Die Corona-Impfpflicht im Gesundheitswesen wirkt sich möglicherweise schon vor dem Stichtag am 16. März auf den Arbeitsmarkt aus. Denn Arbeitnehmer sind verpflichtet, sich unmittelbar als arbeitssuchend zu melden, sobald das Ende ihres Arbeitsverhältnisses absehbar ist. Der aktuelle Anstieg der Arbeitssuchenden in diesem Bereich könnte daher ein Hinweis auf Pflegekräfte sein, die ihre Stelle aufgeben werden, um sich nicht impfen lassen zu müssen.
In Niedersachsen hat die Agentur für Arbeit aktuell 2006 Menschen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen als arbeitssuchend registriert, das sind 56 Prozent mehr als im letzten Winter vor Corona, 902 davon entfielen auf die Pflegeberufe, was einem Anstieg von 93 Prozent entspricht. In Bremen haben sich aus dem gesamten Bereich 109 Menschen arbeitssuchend gemeldet, ein Anstieg von 42 Prozent gegenüber dem Vergleichswinter vor der Pandemie. Davon entfallen auf die Pflege 67 Personen, ein Anstieg um 73 Prozent.
Bundesweit haben sich aus dem Gesundheits- und Sozialsektor im Dezember und Januar 25.000 mehr Menschen arbeitssuchend gemeldet als üblich, davon ungefähr 12.000 aus der Pflege, sagte Daniel Terzenbach vom Vorstand der Bundesagentur bei der Präsentation der Arbeitsmarktzahlen Anfang Februar. Das sei eine Zunahme auf einem Niveau, was uns allen keine Sorgen machen müsse, kommentierte er.
Im Jahr 2020 waren in Deutschland 1,7 Millionen Pflegekräfte in der Kranken- und Altenpflege sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Anders als die Beschäftigung insgesamt ist sie in der Zeit der Pandemie sogar weiter gewachsen. Wie viele der Arbeitssuchenden aus der Pflege tatsächlich auf die angekündigte Impfpflicht, auf Protest-Aufrufe in sozialen Medien oder andere Gründe zurückzuführen sind, ist laut Agentur für Arbeit nicht eindeutig zu beantworten. Arbeitssuchend heißt nicht arbeitslos. Es bleibe daher abzuwarten, in welchem Umfang sich Beschäftigte tatsächlich arbeitslos melden werden.