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Keine Klassenfahrten Jugendherbergen hoffen auf Hilfe

Den Jugendherbergen in der Region sind 2020 die regulären Übernachtungsgäste ausgeblieben. Für das Haus in Bremen gab es aber einen Sonderweg: Es wurde an die Sozialbehörde vermietet.
03.03.2021, 05:00 Uhr
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Jugendherbergen hoffen auf Hilfe
Von Sigrid Schuer

Einfach mal raus, mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühling freuen sich gerade auch Familien über jede Perspektive, die ein klein wenig Abwechslung verspricht. Dem Streben nach dem kleinen Urlaubsglück in Zeiten, in denen das große nach wie vor noch äußerst ungewiss ist, trägt nun der Deutsche Jugendherbergsverband Rechnung. In den warmen Monaten will er besonders für Familien „Fahrten ins Blaue“ zu bestimmten Jugendherbergen anbieten, das heißt zu Ausflugszielen in Deutschland, je nach Entwicklung des pandemischen Geschehens.

Deutschlandweit avancierten die Familien mit 42 Prozent der Übernachtungen im Corona-Jahr 2020 zur wichtigsten Gästegruppe der Herbergen. Das gilt auch für den Nordwesten, somit für das Bremer Umland und auch für Bremerhaven.

Die Bremer Jugendherberge geht einen Sonderweg. Sie ist seit dem ersten Lockdown und somit seit 27. März 2020 bis voraussichtlich Ende Mai 2021 an das Sozialressort vermietet und wird als Unterkunft für schutzbedürftige Geflüchtete genutzt, unter Einhaltung der Hygiene-Regeln. Was Herbergsgäste angeht sind die Übernachtungszahlen in Bremen dementsprechend rückläufig, die 2019 noch bei 45.906 lagen und 2020 um rund 88 Prozent auf 5.484 zurückgingen. Das Haus ist eines von vier Jugendherbergen im Landesverband Unterweser-Ems, die der Verband für Sondernutzungen zur Verfügung gestellt hat.

Jugendherberge in Bremen wird für Geflüchtete genutzt

Nach den guten Erfahrungen im Jahr 2015 mit der Unterbringung von Geflüchteten in einigen Jugendherbergen könne der Verband nun auch in Bremen wieder auf eine gute Kooperation mit den Behörden zurückblicken, heißt es. Hausleiterin Berta Demiroglu freut sich: „Es war sehr schön, in dieser tristen Corona-Zeit Leben im Haus zu haben und einen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie zu leisten“. Mit dieser Art von Sondernutzung könne zumindest ein Teil der teilweise dramatischen Einnahme-Ausfälle im Nordwesten kompensiert werden. Andere Jugendherbergen wurden in den vergangenen Monaten kurzerhand zu Impfzentren, Frauenhäusern oder in einem Fall sogar zu einem Seemannsheim umfunktioniert.

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Denn vor allem bei ihren beiden Hauptzielgruppen verzeichnen die Jugendherbergen im Nordwesten für das vergangene Jahr Verluste. Der Übernachtungs-Rückgang bei den Schulfahrten liegt demnach bei rund 94 Prozent, hier zählten die 27 Häuser im Krisenjahr gerade einmal rund 19.000 Übernachtungen, 2019 waren es noch knapp 283.000. Und mehr als 104.000 Übernachtungen weniger (minus 70 Prozent) zählt der Jugendherbergsverband zudem bei den Freizeitgruppen wie Sportvereinen, Musik- oder Jugendgruppen. Es ist normalerweise die drittstärkste Gästegruppe der Jugendherbergen.

„Wir blicken auf ein extremes Jahr zurück. Das Coronavirus hat die Welt auf den Kopf gestellt und auch für uns bis dahin unvorstellbare Maßnahmen erforderlich gemacht“, bilanziert Thorsten Richter, Geschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH), Landesverband Unterweser-Ems. Er sagt: „Die Lage ist ernst. Wir befinden uns nach wie vor in einer historischen und existenzbedrohenden Situation." Trotzdem hoffe man, der Krise am Ende zu trotzen. „Alle unsere rund 630 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zwar in Kurzarbeit, aber noch an Bord. Das ist ein sehr großer Etappensieg“, so Richter weiter. Standort-Schließungen gebe es bisher im Nordwesten bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

Verbot von Klassenfahrten trifft Jugendherbergen hart

Finanzielle Hilfen von Bund und Ländern hätten sich hierbei positiv ausgewirkt. Absehbar ist für das Deutsche Jugendherbergswerk schon jetzt, dass auch für 2021 Beihilfen aus den bestehenden Programmen nötig sein werden, um das Überleben der Einrichtungen zu sichern. Bis zu den Sommerferien sind alle Schulfahrten von Schulen aus Nordrhein-Westfalen schon jetzt untersagt. Das Verbot trifft die Jugendherbergen im Nordwesten erneut, Klassenfahrten machen in den Monaten Mai und Juni in normalen Jahren mindestens 60 Prozent der Belegung aus. „Aktuell müssen wir damit rechnen, dass bis zu den Sommerferien lediglich Familienübernachtungen und berufsbedingte Gruppenübernachtungen stattfinden können“, sagt Geschäftsführer Richter. Und er fügt hinzu: „Eine Prognose zu möglichen Wiedereröffnungen einzelner Jugendherbergen ist im Moment leider noch nicht möglich. Dies ist abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie und den Entscheidungen von Bund und Ländern.“

Er betont aber, der Jugendherbergsverband sei auf jeden Fall mit einem peniblen Hygiene-Konzept und großzügigen, flexiblen Storno-Regeln vorbereitet für die neue Saison.

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