Familien bleiben auch im zweiten Pandemie-Sommer mit die wichtigsten Gästegruppen der Jugendherbergen zwischen Waterkant und dem Osnabrücker Land. Schon im Sommer 2020 hatten sie deutschlandweit mit rund 42 Prozent der Gesamtübernachtungen für einen großen Teil der Buchungen gesorgt. Aktuell habe sich dieser Trend noch verstärkt, parallel dazu, dass viele Menschen aufgrund der unsicheren Lage immer noch bevorzugt im eigenen Land Urlaub machen, sagt Maike Braun, Sprecherin des Landesverbands Unterweser-Ems vom Deutschen Jugendherbergswerk (DJH).
"Die aktuelle Auslastung und Buchungslage der 27 Jugendherbergen im Nordwesten ist zwar nicht auf Vor-Corona-Niveau, aber angesichts der schwierigen Lage in Ordnung", sagt auch Landesverbands-Geschäftsführer Thorsten Richter. "Wir sind in den Ferienmonaten Juli und August besser gebucht als 2020. Allerdings fehlen unsere beiden Hauptzielgruppen – Schulen und Gruppenreisen – auch diesen Sommer weitgehend." Genaue Zahlen zu Übernachtungen gibt das DJH nach Angaben von Sprecherin Braun unterjährig nicht heraus – im Jahr 2020 waren es in den Häusern des Landesverbands mit insgesamt 232.872 rund 67 Prozent weniger als im Jahr davor.
Als "vorsichtig optimistisch" beschreibt Braun den Blick der Häuser auf den Herbst. Nachdem im ersten Halbjahr die Klassenfahrtsaison erneut ausgefallen war, hoffe man nun, dass die Pandemielage ab September wieder Schul- und Gruppenreisen erlaube. "Aktuell sind die Buchungen für September und Oktober besser als 2020, aber ebenfalls bei weitem nicht auf Vor-Corona-Niveau", sagt Braun. "Insgesamt ist nach 2020 auch das Jahr 2021 ein schwieriges, weil sich die Nachfrage nur langsam erholt und die pandemische Lage unsicher bleibt." Entsprechend bleiben auch die Programme für künftige Klassenfahrten der aktuellen Situation angepasst, der Schwerpunkt liegt auf kontaktlosen Varianten von Teamtrainings und -spielen.
Auch die Bremer Jugendherberge wird bereits wieder von Schulen und anderen Institutionen angefragt – dort sind Übernachtungen aber erst ab dem Frühjahr 2022 wieder möglich. Seit dem vergangenen März mietet das Sozialressort das Haus an der Schlachte als Unterkunft für besonders schutzbedürftige Geflüchtete. Zustande gekommen war die Zusammenarbeit nach Angaben von David Lukaßen, Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne), aufgrund der guten Erfahrungen aus dem Jahr 2015, als sich auch die Bremer Jugendherberge an der Unterbringung der Flüchtlinge beteiligt hatte. Der Vertrag gilt bis Jahresende.
Die Bremer Jugendherberge ist aufgrund der Vermietung eine von vier Herbergen im Nordwesten, die keine finanziellen Hilfen aus Bundes- oder Landesmitteln bekommen hat. In den anderen Einrichtungen, sagt Geschäftsführer Richter, hätten die Überbrückungshilfen dazu beigetragen, dass die Gehälter der insgesamt etwa 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verbindung mit Kurzarbeit weiter bezahlt werden konnten. "Aus den größten Liquiditätsengpässen sind wir raus", sagt er. "Aber die Polster für Investitionen sind weg." Mittelfristig sei deshalb nicht auszuschließen, dass "der eine oder andere Standort gefährdet ist". Wie hoch die Hilfen sind, die die Herbergen im Norden in Anspruch genommen haben, ist laut Richter noch nicht zu beziffern. "Die Anträge sind noch nicht alle bearbeitet, teilweise müssen auch Mittel zwischen Bund und dem Land Niedersachsen verrechnet werden", sagt er.
Hundert Prozent Auslastung in Verden möglich
In den Jugendherbergen Verden und Worpswede hätten alle Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze behalten können, sagt Leiter Jan-Walter Feldmann. Durch die Corona-Hilfspakete und Kurzarbeiter-Regelungen seien sie insgesamt gut durch die Krise gekommen. Die Einrichtung in Worpswede sei derzeit zu 20 bis 25 Prozent ausgelastet. "Momentan haben wir vor allem Einzelgäste und Familien, also eher noch eine flaue Belegung." Für die Ferienzeit und danach hätten sich allerdings schon einige Schulklassen angekündigt, sodass ab August an einigen Terminen wieder eine hundertprozentige Auslastung möglich sei. Ähnlich ist ihm zufolge die Lage in Verden. "Ob wir die gebuchten Fahrten auch durchführen können, ist eine andere Frage", sagt er.
Auch die drei Schullandheime Dreptefarm, Haus am Paschberg in Wulsbüttel (Hagen) und Allmersschule in Bokel (Beverstedt) dürfen wieder Gäste beherbergen. Von einer guten Auslastung kann laut den Verantwortlichen aber nicht gesprochen werden. Anfragen für das kommende Jahr seien aber schon zu verzeichnen, sagt etwa Sönke Hofmann, Vorsitzender der Dreptefarm. Sie profitiert derzeit von der Zugehörigkeit zum Naturschutzbund, der seine Ferienfreizeiten wieder hochgefahren hat.