Zu den vielen Theorien, die ich aus meiner reichen Lebenserfahrung heraus entwickelt habe, gehört diese: Für jeden Menschen ist im Leben nur ein bestimmtes Kontingent an Glück im Spiel vorgesehen. Ist das aufgebraucht, scheitern alle weiteren Versuche unweigerlich. Ich bin mir da deshalb so sicher, weil ich einst als Grundschüler beim Weihnachtspreisausschreiben eines längst verwelkten Anzeigenblatts im Bremer Süden den Hauptpreis von 500 D-Mark abgeräumt habe. Und seither? Nichts mehr zu gewinnen, nirgends! Deshalb würde ich mich auch nie bei so etwas wie „Wer wird Millionär?“ bewerben – vermutlich könnte ich da wider besseres Wissen nicht mal beantworten, welches Tier bei den Bremer Stadtmusikanten unten steht. Da sollen mal lieber andere bei WWM ran. Die, erstens, telegener sind und, zweitens, ihr Spielglück noch nicht aufgebraucht haben.
So Sie jetzt danach suchen, was der Verweis auf Günther Jauchs Quizshow mit dem 0421-Land zu tun hat: Die WWM-Erstausstrahlung hat sich diese Woche zum 25. Mal gejährt, und zu denen, die es als Teilnehmer in die Drei-Millionen-Euro-Jubiläumsrunde geschafft haben, zählte ein Student aus Bremen. Der hat die Speckflagge zwar eher nur so halbhoch gehalten, aber am Ende 4000 Euro eingestrichen. Immerhin. In vielen Senatsressort würden sie sich darüber vermutlich sehr freuen. Hätten sie dieses Geld etwa in der Justizbehörde, wäre die nunmehr öffentlich gemachte Haushaltslücke von vier Millionen Euro direkt mal um 0,1 Prozent geringer. Ein kleiner, aber erster Schritt auf dem Weg aus der sodann verkündeten Haushaltssperre! Für wie viele Bremer Ressorts die inzwischen gilt? Da habe ich den Überblick verloren. Ich meine, es sind vier. Aber sollte ich mich – etwa als WWM-Kandidat – festlegen müssen, würde ich den Telefonjoker ziehen und bei der Opposition anrufen.
Wäre ich umgekehrt einer von denen, die WWM-Kandidaten mit Fragen quälen dürfen – dann würde ich zum Beispiel wissen wollen, in welchem Bundesland Berufstätige, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit pendeln, die längste Zeit dafür aufbringen müssen. Eine fiese Fangfrage! Denn dass es Berufspendler ausgerechnet im kleinsten Bundesland trifft: Das spottet jeder Logik, ist aber angeblich so. Zumindest laut der Untersuchung eines Versicherungskonzerns, der 2000 Berufspendler in allen Bundesländern zu ihren Arbeitswegen befragt hat. Ergebnis: In Bremen gehen dafür – schon ohne Brückensanierungen – im Schnitt 75 Minuten pro Arbeitstag drauf. Selbst im noch maroderen Berlin auf dem zweitmiesesten Platz ist der Zeitaufwand mit knapp unter 68 Minuten eine ganze Ecke geringer.
Da aber nicht immer nur gemeckert werden soll, gehört auch dazu, dass die Menschen im 0421-Land zwar länger, aber dafür viel günstiger als alle anderen zur Arbeit unterwegs sind. Bei den durchschnittlichen Fahrtkosten – exakt: 78,54 Euro pro Monat – liegt Bremen weit unter Bundesniveau auf Platz eins. Was soll ich als Pendler sagen? Da habe ich ja wohl doch Glück gehabt.
Tagebucheintrag: Falls Sie wissen wollen, wie ich die 500 D-Mark aus dem Hauptgewinn damals investiert habe: Playmobil.