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Teil-Umzug der Bremer Uni "Jura passt sehr gut in die Innenstadt"

Der Fachbereich Jura an der Uni Bremen zieht am 1. Obtober an den Domshof. Was sagt der Dekan zum Wechsel in die Innenstadt?
30.05.2024, 05:00 Uhr
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Von Jürgen Hinrichs

Herr Calliess, im Oktober ist es so weit – Sie ziehen in die Innenstadt. Ein ganzer Fachbereich verlässt den Campus in Horn. Ist das gut oder schlecht?

Gralf-Peter Calliess: Wir freuen uns sehr. Das ist eine tolle Chance für unsere Fakultät. Zuerst war ja geplant, dass wir auf dem ehemaligen Sparkassengelände am Brill Platz nehmen. Das wäre auch schön gewesen. Aber so: Einen besseren Ort als den Domshof kann es gar nicht geben. Und dann beziehen wir auch noch ein Gebäude, das erst ein paar Jahre alt ist. Wir betrachten das als Privileg, dort forschen und lehren zu dürfen. Viele Studierende werden sich später im Leben mit Freude daran erinnern.

Sie sitzen am Domshof aber mehr oder weniger allein. Dann fehlt doch der Austausch mit anderen Fachbereichen der Universität.

Im Alltagsgeschäft wird das kein Problem sein, so viele Schnittstellen gibt es nicht. Und wenn Gremiensitzungen anstehen, können wir häufiger zu uns einladen. Die Kollegen und Kolleginnen kommen sicher gerne in die Innenstadt. Was Sie ansprechen, ist aber trotzdem ein Punkt, und es gibt zusätzlich den Nachteil, dass wir am neuen Standort vorerst nur einen provisorischen Hörsaal haben werden. Damit das aber klar ist: Beim Umzug sind die Vorteile meilenweit voraus.

Wie sehr, können Sie gleich gerne darlegen. Vorher bitte kurz noch etwas zum Hörsaal: Gibt es Pläne für einen Neubau? Und wo werden bis dahin die Vorlesungen gehalten?

Es ist zum Beispiel darüber diskutiert worden, ein Parkhaus zu nutzen. Der Umbau soll, wie mir erzählt wurde, aber an statischen Problemen scheitern. Wir benötigen einen Saal mit rund 300 Plätzen. Gerne hätten wir als Provisorium das Haus der Bürgerschaft genommen. Nun ist es der Kleine Saal der Glocke geworden.

Die Vorteile – da könnte man als erstes die Belebung der Innenstadt nennen. Oder?

Das wird Effekte haben, da bin ich mir sicher. Ich kenne das aus Göttingen. Die Infrastruktur wird sich ändern und stärker auf junge Menschen zugeschnitten sein. Mit den Vorteilen meine ich aber zuallererst die künftig viel stärkere Verzahnung mit den Gerichten, Kanzleien und Kammern. Richter und Referendare, die bei uns lehren, haben es nicht mehr weit bis zu den Seminarräumen. Studierende müssen von ihrem Arbeitsplatz am Domshof nur ein paar Schritte gehen, um bei den Gerichten Verhandlungen zu verfolgen. Arbeitsrechtler besuchen die benachbarte Arbeitnehmerkammer. Spezialisten für Verbraucherrecht kommen mit der Verbraucherschutzzentrale zusammen. Kurzum: Jura passt sehr gut in die Innenstadt. Wir sind dort übrigens auch jetzt schon präsent – mit Veranstaltungen zum Beispiel im Haus der Wissenschaft, in der Glocke, im Europapunkt oder in der Handelskammer.

Wie muss man sich den täglichen Betrieb vorstellen? Wird der Domshof an der Ecke zum Rathaus zu einem quirligen Ort? Betrieb von morgens bis abends? Gerne auch unter Beteiligung anderer, die nicht zum Fachbereich gehören?

Natürlich wird nicht immer gleich viel los sein. Es gibt Semesterferien. Die Bibliothek, unser Herzstück, hat aber auch zu der Zeit geöffnet – an fünf Tagen in der Woche von acht Uhr morgens bis zehn Uhr abends. Offen für alle wird die Kassenhalle im Erdgeschoss sein. Dort plant das Studierendenwerk eine Cafeteria. Ganz oben in dem Gebäude lädt die Mensa ein, außerdem gibt es auf der Etage Veranstaltungsräume mit einem wundervollen Ausblick. Das alles gehört nicht einem einzelnen Fachbereich oder der Universität – das gehört der ganzen Stadt.

Das Gespräch führte Jürgen Hinrichs

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Zur Person

Gralf-Peter Calliess (56) hat in Göttingen Jura studiert und ist 2007 an der Universität Bremen zum Professor ernannt worden. Sein Spezialgebiet ist internationales Recht. Seit 2019 fungiert Calliess als Dekan des juristischen Fachbereichs.

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