Das lange angekündigte "Institut für Qualitätsentwicklung im Land Bremen" (IQHB) wird voraussichtlich zum 1. Februar gegründet. Die neue Einrichtung soll die Qualität des Unterrichts an den Bremer Schulen systematisch erfassen und mit seiner Fachkompetenz die Bildungsbehörde bei Verbesserungen unterstützen. Formal wird das IQHB der Behörde angegliedert, es soll aber ein hohes Maß an Unabhängigkeit genießen und – frei von Vorgaben – ein ungeschminktes Bild von der Realität an den Schulen erstellen. Diese Eigenständigkeit wird auch durch räumliche Distanz unterstrichen. Das Institut zieht nicht unter das Dach der Behörde am Rembertiring, sondern in ein Gebäude im sogenannten Tabakquartier in Woltmershausen.
Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) hat einen kleinen Kreis von Fachpolitikern der Regierungsfraktionen am Dienstagnachmittag von der bevorstehenden Gründung unterrichtet. In der kommenden Woche ist das IQHB Thema in der Bildungsdeputation. Mit dem Start Anfang Februar endet eine Hängepartie, die im politischen Raum für viel Kritik gesorgt hat, auch innerhalb des rot-grün-roten Regierungsbündnisses. Die Bürgerschaft hatte nämlich schon im Herbst 2017 beschlossen, dass ein Qualitätsinstitut ins Leben gerufen werden soll, damit die Wissensvermittlung an Bremer Schulen auf einer gesicherten Datenbasis systematisch verbessert werden kann. Als Vorbild gilt dabei Hamburg. Dort existiert ein solches Institut bereits seit 2012. Es hat nach Ansicht von Fachleuten wesentlich dazu beigetragen, dass sich das Leistungsniveau an den Schulen nach und nach verbesserte.
In Bremen kam der Gründungsprozess nach dem Bürgerschaftsbeschluss von 2017 nur sehr schleppend voran. Die konzeptionelle Vorarbeit blieb lange liegen, eine erste Ausschreibung zur Besetzung der Direktorenstelle musste ergebnislos beendet werden. Nach dem Amtsantritt von Sascha Aulepp nahm der Prozess dann erkennbar Fahrt auf. Die neue Bildungssenatorin holte sich die Leiterin des Hamburger Instituts, Martina Diedrich, als Beraterin ins Haus. Mit deren Hilfe wurden die organisatorischen und inhaltlichen Vorarbeiten forciert. Inzwischen gibt es ein Konzept, in dem die künftige Struktur des IQHB, seine Rolle und die Form seiner Anbindung an die Bildungsbehörde detailliert beschrieben sind.
Aufgaben des IQHB
In dem Papier, das dem WESER-KURIER vorliegt, werden mehrere Punkte genannt, die das Aufgabengebiet des IQHB umreißen. Der wichtigste ist die kontinuierliche Beschreibung des Ist-Zustandes an den Schulen. Dazu gehört auch die Weiterentwicklung der Diagnostik zur Kompetenzmessung bei den Kindern und Jugendlichen. Ein zweiter Punkt lautet "Rechenschaftslegung". Soll heißen: Schulleitungen und Lehrkräfte, aber auch die Bildungsbehörde selbst sollen in die Lage versetzt werden, Lernstand und Leistungsentwicklung der Kinder und Jugendlichen mit modernsten Methoden auszuwerten und zu reagieren. Das IQHB wird es also auch als seine Aufgabe ansehen, den Akteuren vor Ort die Erwartungen an die Qualitätsentwicklung der Bremer Schulen zu vermitteln und entsprechende Diskussionsprozesse zu begleiten.
Stellung des Instituts
Seit über das Projekt diskutiert wird, geht es auch um die Frage der Unabhängigkeit des IQHB. Schließlich soll die Einrichtung die vorhandenen Defizite an den Bremer Schulen beim Namen nennen und Vorschläge unterbreiten, wie es anders und besser geht. Differenzen mit den Fachabteilungen der Bildungsbehörde sind da nicht auszuschließen. Damit das Institut bei seiner Arbeit nicht gegängelt wird, soll es direkt dem Staatsrat in der Bildungsbehörde unterstellt werden und ansonsten autonom agieren können.
Start des Projekts
Mit der Gründung zum 1. Februar soll das IQHB seine Tätigkeit aufnehmen. Eine Rumpfmannschaft gibt es bereits, sie war bisher Teil der Bildungsbehörde. Ein Direktor beziehungsweise eine Direktorin muss allerdings noch gefunden werden. Die entsprechende Ausschreibung soll in Kürze folgen. Den entsprechenden Text gibt es zwar schon, die notwendige Abstimmung mit dem Personalrat steht aber noch aus, wie es am Dienstag aus dem Haus von Senatorin Aulepp hieß.