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Dauerhitze schreckt Blutspender ab In Bremen werden die Blutkonserven knapp

In Bremen und Niedersachsen fehlen wegen der Dauerhitze 400 bis 450 Blutspender täglich. Wenn die Reserven weiter schrumpfen, könnte das dazu führen, dass geplante Operationen in Krankenhäusern verschoben werden müssen.
06.08.2018, 22:13 Uhr
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In Bremen werden die Blutkonserven knapp
Von Sabine Doll

Die Dauerhitze schreckt in Bremen und Niedersachsen Blutspender ab. Die Folge: Die Blutkonserven werden knapp und die Reserven schrumpfen. Ändert sich die Lage nicht bald, könnte das aus Sicht der Experten dazu führen, dass geplante Operationen in Krankenhäusern verschoben werden müssten. „Zurzeit liegen wir bei den Blutspenden etwa 20 bis 30 Prozent unter dem üblichen Durchschnitt, das ist schon eine extreme Situation“, bestätigt der Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bremen, Lübbo Roewer, dem WESER-KURIER auf Nachfrage.

Bremen geht bereits an die Reserven. „Für Bremen hat der aktuelle Einbruch dazu geführt, dass auf die sogenannte Katastrophen-Rücklage zurückgegriffen werden muss. Diese Reserve besteht aus 5000 Blutkonserven.“

Krankenhäuser nicht ausreichend versorgt

Nach Angaben des DRK-Blutspendedienstes fehlen allein in Bremen und Niedersachsen pro Tag 400 bis 450 Spender. Um alle Krankenhäuser dauerhaft ausreichend versorgen zu können, seien in beiden Bundesländern täglich zusammen etwa 2300 Blutspenden erforderlich. Zuletzt seien es allerdings weniger als 1900 gewesen. „Derzeit leben wir sozusagen von der Hand in den Mund“, sagt der Sprecher des Dienstes, Markus Baulke.

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Bei dem Dienst in Springe werden die über das Deutsche Rote Kreuz organisierten Blutspenden aus den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt zentral gesammelt, medizinisch untersucht und auf Bestellung an die Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen in den Ländern ausgeliefert. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Deutsche Rote Kreuz in Bremen und Niedersachsen zusammen rund 296.000 Blutspender, sie hatten im Schnitt 1,84 Blutspenden abgegeben. Die Bilanz für dieses Jahr dürfte angesichts der aktuellen Lage geringer ausfallen, sind sich die Experten einig.

Was die Lage zusätzlich verschärft: Blutkonserven sind nicht lange haltbar, weshalb in kühleren Perioden keine größeren Bestände als Vorräte für solche Extremsituationen angelegt werden können. „Der Hauptteil der Blutspenden lässt sich nur vier Tage konservieren, andere sind bis zu acht Wochen haltbar“, sagt der Bremer DRK-Sprecher. Deshalb seien die Dienste über das ganze Jahr auf ein kontinuierlich hohes Niveau bei den Blutspenden angewiesen. „Noch haben wir Reserven, aber die Situation ist in diesem Jahr extrem“, betont Roewer.

„Der Engpass bei den Blutspenden ist derzeit glücklicherweise noch nicht bis in die Krankenhäuser durchgeschlagen“, sagt Rolf Schlüter, Sprecher des größten Klinikverbunds in Bremen, der Gesundheit Nord (Geno). Über ein eigenes Lager für Blutkonserven verfüge die Geno für ihre vier Häuser nicht, wie die anderen Krankenhäuser in Bremen beziehe der Verbund seine Konserven über den Blutspendedienst des DRK. Im Sommer würden grundsätzlich weniger geplante Operationen in den Kliniken stattfinden, „aber es ist nicht so, dass nichts los ist“. Kritisch könne sich ein Engpass auswirken, wenn seltene Blutgruppen betroffen seien.

Nicht nur die Dauerhitze ist ein Problem

Der Bremer DRK-Sprecher macht nicht nur die Dauerhitze für den Einbruch bei den Blutspenden verantwortlich: „In diesem Jahr befinden wir uns in einer außergewöhnlich ungünstigen Lage“, betont Roewer. „Zuerst hatten wir die Fußball-WM, solche großen Sportereignisse führen jedes Mal dazu, dass die Spendebereitschaft in dieser Zeit zurückgeht.“ Gleich nach dem Ende der WM begannen in Bremen und Niedersachsen die Sommerferien. „Und dazu die extrem hohen Temperaturen über viele Wochen. Das alles zusammen ist ein wirkliches Problem. Auf Ferien kann man sich vorbereiten, auf eine solche Konstellation mit wochenlanger Hitze nicht.“

Viele Menschen fürchteten bei hohen Temperaturen, durch eine Blutspende Kreislaufprobleme zu bekommen. Es bestehe kein nennenswert erhöhtes gesundheitliches Risiko, betont DRK-Sprecher Baulke aus Springe. Jeder Blutspender werde zunächst von einem Arzt untersucht. Man müsse bei Hitze nur deutlich mehr trinken als sonst. „Aber das halten wir alles bei den Spendeterminen bereit. Wenn man ausreichend trinkt, ist die Blutspende medizinisch kein Problem“, betont der Sprecher.

Laut DRK-Statistik wird heute das meiste Blut zur Behandlung von Krebspatienten benötigt. Es folgen Herzerkrankungen, Magen- und Darmkrankheiten, Sport- und Verkehrsunfälle. Bei schweren Unfällen könne es vorkommen, dass wegen bestimmter innerer Verletzungen mindestens zehn Blutkonserven pro Unfallopfer bereitstehen müssten.

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