Zwei Schutzhunde der Bremer Polizei sind wegen des Verbots von Stachelhalsbändern nicht mehr einsatzfähig. Acht weitere Hunde haben laut Angaben der Innenbehörde eine Nachprüfung bestanden und können ihren Dienst ohne Einsatz der Halsbänder verrichten. Das ist die erste Bilanz nach rund anderthalb Jahren, in denen die umstrittene Neuregelung gilt. Bei Stachelhalsbändern handelt es sich um sogenannte Korrekturhalsbänder, mit denen Hunden unerwünschtes Verhalten abgewöhnt werden soll. Seit Januar 2022 sind sie aus Tierschutzgründen verboten. Ohne die Halsbänder war die Bremer Hundestaffel zeitweise kaum noch einsatzfähig. Insbesondere die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Bremen hatte das heftig kritisiert und eine Sonderregel für Polizeihunde gefordert, die den Einsatz von Stachelhalsbändern zumindest übergangsweise erlaubt – das Anliegen blieb erfolglos. Auch in anderen Bundesländern mussten einige Hunde aussortiert werden.
Bremen setzt auf neues Konzept bei der Ausbildung
Die schlimmsten Befürchtungen hätten sich nicht erfüllt, räumt der GdP-Landesvorsitzende Nils Winter ein. Andererseits sei die Hundestaffel durch die beiden ausgeschiedenen Hunde geschwächt worden. Insgesamt hat sich die Zahl der einsatzfähigen Diensthunde laut Innenressort von 13 auf acht reduziert – die zusätzlichen Ausfälle sind demnach auf Erkrankungen und Altersgründe zurückzuführen. Skeptisch bleibt Winter auch, weil ihm zufolge noch nicht abschließend geklärt ist, wie gut die Ausbildung der neuen Diensthunde funktioniert. Diese erfolge "unter Nutzung des Futter- und Spieltriebes sowie der Anwendung tierschutzkonformer aversiver Mittel", erklärt Karen Stroink, Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Als aversiv gelten in der Hundeerziehung Methoden, mit denen durch unangenehme Reize ein unerwünschtes Verhalten abtrainiert wird. Winter zufolge bildet die Bremer Polizei derzeit zwei Schutzhunde aus. Wann diese Hunde ihre Prüfung absolvieren, stehe noch nicht fest.
Wie gut sich das Stachelhalsbandverbot kompensieren lässt, will der GdP-Vorsitzende zukünftig auch anhand weiterer Faktoren beurteilen. Grundsätzlich müsse die Polizei kontinuierlich mehr Hunde ausbilden. "Die Ausbildung dauert ein bis zwei Jahre, da weiß man nie, ob alles klappt", sagt Winter. Gleichzeitig mangele es, wie bei der gesamten Polizei, auch im Bereich der Diensthundeführer an Personal. Innensenator Mäurer hatte im Januar 2022 gesagt, es sei "Zeit, das System der Ausbildung von Polizeihunden grundlegend zu überarbeiten". Damals hieß es, der Einsatz von Stachelhalsbändern sei untrennbar mit der Praxis verbunden, Tiere auf dem freien Markt einzukaufen – diese seien häufig verhaltensauffällig. Ziel müsse es sein, Zucht und Aufzucht bei der Polizei selbst anzusiedeln.
Die Behörde hatte in den Folgewochen auch eine mögliche Zusammenarbeit mit anderen Bundesländern ins Gespräch gebracht. Stroink zufolge kooperiert die Bremer Polizei derzeit unter anderem bei Ausbildungs- und Beschaffungskonzepten mit anderen Polizeibehörden. "Im Bereich der Junghundausbildung erfolgt die Kooperation schwerpunktmäßig im Nordverbund", so Stroink. Wie die Zusammenarbeit konkret aussieht, bleibt offen. Winter weiß von neuen Kooperationen laut eigener Aussage nichts.
Bernd Baron fordert, den Einsatz von Hunden in der Polizeiarbeit grundsätzlich zu überdenken. "Muss ich den Hund wirklich in einem Kampf schicken? Da fängt für mich der Missbrauch an", sagt der Bremer Hundetrainer. Dieser Einsatzzweck liege nicht in der Natur des Hundes und sei nicht mehr zeitgemäß. Untersuchungen, so Baron, hätten bei Schutzhunden ein dauerhaft erhöhtes Stresslevel festgestellt. Schutzhunde kommen zum Beispiel bei polizeilichen Großlagen wie Fußballspielen und Demonstrationen zum Einsatz. Such- und Spürhunde, die unter anderem Drogen und Bargeld erschnüffeln, findet Baron unproblematisch. "Beim Suchen ist der Hund in seinem Element", sagt der Experte. Er kritisiert auch die vielerorts übliche Praxis, alle Polizeihunde zunächst als Schutzhunde auszubilden, bevor sie eine Spezialausbildung erhalten.