentlich auf dem Namen Carola liegt. Bremen hat damit ja schon vor Dresden seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht. Aber da war es, viel harmloser, nur die so benannte Kabelmuffe, deren Defekt das Weserstadion einst im August 2004 in Dunkelheit tauchte.

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