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Hundestaffel Vermisstensuche Einsatz-Alarm für Retter auf vier Pfoten in Bremerhaven

Übungsalarm in Bremerhaven: Eine Gasexplosion erfordert den Einsatz der Hundestaffel Weser-Elbe-Dreieck unter Leitung von Michaela Berger. Wie sieht ein solcher Einsatz aus?
29.03.2025, 05:00 Uhr
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Von Ragna Herzog

Es ist kalt an diesem Donnerstag in Bremerhaven. In der Spedition Binder von Michaela Berger geht alles seinen gewohnten Gang: Lkw-Fahrer kommen ins Büro, bringen Ware oder holen sie ab. Die drei Hunde der Geschäftsführerin, Ginger, Luna und Akira liegen auf ihren Plätzen und schlafen. Dann klingelt das Telefon: die Polizeileitstelle Bremerhaven. "Es gab eine Gasexplosion in einer Lagerhalle?", fragt die 52-Jährige in den Hörer. "Sie benötigen Hilfe bei der Suche von Vermissten – ich verstehe. Bitte geben sie mir den Ort durch, an dem der Unfall geschehen ist."

Und dann geht alles ganz schnell. Michaela Berger setzt einen Alarm in ihrer Gruppe "Hundestaffel Weser-Elbe-Dreieck e.V." ab und informiert das Technische Hilfswerk (THW), das den Einsatz koordinieren wird. Dann greift sie zu ihrer Schutzausrüstung, die immer im Büro griffbereit am Bügel hängt. Die Labradore schauen hoch, werden unruhig, stehen auf. "Die wissen, dass sie jetzt arbeiten müssen", sagt Berger und steigt in ihre Sicherheitshose.

Bei einem Einsatz muss es schnell gehen

Was an diesem Tag nur eine Übung ist, gehört für die Mitglieder der Hundestaffel Weser-Elbe-Dreieck mit zum Alltag. Jeden Tag kann es einen Einsatz geben. "Ob zu Hause oder auf der Arbeit – alle Kollegen machen sich dann sofort mit ihren Hunden auf dem Weg", erklärt Michaela Berger und zieht ihre Schutzjacke über. Dann verlässt sie mit ihren drei Labrador-Hündinnen den Arbeitsplatz. Auf dem Hof steht ihr Auto. Hinten eingebaut: der Platz für die Hunde mit einem großmaschigen Stoffgitter, an dem die "Einsatzkleidung" für ihre Vierbeiner baumelt. Ginger bellt und wedelt mit dem Schwanz, als die 52-Jährige zur Hunde-Kenndecke greift. "Ja, es geht los, Ginger", sagt sie. "Jetzt wird gearbeitet."

Keine 20 Minuten später treffen das THW und elf weitere Hundeführer mit ihren Vierbeinern ein. Der heutige Probeeinsatz findet in einer der Lagerhallen vor Ort statt. Eine Nebelmaschine hat die Halle vernebelt, Holzpaletten sind im gesamten Lager teilweise bis zur Decke gestapelt. Eine Zielperson hat sich oben auf einem der Stapel hinten in der Halle versteckt und liegt still und vermeintlich bewusstlos herum.

Nach dem Kommando "Go!" ist Ginger nicht mehr zu halten

Nach einer kurzen Absprache mit dem THW machen sich Michaela und Ginger sowie ihr Kollege Toni Büchel (59) auf den Weg zur Halle. "Wir gehen immer zu zweit mit dem Hund", erklärt Berger. "Ein Hundeführer und ein Hundesuchgruppenhelfer, der den Erste-Hilfe-Rucksack und das Funkgerät mit sich führt." Vor dem Hallenrolltor beugt sich Michaela Berger zu Ginger herunter, die Hand am Leinenverschluss. "Go!", gibt sie der Hündin das Startkommando und schon ist Ginger in der Lagerhalle verschwunden. Michaela Berger und Toni Büchel folgen ihr.

Ginger rast durch die Halle, rennt in die Gänge zwischen dem gestapelten Holz – die Nase oft nach oben gerichtet – Witterung aufnehmen. Nach wenigen Minuten bleibt Ginger mittig in der Halle an einem Holzstapel stehen und bellt. "Wir haben eine Anzeige", sagt Berger. "Das ist ihr Zeichen, dass sie jemanden gefunden hat."

Toni Büchel klettert zwischen den Holzstapeln hoch und greift zum Funkgerät: "Wir haben die bewusstlose Person gefunden", gibt er an die Kollegen vom THW weiter. Dann beginnt er mit der Erste-Hilfe-Versorgung am Unfallopfer.

Kurze Zeit später kommen zwei Männer des THW herbeigeeilt. Die gesuchte Person wird geborgen. In den folgenden Durchläufen werden nun die anderen Hunde nacheinander auf die Suche geschickt.

"Insgesamt mache ich das mit Ginger und meinen anderen Hunden schon seit fast 13 Jahren", erzählt Michaela Berger. "Wir haben in der Zeit bestimmt 50 Einsätze mitgemacht." Auch ihre beiden anderen Labrador-Hündinnen Luna und Akira sind, genau wie Ginger, zum Flächensuchhund ausgebildet.

Von Flächensuchhund bis Mantrailer

"In unserer Staffel haben wir 17 Mitglieder mit insgesamt 15 vierbeinigen Einsatzkräften", so die Vorsitzende der Hundestaffel. Sechs Hunde seien Flächensuchhunde, die dazu ausgebildet sind, hilfsbedürftige Personen im Gelände ausfindig zu machen. "Acht Hunde sind Mantrailer", erklärt Berger. Sie sind in der gezielten Personensuche ausgebildet. "Für den Mantrailer-Einsatz benötigt man einen eindeutigen Geruchsartikel der Person, der möglichst nicht mit anderen Gerüchen kontaminiert ist", sagt sie. An dem Ort, wo die vermisste Person das letzte Mal gesehen worden ist, würde der Hund dann an diesem Artikel die Witterung aufnehmen und die Suche beginnt.

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Nicht immer werden die Personen lebend gefunden

"Wir kommen dann zum Einsatz, wenn Polizei oder Feuerwehr sich bei uns melden", sagt die Unternehmerin. "Dann gibt es so wie heute, einen Alarm an alle, die dann so schnell wir möglich zum Einsatzort fahren." Die Arbeit, die Mensch und Hund bei Wind und Wetter in der Vermisstensuche leisten, ist ehrenamtlich. Das Training zweimal die Woche geht über mehrere Stunden. Und: Die realen Einsätze sind nicht immer einfach. "Toll ist es, Menschen lebend zu finden", sagt Berger. "Wir haben aber auch schon Menschen gefunden, die sich umgebracht haben." Auch das gehöre dazu, sagt Berger. "Dennoch liebe ich diese Arbeit und die Tiere tun es auch."

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