Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremer Baubehörde beharrt auf eigenen Plänen Absage an alternatives Deichkonzept

Im Streit um den Hochwasserschutz in der Bremer Neustadt lenkt die Baubehörde nicht ein. Sie hält ein kürzlich vorgelegtes Alternativgutachten für irreführend. Es bleibe deshalb bei den ursprünglichen Plänen.
09.06.2021, 13:15 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Absage an alternatives Deichkonzept
Von Jürgen Theiner

Die Bremer Baubehörde hält an ihren Vorstellungen zur Neugestaltung des Hochwasserschutzes am Neustädter Weserufer fest. Bei einem Pressegespräch wiesen Vertreter der Behörde die Aussagen eines Alternativgutachtens zurück, das Vertreter der Bürgerinitiative "Platanen am Deich" beim Ingenieur- und Bauunternehmen CDM Smith in Auftrag gegeben hatten.

Dessen Fachleute halten es für möglich, die notwendige Erhöhung der Deichlinie auf der Binnenseite des vorhandenen Deiches herzustellen, nämlich zwischen den Platanen und der Bebauung. Angedacht ist eine Spundwand, die zur Straße hin einige Meter von den Platanen abgerückt wäre. Sie würde in die Deichböschung eingelassen und so weit aus dem Boden herausragen, dass die geforderte Schutzhöhe von 8,30 Meter über Normalnull erreicht ist. Eine Erhöhung um weitere 0,75 Meter durch mobile Flutschutzelemente sei möglich. Auf diese Weise ließen sich auch die 136 Platanen am linken Weserufer erhalten, glaubt man bei CDM. In der städtischen Planung sollen sie gefällt und nach Abschluss der Uferumgestaltung durch neue Bäume ersetzt werden.

Die BI hatte dieses Konzept Ende April öffentlich vorgestellt. Die Baubehörde bat sich daraufhin Zeit für eine detaillierte Prüfung aus. Deren Ergebnis lautet nun: Viele Prämissen und Aussagen des Alternativgutachtens stimmen nicht, ein langfristig verlässlicher Hochwasserschutz für die sogenannte Stadtstrecke zwischen Eisenbahnbrücke und Piepe lässt sich so nicht herstellen.

Die wesentlichsten Einwände lauten: Das CDM-Gutachten ist nur auf ein Flusshochwasser, nicht aber auf eine Sturmflut ausgelegt; die angedachte Erhöhung der Deichlinie durch zusätzliche mobile Flutschutzelemente ist im Krisenfall nicht praktikabel; es gibt keine Möglichkeit, die alternative Konstruktion langfristig anzupassen. Zudem wirft der Einbau einer binnenseitigen Spundwand aus Sicht der Baubehörde, des Deichverbandes Links der Weser und der zur Prüfung hinzugezogenen Ingenieurfirma Sweco diverse Probleme auf - die Wand würde, um hoch genug zu sein, deutlich weiter auf dem Untergrund herausragen, als von CDM angenommen. Die von CDM berechneten Kosten und Bauzeiten seien obendrein "schlichtweg falsch".

In der Summe wiegen diese fachlichen Mängel aus der Sicht der Baubehörde so schwer, dass die Vorschläge von CDM und BI unrealistisch erscheinen. Laut Staatsrat Ronny Meyer wird die Behörde daher mit den Planungsschritten für ihr eigenes Konzept fortfahren. Es sieht vor, den vorhandenen Deich auf der Stadtstrecke durch eine Konstruktion aus zwei unterschiedlich hohen Hochwasserschutzwänden zu ersetzen. Die obere, würde mit einer Höhe von bis zu 8,30 Meter über Normalnull die eigentliche Flutbarriere darstellen; die untere, weiter in den Fluss ragende Wand befände sich mit ihrer Oberkante auf dem Niveau des Deichunterhaltungsweges. So entstünde eine terrassenartige Anlage mit eingefügten Stufen und einer Promenade auf der oberen Ebene. Die Kosten für das Mammutprojekt mit einer Bauzeit von etwa zehn Jahren wurden 2017 mit rund 36 Millionen Euro beziffert.

Vorgesehen ist nun nach Meyers Worten, die Detailplanung der Behörde in den nächsten Monaten den zuständigen politischen Gremien vorzustellen. 2022 soll dann im nächsten Schritt die Entwurfsplanung für das Vorhaben vorangebracht und das behördliche Planfeststellungsverfahren in Gang gesetzt werden. Parallel soll im Rahmen eines Dialogformats (Runder Tisch) ein fachlicher Austausch mit der BI stattfinden.

Der wird durch die klare Zurückweisung des CDM-Gutachtens durch die Stadt sicher nicht einfacher. Die Bürgerinitiative treibt derweil ihre Vorbereitung für ein Volksbegehren weiter voran. Ziel ist ein per Volksentscheid zu beschließendes Gesetz zum Schutz der Platanen am Neustädter Deich.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)